Von Training bis Hauptrennen verlief das Wochenende von Fabio Leimer perfekt, aus für ihn unerklärlichen Gründen - Am Sonntag schlug dann das Pech wieder zu
© Foto: Glenn Dunbar/GP2
Fabio Leimer erlebte beim zweiten GP2-Wochenende in Bahrain ein Deja vu: Der Racing-Engineering-Pilot war wie in Malaysia im Hauptrennen unantastbar, musste das Sprintrennen aber erneut ohne Punkte abhaken. Dabei sah der Schweizer im Training und im Qualifying wie der große Dominator aus: Eine knappe Sekunde brummte er dem Rest des Feldes auf. Wie er das Wochenende erlebt hat, was am Sonntag schieflief, und warum er über die vier Podestplätze von Stefano Coletti noch unbesorgt ist, das erzählt der 24-Jährige im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.
Frage: "Fabio, du warst im Freien Training und im Qualifying kaum zu stoppen. Woher kam diese Dominanz?"
Fabio Leimer: "Ich kann es mir eigentlich auch selber nicht erklären. Im Freien Training habe ich schon gemerkt, dass mir die Strecke sehr gut liegt, weil ich schon sehr oft dort gefahren bin. Das Auto war auch sehr, sehr gut. Ich habe im Training aber noch gedacht, dass ich vielleicht eine perfekte Runde und die anderen Verkehr hatten. Aber ich war mir eigentlich sehr sicher, dass es im Qualifying viel enger wird. Am Schluss hatte ich dann dort aber nochmal eine Sekunde Vorsprung. Da war ich erstaunt, weil ich es mir selber nicht erklären konnte. Die Runde war ziemlich perfekt, ich hatte nur ganz leichten Verkehr, aber dass ich mit dem zweiten Satz eine Sekunde herausholen kann, hätte ich nie gedacht."
Frage: "In Malaysia hattest du dir extra den zweiten Reifensatz im Qualifying gespart. Wieso bist du in Bahrain noch ein zweites Mal gefahren?"
Leimer: "Das Problem war, dass ich mit dem ersten Reifensatz nur drei Zehntel schneller war als Ericsson, weil ich in der ersten fliegenden Runde ziemlich viel Verkehr hatte. Dann ging Ericsson noch einmal raus und hat sich im ersten Sektor verbessert - er war schneller als ich. Dann haben wir uns entschieden, wir wollen jetzt die Pole-Position. Die gibt natürlich noch einmal Punkte (vier Zusatzpunkte; Anm. d. Red.), die wir in Malaysia leider verloren haben. Ich habe auch ganz klar gesagt, ich mache nur eine fliegende Runde mit dem zweiten Satz. Wenn er funktioniert, dann ist es okay, wenn nicht dann komme ich rein. Dann hatte ich eine Runde und die hat perfekt zusammengepasst, und habe so dann die Pole-Position geholt."
Frage: "Warst du dir dann sicher, dass du auch das erste Rennen gewinnen wirst?"
Leimer: "Nein, klar ist das nie. Das Auto ist im Qualifying komplett anders als im Rennen. Wenn man in der Quali sehr schnell ist, heißt das nicht gleich, dass man im Rennen auch schnell ist. Ich habe schon gewusst, dass wir ein sehr, sehr gutes Auto haben. Aber am Schluss kann im Rennen alles passieren: ein schlechter Start, ein Unfall oder was auch immer. Darum war das gar nicht klar. Es war natürlich viel einfacher von der Pole-Position zu starten, weil man vorne keinen Verkehr hat. So kann man noch mehr auf die Reifen schauen. Aber am Schluss muss man das Rennen auch immer ohne Fehler zu Ende fahren."
Frage: "Das Wochenende hielt auch ein negatives Deja vu für dich bereit, wie in Malaysia konntest du im Sprintrennen keine Punkte holen. Was war los?"
Leimer: "In Malaysia habe ich mein Auto im zweiten Rennen in der ersten Runde beschädigt, und jetzt war in Bahrain genau das gleiche. Der Frontflügel von Alexander Rossi ist in der Seite meines Autos steckengeblieben. Dann hatte ich sehr große Turbulenzen und auch starke Vibrationen. Es war sehr schwer, das Rennen überhaupt zu Ende zu fahren. Es ist sehr schade, dass ich im zweiten Rennen keine Punkte geholt habe - sowohl in Malaysia als auch in Bahrain. Ich habe keine Angst, dass ich zu langsam bin. Das Hauptproblem im Sprintrennen war immer, dass ich mein Auto in der ersten Runde beschädigt habe, und es so ziemlich schwer war, das Rennen zu Ende zu fahren."
Frage: "Dein Meisterschafts-Konkurrent Stefano Coletti stand in jedem Rennen bisher auf dem Podium. Kann man sagen, dass er die Konstanz hat, die dir gerade ein bisschen fehlt?"
Leimer: "Es ist wichtig, dass man im Hauptrennen gewinnt, das habe ich jetzt zweimal geschafft. Im Sprintrennen kann ich gerade noch nicht viel sagen, weil das Auto immer bereits in der ersten Runde kaputt war. Darum war es auch noch nicht möglich, wirklich etwas über die Konstanz zu sagen. Ich bin überzeugt, wäre das Auto in Malaysia oder in Bahrain nach der ersten Runde noch ganz gewesen, dann hätte ich 100 prozentig auch nach vorne fahren können."
"Die Meisterschaft ist noch lang. Es wird auch für ihn mal ein Wochenende geben, wo es für ihn vielleicht auch nicht so schnell möglich ist, am Sonntag von hinten nach vorne zu fahren - dafür für mich dann. Darum mache ich mir im Moment noch gar keine Gedanken. Ich habe schon zwei Hauptrennen gewonnen und im Sprintrennen habe ich eigentlich gar keine Angst. Wenn ich mal die erste Runde mit dem Auto überleben würde, dann bin ich überzeugt, dass ich auch nach vorne fahren kann."
Frage: "Also kann man sagen, dass es für dich bisher der erhoffte Start war?"
Leimer: "Ja, schon. Aber klar hätte ich im Sprintrennen auch viel lieber schon Punkte gesammelt. Aber wie schon gesagt, in beiden Rennen war das Auto im Arsch. Es ist natürlich schwer, das Rennen so zu Ende zu fahren, wie man es sich vorstellt. Ohne das sieht es wieder ganz anders aus."