Fabio Leimers Chancen auf den GP2-Titel schwinden nach dem zweiten punktlosen Rennwochenende in Folge, doch noch wirft der Schweizer die Flinte nicht ins Korn
© Foto: Alastair Staley/GP2
Sieg oder Nullnummer: Für Fabio Leimer gibt es in dieser Saison bisher keine andere Alternative. Nach zwei Siegen an den ersten beiden Wochenenden, ging der Schweizer in den letzten fünf Rennen leer aus und musste zuschauen, wie Stefano Coletti (Rapax) an der Spitze immer weiter enteilt. In Monaco war es ein Startunfall mit Johnny Cecotto jnr. (Arden), der den Racing-Engineering-Pilot um alle Chancen im Fürstentum brachte. Wie er diese Szene erlebt hat, warum er glaubt, Coletti im Kampf um die GP2-Krone noch einholen zu können, und welche Steine ihm das Reglement in den Weg legt, das erzählt er im Interview mit 'Motorsport-Total.com.
Frage: "Fabio, du bist hervorragend in die Saison gestartet, jetzt gab es allerdings für dich zwei Rennwochenenden lang nichts zu holen. Was war los?"
Leimer: "Ich denke, es ist ganz einfach zu erklären: Ich habe mir an beiden Rennwochenenden gleich in der ersten Runde das Auto beschädigt. In Barcelona habe ich den Frontflügel verloren, und dann musste ich in die Box kommen. In Monaco hat man es gesehen: Cecotto hat viel zu spät gebremst und hat den Scheitelpunkt für mich zugemacht. Ich konnte nichts anderes mehr tun, als geradeaus zu fahren. Ich bin leider nicht mehr um die Kurve gekommen, und bin ihm dann auch hinten ins Heck gefahren."
"Natürlich ist es dann in der GP2 ganz schwer. Wenn man im ersten Rennen schon rausfällt, muss man im zweiten hinten starten. Dann ist es sehr, sehr schwierig überhaupt noch Punkte einzufahren. Das Hauptproblem war eigentlich, dass ich bei beiden Rennen im ersten Lauf einen Unfall hatte."
Frage: "Findest du es richtig, dass sie Johnny Cecotto ein Rennsperre gegeben haben?"
Leimer: "Klar war es für mich verheerend, was er gemacht hat, weil ich das ganze Wochenende verloren habe. Aber eigentlich war es einfach ein Verbremser. Es war kein Riesenfehler, und das Chaos kam eigentlich von hinten - mit Kevin Ceccon, der Sam Bird hintendrauf gefahren ist. Dann hat sich das zweite Chaos noch gebildet. Ich denke die Strafe war schon sehr, sehr hart für das, was er gemacht hat. Aber das ist für mich eigentlich egal. Für mich war das Rennwochenende gelaufen, und das war natürlich sehr, sehr schade."
Frage: "Nach dem Unfall haben die Marshalls einige Fahrer angeschoben, andere - wie du - sind noch einmal in die erste Kurve zu ihren Autos gesprintet, um zu schauen, ob noch etwas geht. Hast du wirklich geglaubt, dass du mit deinem Auto noch einmal starten kannst?"
Leimer: "Nein, für mich war es eigentlich schon klar, weil ich die Vorderräder gesehen habe. Aber sie (das Team; Anm. d. Red.) haben gesagt, ich soll trotzdem nochmal zum Auto zurück. Vielleicht hätten sie ja das Auto zurück in die Startaufstellung bringen können, damit das Team die Möglichkeit gehabt hätte, das Auto noch einmal zu flicken. Aber für mich war eigentlich schon klar, dass es eh vorbei war."
Frage: "Wie motiviert man sich am Sonntag, wenn man hinten steht und weiß, überholen wird schwer?"
Leimer: "Monaco ist immer etwas Spezielles. Für mich war wichtig, dass ich eine sehr gute Quali mache. Das war eigentlich auch okay. Ich hatte einen sehr, sehr guten Start - und dann wäre auch viel möglich gewesen. Aber wenn man natürlich weiß, man muss im zweiten Rennen hinten starten, hofft man, dass es wieder ein Riesenchaos gibt. Aber nach dem ersten Rennen hatten alle Piloten ein wenig Angst, denke ich, und haben umso mehr aufgepasst. Darum war für mich eigentlich schon klar, dass im zweiten Rennen nichts passieren wird."
"Dann war es eigentlich ein sehr langweiliges Rennen. Ich bin einfach hinterhergefahren, und wollte auch nichts Blödes riskieren, nur um auf Position zwölf oder elf zu sein. Es gibt ja eh keine Punkte. Nicht, dass ich noch eine Strafe für Silverstone kassiert hätte. Ich kann mir einfach nichts mehr erlauben. Ich muss die Hauptrennen unbedingt gewinnen, und noch sehr viele Punkte sammeln. Darum bin ich in Monaco eher auf die sichere Variante gefahren."
Frage: "Kannst du Coletti noch einholen?"
Leimer: "Ja, ich denke es ist noch alles möglich. Wir hatten jetzt bereits vier Rennwochenenden - und wir haben noch sieben. Das heißt, wir haben noch mehr als die Hälfte. Ich kann noch mehr Punkte gutmachen als ich verloren habe. Darum ist noch alles möglich. Ich muss einfach hoffen, dass es für mich auch mal wieder klappt, dass ich ein Rennen gewinnen kann - oder zumindest ein Rennen ohne Unfall fertig fahren kann. Dann ist es sicher noch möglich aufzuholen!"
Frage: "Findest du die Regelung mit der umgedrehten Startaufstellung fair? Immerhin hat Coletti drei von vier Sprintrennen gewonnen..."
Leimer: "Wenn man in der Qualifikation ein schlechtes Auto hat, kann man wenigstens nach vorne fahren. Man kann hoffen, im zweiten Rennen noch gute Punkte zu sammeln. Für mich ist es natürlich immer genau das Falsche. Ich bin im ersten Rennen rausgeflogen und musste dann eh von hinten starten. Darum war es für mich nicht so gut. Coletti hat noch kein Hauptrennen gewonnen, sondern bis jetzt einfach nur die Sprintrennen. Es ist natürlich schon sehr schade, wenn jemand die Meisterschaft anführt, der einfach in den Sprintrennen immer gut Punkte einfährt. Aber am Schluss ist das Reglement so, alle Fahrer kennen es - und da muss man sich einfach damit abfinden und das Beste daraus machen."