Die Formel E als Motorsportbühne für viele Hersteller: Ex-Formel-1-Pilot Mark Webber erwartet harten Wettbewerb - Strietzel Stuck: "Kleine Schritte sind richtig"
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Die Formel E entwickelt sich immer mehr zum Tummelplatz der Werke. Renault/Nissan ist schon in der Szene, Jaguar, DS (Citroen) und Audi ebenso. In den kommenden Jahren werden BMW, Porsche und Mercedes hinzukommen und die Elektrorennserie zu einem "heißen Pflaster" werden lassen, meint Ex-Formel-1-Star Mark Webber. Der heutige Porsche-Markenbotschafter erwartet großen Sport und harten Wettbewerb.
"Vor zwei, drei Jahren haben alle die Augen aufgerissen und sich gefragt, wie das wohl funktioniert", sagt Webber im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Es ist ganz klar, dass Elektromobilität in Zukunft ein sehr großes Thema in der Automobilindustrie sein wird. Das betrifft nicht nur Straßenautos, sondern auch alles, was auf den Rennstrecken passiert. Für Porsche ist es die perfekte Begleitung zum Projekt Mission E. Es ist für Porsche ein absolutes Muss, bei dieser Art Rennsport dabei zu sein."
"Der Wettbewerb zieht die Hersteller in diesem Themengebiet an. Aber es ist noch recht früh. Der richtige Wettlauf beginnt erst noch", sagt Webber. "Ich bin ganz sicher, dass die Formel E so hart umkämpft sein wird wie sonst kaum etwas anderes. Ich sage nicht, dass es die schnellste Rennserie der Welt wird, aber die am härtesten umkämpfte. Es wird extrem schwierig werden, dort zu gewinnen. Die gesamte Serie und die Autos werden sich noch gewaltig weiterentwickeln."
Mit der Beteiligung von zahlreichen Herstellern rückt man automatisch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Kehrseite: Wettbewerb von Werksteams treibt oft die Kosten hoch. "Wer behauptet, dass Alejandro Agag das nicht im Griff behält, der hat Mut. Sie müssen auf sportlicher und technischer Seite mit Vorsicht und Stärke agieren - das wissen sie. Im Wettkampf der vielen Hersteller müssen sie so etwas wie die Polizei spielen. Den Rest müssen die Hersteller dann nur noch auf den Strecken ausfechten."
Stuck mahnt zu Vorsicht: In kleinen Schritten weitergehen
"Da muss man sehr aufpassen", meint DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck, "aber Alejandro Agag ist sehr clever. Er genießt hohes Ansehen und findet Gehör bei den Herstellern. Ich denke, dass es auf Grundlage dessen es möglich sein wird, dass es nicht komplett ausufert." Die schrittweise Entwicklung der Technologie und die Aufstellung eines Rennkalenders mit dem nötigen Augenmaß sei Grundlage für einen auch finanziell gesunden Wettbewerb in der Formel E.
"Wenn all die Hersteller kommen und auch nur ein einziger dann zig Millionen in die Entwicklung an einer Stelle pulvert, dann haben wir das gleiche wie in Formel 1 oder LMP1. Das braucht keiner", sagt Stuck. "Die Formel E muss in kleinen Schritten weitermachen. Die Entwicklungen müssen nach und nach erfolgen und anderen zur Verfügung gestellt werden. Das Gute ist, dass es ein Einheitschassis ist, also die ganze Aero-Entwicklung wegfällt. Das sorgt auch dafür, dass der Fahrer mehr Unterschied ausmacht. Der muss nämlich der Kapitän an Bord sein."
Neben den Namen der großen Automobilhersteller hat die Formel E ein weiteres Pfund, mit dem man wuchern kann: Das Fahrerfeld ist enorm prominent besetzt. Auch Piloten, die der Szene zuvor kritisch gegenüber gestanden haben, sind nun involviert. Für Ex-Porsche-LMP1-Pilot Mark Webber ist klar, dass die Szene sich diese Anerkennung redlich verdient hat. Formel E sei echtes Racing und nicht nur Lifestyle, betont der Australier.
"Ich empfinde die Formel E als echten Rennsport", sagt Webber. "Ich kenne ein paar von den Fahrern in der Serie und weiß, dass das richtig gute und schnelle Jungs sind. Der Wettbewerb in diesen Autos ist nicht so einfach. Aber ich verstehe, dass manchem der Sound abgeht. Aber das ist ja nicht nur in der Formel E ein Thema, sondern in der Formel 1 ist das kaum anders."