Sam Bird heißt der Sieger des GP2-Hauptrennens von Monaco, das bereits in der ersten Kurve neun Autos verlor - Leimer, Frijns und Cecotto früh raus
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Es sollte die ganz große Monaco-Party werden, doch am Ende wurde es ein großes Crashfestival. Gleich zu Beginn sorgte die GP2-Serie im Fürstentum für den großen Knall. Aus allem unbeschadet herausgehalten hat sich Sam Bird, der nach 42 Runden als souveräner Sieger abgewunken wurde. Der Brite holte nach dem Sprintrennen von Bahrain den zweiten Sieg für die Oscherslebener Mannschaft Russian Time.
In einem Rennen, das nach einer Kurve schon fast das halbe Starterfeld einbüßen musste, konnte es keinen anderen Gewinner als Sam Bird geben. Auf Rang zwei fuhr überraschend der Italiener Kevin Ceccon (Trident), der GP3-Meister Mitch Evans (Arden) in Schach halten konnte. Die Meisterschaftsfavoriten Felipe Nasr (Carlin), James Calado (ART) und Stefano Coletti (Rapax) kamen geschlossen auf die Ränge fünf bis sieben.
Für den Schweizer Fabio Leimer (Racing Engineering) war das Rennen hingegen schon in der ersten Kurve gelaufen - genau wie für acht andere Piloten, inklusive Polesitter Johnny Cecotto jnr. (Arden). Daniel Abt (ART) kam nach einem ereignisreichen Rennen mit zwei Runden Rückstand als 16. und Letzter ins Ziel, Simon Trummer (Rapax) wurde 19. Eine gute Leistung zeigte hingegen der Österreicher Rene Binder (Lazarus), der als Siebter sein bestes GP2-Resultat einfuhr und morgen mit dem zweiten Startplatz belohnt wird.
Startunfall sorgt für lange Unterbrechung
Überschattet wurde das Rennen allerdings von einem Startunfall, der neun Autos aus dem Rennen nahm und 40 Minuten Rennunterbrechung nach sich zog. Johnny Cecotto jnr. kam von der Pole schlecht weg und verbremste sich in der Sainte Devote. Der Venezolaner schlug in den Reifenstapel ein und nahm dabei auch Leimer mit ins Aus, der auf das Auto von Cecotto aufstieg. Parallel drehte der zweite Racing-Engineering-Pilot Julian Leal Jolyon Palmer (Carlin) um. Es folgte ein wildes Durcheinander, dem nur wenige Piloten entrinnen konnten.
Spektakulär war auch das Ende von Marcus Ericsson (DAMS) dabei, der Tom Dillmann (Russian Time) auf seinem Boliden stehen hatte. Daniel Abt hatte Glück im Unglück: Der Deutsche reagierte schnell genug und konnte einen Unfall vermeiden, wurde lediglich von Rene Binder von hinten leicht touchiert. Pech hingegen hatte Sauber-Testpilot Robin Frijns, der ebenfalls aus dem Rennen genommen wurde. Kurioserweise stieg auch Kevin Ceccon Sam Bird aufs Heck, doch beide konnten nach Reparaturen in der Startaufstellung weiterfahren und auf eins und zwei ins Ziel kommen.
Was folgte, war eine 40-minütige Pause, die aber besondere Unterhaltung bot. Abt wurde mehrfach von den Streckenposten angeschoben, doch sein Bolide wollte nicht wieder anspringen - im Gegensatz zum Lazarus von Rene Binder. Abt wurde schließlich rückwärts in die Startaufstellung geschoben und verlor somit zunächst eine Runde, was später von der Rennleitung jedoch korrigiert wurde.
Bird hat alles im Griff
Auch andere Piloten wie Leimer, Ericsson oder Frijns, die schon in der Box warteten, joggten zur ersten Kurve, um noch einmal Starthilfe zu erfahren - doch bei ihren beschädigten Boliden war nichts mehr zu machen. Damit hatte die GP2 nach der ersten Kurve schon neun Autos eingebüßt: Fabio Leimer, Robin Frijns, Marcus Ericsson, Johnny Cecotto jnr., Julian Leal, Jolyon Palmer, Alexander Rossi, Nathanael Berthon und Kevin Giovesi.
Der Führende hieß zu dem Zeitpunkt Mitch Evans. Der Arden-Pilot setzte sich am Restart (hinter dem Safety-Car) von Sam Bird, Kevin Ceccon und Felipe Nasr ab. Es folgte die übliche Monaco-Prozession, die Änderungen nur durch die Pflicht-Boxenstopps zuließ. Durch seinen Halt in der Box rutschte Evans schon kurze Zeit später hinter Ceccon, während Bird vorne eine schnelle Runde nach der anderen drehte, und zeitweise drei Sekunden schneller war als seine Konkurrenten.
Das reichte dem Briten auch, um nach seinem Boxenstopp die gewonnene Führung zu behalten - vor Rene Binder, der sich lange Zeit auf dem zweiten Platz hielt, bevor er in Runde 29 seine Boxencrew aufsuchte, und sich auf Rang sieben wieder einsortierte. Das bedeutet auch, dass Binder morgen von Rang zwei aus ins Rennen geben kann - in Monaco sicherlich nicht die ungünstigste Ausgangsposition.
Gebrauchter Tag für Abt
Derweil hatte sich Abt am Ende des Feldes in Zweikämpfe verstrickt. Zwar lag er als Zwölfter außerhalb der Punkte, dennoch probierte der Kemptener alles, um noch weiter nach vorne zu kommen. Das wurde ihm in Runde 28 auch zum Verhängnis. In der engen Rascasse-Kurve versuchte er sich an Rio Haryanto (Barwa Addax) vorbeizuquetschen und schickte den Indonesier in die Mauer. Dafür kassierte der ART-Pilot eine Durchfahrtsstrafe und musste zusätzlich noch zu einem Reparaturstopp an die Box kommen.
Ganz gebraucht wurde der Tag des Deutschen, als er fünf Runden vor dem Ende in der Auslaufzone der Mirabeau stand, und erst nach einer Ewigkeit den Rennbetrieb fortsetzen konnte. Am Ende fehlten ihm zwei Runden auf Sieger Sam Bird. Dieser drehte an der Spitze derweil einsam seine Runden. Am Ende hatte der Russian-Time-Pilot 22 Sekunden Vorsprung auf Ceccon und Evans hinter ihm. Hinter dem Favoritentrio Nasr, Calado und Coletti sicherten sich Binder und Adrian Quaife-Hobbs (MP) die Plätze sieben und acht und damit die besten Ausgangspositionen für morgen.
Die letzten Zähler staubten Stephane Richelmi (DAMS) und Daniel de Jong (MP) ab. Der Niederländer hatte zuvor wegen Überfahren der Linie am Boxenausgang ebenfalls eine Durchfahrtsstrafe kassiert. Derzeit schaut sich die Rennleitung noch einmal den Vorfall in Kurve eins an, und entscheidet über mögliche Strafen, die am Rennausgang vorne aber nichts mehr ändern sollten. Das Sprintrennen wird morgen um 16:10 Uhr gestartet.