In dieser Woche soll der neue Formel-2-Bolide für 2018 vorgestellt werden: Teams ratlos über Halo-Einführung, doch Alfonso de Orleans-Borbon wünscht sich Verzicht
© Foto: xpbimages.com
Die Formel 2 fährt in dieser Woche in Richtung Zukunft. Im Rahmen des Formel-1-Wochenendes in Monza soll der neue Bolide für die kommenden Saisons präsentiert werden. Der alte Dallara GP2/11 hat nach sieben Jahren und mehrfacher Verlängerung der Laufzeit endlich ausgedient und die Teams können es kaum erwarten, Informationen zum neuen Fahrzeug zu bekommen. Denn die sind selbst für die Rennställe noch ein Geheimnis.
Das Auto wird den Formel-2-Teams erst in dieser Woche im Rahmen einer Präsentation vorgestellt, bevor es in Monza kurze Zeit später auch der Öffentlichkeit präsentiert wird. Die größte Frage, die sich dabei alle stellen: Wird das Kopfschutzsystem Halo eine Rolle spielen? 2018 wird Halo in der Formel 1 Einzug halten, die Formel 2 könnte mit dem neuen Auto gleichziehen. Doch ob es kommt, wird selbst für die Teams eine Überraschung.
"Wir werden es erst in Monza wissen", sagt Racing-Engineering-Teamchef Alfonso de Orleans-Borbon gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Eigentlich sieht der langfristige Plan des Automobil-Weltverbandes FIA diesen Schritt vor: "Wir haben gehört, dass wir es vielleicht haben sollten. Die FIA möchte Halo in jeder Serie entwickeln", erklärt DAMS-Geschäftsführer Francois Sicard. "Wir hatten ein paar Diskussionen und wissen, dass es in der Pipeline ist, um es in Nachwuchsserien einzusetzen."
Aber: "Ich weiß nicht, ob es schon im kommenden Jahr eingeführt werden wird", zuckt der Franzose gegenüber 'Motorsport-Total.com' mit den Schultern, und auch Prema-Teamchef Rene Rosin kann nur auf die Präsentation in Monza verweisen. Vorher gibt es von den Offiziellen der Formel 2 und von Dallara keine Informationen zum neuen Boliden ab der Saison 2018.
Alfonso de Orleans-Borbon: Halo ist obsolet
Ob man Halo in der Formel 2 überhaupt braucht, nachdem es schon in der Formel 1 größtenteils auf Ablehnung stößt, ist die andere Frage. De Orleans-Borbon hält den Schritt hin zum Kopfschutz nicht für notwendig: "Halo finde ich für die Formel 1 schon etwas zu viel des Guten", winkt der Teamchef ab. "Die Halteseile der Reifen sind schon viel stärker als zu der Zeit, in der die Reifen abgeflogen sind, sodass Halo eigentlich schon obsolet ist. Und wenn es ein kleines Teil wie bei Massas Unfall ist, dann wird Halo sehr wahrscheinlich nicht helfen. Es könnte den Fahrer an anderen Stellen treffen."
Außerdem glaubt er, dass Halo den Fahrer bei einem Überschlag sogar noch mehr gefährde als vorher. "Ein Formel-2-Auto kann ziemlich viel aushalten, ohne dass ein Fahrer Probleme bekommt. Ich hoffe nicht, dass sie Halo auf das Formel-2-Auto packen, weil ich es mehr als Gefahr sehe als ohne", sagt der Spanier.
DAMS-Geschäftsführer Francois Sicard ist hingegen gespaltener Meinung. Aus Sicht eines Motorsportfans würde er einen Halo-Verzicht befürworten, doch aus Sicherheitsgründen würde er das System begrüßen. "Wenn es um Sicherheit geht, sind wir Franzosen", erklärt er. "Für uns war der Tod von Jules Bianchi ziemlich schwierig zu akzeptieren. Als Franzosen sind wir vielleicht etwas sensibler, was die Sicherheit angeht."
Formel 2 nicht mit Formel 1 vergleichbar?
Sein Credo ist: "Wenn es auch nur das Leben eines Fahrers rettet, ist das genug, um es zu akzeptieren." Doch die Streitfrage ist eben, ob es überhaupt so weit kommt. Da hat Alfonso de Orleans-Borbon so seine Zweifel: "Du kommst vermutlich nie in die Situation, in der du es brauchst", sagt er. Zwar hätten die FIA-Sicherheitsverantwortlichen Halo für die Formel 1 als nützlich angesehen, doch laut dem Spanier könne man das nicht auf die Formel 2 und andere Juniorklassen übertragen.
"Wenn du Halo auf ein Formel-3-Auto tust, dann wäre das echt zu viel", sagt er. Du brauchst vermutlich lieber mehr Platz um auszusteigen als in der Formel 1. Es sind andere Umstände", so der Racing-Engineering-Boss weiter. Er meint, dass man erst das neue Formel-2-Auto verstehen müsse, bevor man sich mit Halo beschäftigen kann. "Die FIA weiß, was sie in der Formel 1 macht, aber bei der Formel 2 müssen wir warten, wie das Auto sein wird, denn niemand hat es gesehen."
Monza könnte bei der Formel 2 also für große Überraschungen sorgen. Doch selbst wenn die Teams den Boliden in dieser Woche zu Gesicht bekommen, können sie bis zum kommenden Frühjahr nicht viel damit tun. Erst Anfang 2018 werden die Teams schrittweise mit einem und später dem zweiten Fahrzeug ausgestattet werden. Wann das der Fall sein wird, gilt es aber ebenfalls noch zu klären.