Sam Bird bezwingt Felipe Nasr im Sonntagsrennen von Bahrain mit der Winzigkeit von acht Hundertstelsekunden: Erster Sieg für Russian-Time aus Oschersleben
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Das GP2-Sprintrennen in Bahrain machte seinem Namen auf den letzten Metern der 22-Runden-Distanz alle Ehre. Sam Bird (Russian-Time) und Felipe Nasr (DAMS) zeigten einen spannenden Schlussspurt zur Linie, den Bird mit einem Vorsprung von 0,08 Sekunden knapp für sich entschied.
Über weite Strecken der Distanz hatte Bird den Rapax-Boliden von Stefano Coletti im Rückspiegel. Der Italiener verbremste sich aber eingangs der letzten Runde, kam von der Strecke ab und musste Nasr passieren lassen. Dieser setzte exakt eine Runde später bei der Anfahrt zur letzten Kurve einen Angriff auf Spitzenreiter Bird. Auf der Außenbahn musste der Brasilianer aber erkennen, dass kein Weg am dunkelblauen Russian-Time-Boliden vorbeiführt. Im finalen Schlussspurt zur Linie unterlag Nasr schließlich knapp.
"Das war doch ein großer Vorsprung im Ziel", grinste Sieger Bird auf dem Podium. "Felipes Auto ging am Schluss wie eine Rakete. Ich muss mich bei meinem Team Russian-Time bedanken. Ich kann nur noch einmal betonen, dass das ein neues Team ist. Wir lernen ständig dazu", freute sich der Testfahrer des Mercedes-Formel-1-Teams über den ersten Triumph der aus Oschersleben operierenden GP2-Mannschaft von Timo Rumpfkeil. Mit seinem ersten Saisonsieg, dem zweiten seiner Karriere nach Monza 2010, rückte Bird in der Gesamtwertung auf Rang vier nach vorn.
Der Zweitplatzierte Nasr versuchte im Verlauf der 22 Runden eigener Aussage zufolge "einfach mit den Reifen hauszuhalten". Im Finale unterlag der Brasilianer knapp und betonte: "Beim nächsten Mal werden wir es wieder probieren." Rapax-Pilot Coletti brachte nach seinem Ausrutscher eingangs der letzten Runde Platz drei und damit seinen vierten Podestplatz im vierten Rennen des Jahres ins Ziel. Trotz des verpassten Sieges konnte sich auch der Italiener freuen, übernahm er doch wieder die alleinige Tabellenführung, da Samstagssieger Fabio Leimer (Racing Engineering) als Neunter keine Punkte holte.
Kollision zwischen Leimer und Rossi in Kurve eins
Mehr noch als im Hauptrennen am Samstag, bei dem die Piloten die Pirelli-Reifen wechseln durften beziehungsweise mussten, drehte sich die Frage am Sonntag darum, wer sich die italienischen Gummis über 22 Runden am besten einteilen konnte. Beim Start münzte Russian-Time-Pilot Tom Dillmann, der das Hauptrennen am Samstag auf Platz acht beendet hatte, seine Pole-Position in die Führung um. Dahinter reihte sich der ebenfalls aus Reihe eins gestartete Adrian Quaife-Hobbs (MP) ein. Den besten Start erwischte aber Coletti. Der von Startposition sieben kommende Rapax-Pilot schob sich auf der Außenbahn noch vor Kurve eins bis auf Rang drei nach vorn.
Unterdessen kamen sich Leimer und Alexander Rossi (Caterham) in Kurve eins in die Quere. Der US-Amerikaner verlor im Pulk das Heck seines grünen Boliden auf der Bremse, kam quer und touchierte das Auto des Schweizers. Dabei wurde der Frontflügel von Rossi beschädigt, woraufhin der Dritte des Samstags diesmal keine Rolle im Kampf um das Podium spielen konnte und nach dem fälligen Boxenstopp abgeschlagen auf Platz 20 einlief. Leimers Racing-Engineering-Bolide trug einen aufgeschlitzten linken Seitenkasten davon und trat diesmal im Kampf um den Sieg ebenfalls nicht in Erscheinung.
Der von Startplatz drei ins Rennen gegangene Bird griff sich bereits eingangs der zweiten Runde die Führung von seinem Russian-Time-Teamkollegen Dillmann. Auch Coletti wischte wenige Meter durch und schob sich auf Rang zwei nach vorn. Eingangs von Runde sieben überfuhr der führende Bird in der Anbremszone von Kurve eins ein auf der Ideallinie liegendes Wrackteil, hatte dabei aber Glück und konnte eine Beschädigung seines eigenen Boliden vermeiden. Auch im weiteren Rennverlauf blieb das rechte Vorderrad von Bird beim Anbremsen wiederholt stehen, doch mit diesem Problem war der Brite nicht allein.
Erste Punkte für Daniel Abt
So kämpfte unter anderem Leimer wiederholt mit blockierenden Vorderreifen und fiel in der Schlussphase noch aus den Punkterängen. Diese wurden von Dillmann (4.), James Calado (ART; 5.), Jolyon Palmer (Carlin; 6.), Daniel Abt (ART; 7.) und Quaife-Hobbs (8.) belegt. Für GP2-Rookie Abt bedeuteten die zwei Zähler für Platz sieben die ersten Punkte seiner noch jungen Karriere in der Aufstiegsklasse zur Formel 1.
Samstagssieger Leimer verpasste die Punkteränge mit am Schluss stark nach lassenden Reifen knapp. Für Johnny Cecotto jun. (Arden; 12.) und Simon Trummer (Rapax; 14.) gab es ebenfalls keine Zähler für die Gesamtwertung. Der Österreicher Rene Binder (Lazarus) kam nach einem frühen Boxenstopp als 25. und Letzter ins Ziel. Als einziger Ausfall wurde Marcus Ericsson notiert. Der DAMS-Pilot wurde in Kurve eins von Rio Haryanto (Addax; 24.) erwischt und musste früh die Segel streichen.
Die dritte Saisonstation steigt in drei Wochen auf dem Circuit de Catalunya vor den Toren von Barcelona. Coletti kommt mit zehn Punkten Vorsprung auf Leimer nach Spanien. Nasr beginnt die Europa-Saison mit 16 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer als Dritter der Gesamtwertung, gefolgt von Bahrain-Sonntagssieger Bird.