Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala reiben sich die Hände, wenn es um die Hetzjagd auf der Schneedecke des Nordens geht: "Ich liebe Drifts auf Eis"
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Mit Höchstgeschwindigkeit über Eis und Schnee: Volkswagen Motorsport nimmt mit der Rallye Schweden vom 7. bis 10. Februar die zweite große Herausforderung in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) an. Die Franzosen Sebastien Ogier und Julien Ingrassia sowie die Finnen Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila treten mit dem 315 PS starken Polo R WRC bei dem einzigen Saisonlauf an, der komplett auf Eis und Schnee ausgetragen wird.
Fahrerisch wie technologisch stellt die Rallye um das Hauptquartier in Karlstad und den Servicepark in Hagfors eine wahre Prüfung dar: Die Rallye-Autos werden trotz der Temperaturen von zehn bis 20 Grad Celsius unter dem Gefrierpunkt permanent am Limit bewegt. Für die begeisterten Fans ist die Eiseskälte indes kein Hindernis: Mit Zelten und Lagerfeuern am Streckenrand trotzen auch sie den Bedingungen und bejubeln die wilden Drifts und weiten Sprünge der Rallye-Asse.
Schnee, Eis, bittere Kälte
Eine weitere Besonderheit: Die Routenführung der sehr traditionsreichen Veranstaltung führt die Teams über die Landesgrenze zwischen Schweden und Norwegen. "Nach dem guten Saisonstart geht die gesamte Mannschaft hoch motiviert und selbstbewusst die nächste Aufgabe an, die Rallye Schweden. Allerdings ist sich jeder im Team bewusst, dass das gute Resultat aus Monte Carlo noch kein echter Gradmesser dafür ist, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen", so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito.
"Die Rallye Schweden ist einzigartig in ihrer Art. Das Tempo auf Eis und Schnee ist sehr hoch, was nur mit den extremen Spike-Reifen möglich ist, die einmal im Jahr zum Einsatz kommen. Allerdings ist jede Rallye eine Bewährungsprobe für das Team. Die Abläufe waren zuletzt bereits erstklassig, daran wollen wir in Schweden wieder anknüpfen und uns von Rallye zu Rallye weiterentwickeln", erklärt Capito weiter.
Noch bei der Rallye Monte Carlo war sie das bestimmende Thema: die Reifenwahl. In Schweden wird das Leben für die Fahrer und Ingenieure dramatisch vereinfacht. Den Piloten stehen lediglich Winterreifen mit langen Spikes zur Auswahl. Dagegen spielt die Eiseskälte rund um Hagfors und Karlstad eine entscheidende Rolle: Erste vage Prognosen verheißen für das Wochenende vom 7. bis 10. Februar Temperaturen von minus zehn Grad. Sowohl bei den neun angesetzten Services für das Team als auch bei den 338,91 Prüfungskilometern für den Polo R WRC eine Prüfung für Mensch und Material.
Latvala startet als Titelverteidiger
Nach einer Zuschauerprüfung am Donnerstag in Karlstad führt die Rallye am Freitag in die Hagfors-Region, wo am Samstag östlich der Stadt die Wertungsprüfungen ausgetragen werden. Am Samstag stehen Wertungsprüfungen in der Grenzregion zu Norwegen auf der Agenda. Vom Typus sind sich die Prüfungen ähnlich: Zumeist mit Schneewällen abgegrenzt, an denen sich die Fahrer hin und wieder "anlehnen", führen sie bei hohem Tempo durch Wälder und vorbei an zugefrorenen Seen.
Bei der Rallye Schweden haben traditionell Fahrer aus dem Norden Europas die Nase vorn: 2004 war es mit Serienweltmeister Sebastien Loeb bisher nur einem Fahrer in der seit 1950 dauernden Geschichte der "Schweden" gelungen, die Vorherrschaft von Finnen, Norwegern und Schweden zu durchbrechen. Sieger 2012: Latvala und Anttila, die im Winter zu Volkswagen gewechselt sind. "Ich mag die Rallye Schweden wirklich sehr. Es ist eine sehr schnelle und flüssig zu fahrende Veranstaltung über schwedische Waldwege", so der Titelverteidiger.
"An dieser Rallye gibt es nichts auszusetzen - mit einer Ausnahme: Es kann dort sehr kalt werden, bis zu minus 20 oder sogar minus 30 Grad", klappert der Finne mit den Zähnen. "Ich bin mit dem Polo R WRC bis jetzt 500 Kilometer auf Schnee gefahren. Vor der Rallye Schweden werden wir jedoch einen weiteren Testtag auf Schnee einlegen. Das Auto funktioniert bei diesen Bedingungen sehr gut", gibt sich Latvala optimistisch. "Ich bin mit dem Fahrgefühl bereits sehr zufrieden."
Ogier ist keine Frostbeule
Der Abstecher nach Skandiavien ist für den früheren Ford-Piloten mit vielen guten Omen verbunden. "An die Rallye Schweden habe ich gute Erinnerungen, zum Beispiel an meinen ersten WRC-Sieg überhaupt im Jahr 2008 und natürlich den Sieg im vergangenen Jahr. In dieser Saison ist ein Platz unter den Top Fünf mein Ziel", gibt er die Marschroute vor. Gegen eine solche Platzierung hätte sicher auch sein Volkswagen-Teamkollege nichts einzuwenden.
Ogier, beim Auftakt in Monte Carlo Zweiter, meint: "Der Saisonstart hätte für uns kaum besser laufen können. Mit 18 Punkten im Gepäck nach Schweden zu reisen, ist wirklich angenehm. Wir können deshalb ein bisschen entspannter sein", so der Franzose. "Aber jetzt gehen wir eine neue Rallye an. Warten wir mal ab, was wir auf diesem Untergrund ausrichten können. Es ist schwierig, vorherzusehen, was uns dort erwartet. Wir werden die ersten paar Wertungsprüfungen abwarten müssen."
Dennoch: Auch er fühlt sich zu Hause in der Kältekammer des Nordens. "Ich mag die Rallye Schweden wirklich sehr. Solange die Schnee-Bedingungen gut sind, macht es wirklich viel Spaß, dort zu fahren", beschreibt Ogier den zweiten Saisonlauf. "Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist recht hoch und der Grip ist mit den Spike-Reifen fantastisch. Ich liebe es einfach, mit einem Rallye-Auto große Drifts auf Eis hinzulegen."