BP Ford hat bei der Rallye Argentinien viel an Boden im WM Kampf verloren, dennoch gab es nicht nur negative Aspekte.
© Foto: BP Ford
BP Ford erlebte ein Wochenende zum Vergessen, Teamchef Malcolm Wilson sprach sogar von der "für das Team schlechtesten Veranstaltung seit China 1999". Doch bei BP Ford hatte man noch viel Glück im Unglück. Dadurch, dass auch viele Rivalen mit Problemen zu kämpfen hatten, gelang Mikko Hirvonen am Ende noch ein 5. Platz und das Team konnte noch sieben Punkte in der Konstrukteurswertung erzielen. Damit verlor Hirvonen nicht zehn, sondern lediglich sechs Punkte auf Sébastien Loeb und es gelang die Führung in der Konstrukteurs WM zu verteidigen. Hätte beispielsweise nur Petter Solberg als Zweiter das Ziel erreicht und Ford gleichzeitig keine Punkte für sich verbuchen können, wäre das Team sogar auf Platz drei in der Konstrukteurswertung zurückgefallen. Unter diesen Umständen war der Ausgang der Rallye für BP Ford eine sehr beachtliche Schadensbegrenzung.
Doch irgendwo hatte das Team auch das Glück des Tüchtigen. Denn die Performance des Fokus stand außer Frage, mit acht Bestzeiten erzielte BP Ford mehr als jedes andere Team und auch technische Probleme traten nur als Folge von Fahrfehlern auf. Genau das war in Argentinien die Achillesverse des Teams: Sowohl Mikko Hirvonen als auch Jari- Matti Latvale patzen. Vielleicht zeigte sich hier zum ersten Mal auch die doch verhältnismäßig geringe Erfahrung beider Piloten: Mikko Hirvonen konnte am Freitag stark auftrumpfen, er nutze seine erste Startposition kompromisslos aus, um bereits auf der ersten Etappe unglaubliche 48 Sekunden auf die Konkurrenz herauszufahren. Während Sébastien Loeb am Freitag Mittag zu Mikrofon gab, ohne große Risiken einzugehen, nicht schneller fahren zu können und sich im Zweifelsfall mit Platz zwei zu begnügen, griff Hirvonen weiter an und schied aus. Sicherlich war es auch ein wenig Pech, dass er dem Stein nicht ausweichen konnte und sich die Radaufhängung brach, doch eines steht außer Frage: Je näher ein Fahrer am Limit fährt, desto geringer wird sein Spielraum auf unvorhergesehene Dinge zu reagieren. Auch Jari- Matti Latvala führ in Argentinien mit dem Messer zwischen den Zähnen, bei dem Versuch den Speed seines Teamkollegen mitzugehen, schätze er eine Kurve falsch ein und überschlug sich. Am nächsten Tag fuhr er dann so, als ob er nichts mehr zu verlieren hätte, in einer Kompression setzte sein Fokus auf einem Stein auf, was letztlich zu einem Defekt des Anlassers vor der nächsten Prüfung führte.
Beiden Ford Piloten ist nicht wirklich ein Vorwurf zu machen. Sowohl Hirvonen als auch Latvala boten im letzten und auch in den ersten Rallyes dieses Jahres sehr konstante Leistungen. Die Fehlerrate war bei Beiden sehr gering und die Performance teilweise sogar überragend. Von Latvala erwartete zu Saisonbeginn kaum jemand, dass er bereits in seinem ersten Jahr im Werksteam Hirvonen Paroli bieten können würde; und in Bezug auf Hirvonen gab es mehr als genug Stimmen, die ihm nicht zutrauten Sébastien Loeb wirklich herauszufordern und in ihm keinen adäquaten Nachfolger Grönholms sahen. Beide Piloten stellten dann jedoch sehr schnell ihre Qualitäten unter Beweis, dass nun der erste Rückschlag kam, ändert an ihren starken Leistungen der ersten Rallyes nichts. Aus Ford Sicht ist dennoch zu hoffen, dass beide Piloten künftig etwas vorsichtiger agieren werden. Durch einen Ausfall lassen sich nun einmal schnell zehn Punkte verlieren, durch einen Sieg aber nur zwei sicher aufholen. Wie schon die letzten Jahre zeigten, ist der Typ Rennfahrer "der lieber einmal alles riskiert und dabei rausfliegt als es nicht versucht zu haben" etwas aus der Mode gekommen. Nur durch Konstanz lassen sich heute Weltmeisterschaften gewinnen und dass Sébastien Loeb, nach zuletzt vier Titeln in Folge, dieses Spiel beherrscht, scheint außer Frage zu stehen.
Darrüber hinaus scheinen beide Piloten gut beraten, künftig etwas mehr auf ihre eigenen guten Ergebnisse als auf ihren Teamkollegen zu achten. BP Ford hat eine sehr starke Fahrerpaarung, bei der immer einmal ein Pilot bei einer Rallye vorne liegen wird. Mikko Hirvonen wollte sich in Argentinien unbedingt rehabilitieren: Nach zwei ? im Vergleich zu seinem Teamkollegen ? schwachen Rallyes war er dort von seiner Performance nicht zu schlagen und fuhr erheblich schneller als die Konkurrenz, Latvala versuchte ihm verzweifelt zu folgen, beide bezahlten mit einem Ausfall.
BP Ford hat in Argentinien viel Glück im Unglück gehabt, das Team hat mit der Performance des Fokus und den Fähigkeiten beider Piloten schon ab der der nächsten Rallye alle Vorrausetzungen die Ereignisse aus Argentinien vergessen zu machen. Allerdings nur dann, wenn beide Piloten sich nicht in einem Kampf um die Vorherrschaft im BP Ford Team verstricken. Vielleicht wird der gemeinsame Rückstand in der Fahrerwertung ja nun dazu führen, dass sich beide Fahrer ab jetzt wirklich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich die Konkurrenz zu schlagen.