Ein Drittel der Saison ist vorbei. Citroen und Ford kämpften um die Vorherrschaft, doch noch ist keine klare Tendenz erkennbar
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Ford war klar das schnellste Team in Argentinien, doch Citroen gewann. In Jordanien gewann Sébastien Loeb neun Etappen, doch Mikko Hirvonen triumphierte mit gerade einmal drei Bestzeiten. In den letzten Rallyes kristallisierte sich immer mehr heraus, dass dieses Jahr anders als das letzte zu werden verspricht. So beendete Sébastien Loeb auf dem Weg zu seinem Titel 2007 gleich 81 Prozent aller Rallyes auf dem Podest, während sein Konkurrent Grönholm auf eine beeindruckende Rate von 75 Prozent kam. In diesem Jahr liegen Loeb und Hirvonen bei gerade einmal 60 Prozent.
In diesen Zahlen zeigt sich das, was jeder Beobachter bei den letzten Rallyes mühelos erkennen konnte: Wer dieses Jahr Weltmeister werden möchte, muss auch die schwierigsten Bedingungen bezwingen. Die letzten Rallyes liefen ausgesprochen chaotisch ab und sowohl Citroen als auch Ford hatten mit zum Teil seltsamen Ereignissen zu kämpfen: Hatte Ford insbesondere in Mexiko unverhältnismäßig viele Reifenschäden zu beklagen, so musste Citroen in Jordanien erst einmal Loebs Unfall auf einer Verbindungsetappe verkraften.
Technisch scheinen beide Marken ähnlich stark aufgestellt zu sein: Die Performance beider Fahrzeuge variiert von Strecke zu Strecke, eine Tendenz ist kaum erkennbar und auch die Zuverlässigkeit scheint ähnlich: Während Daniel Sordo bei der Rallye Monte Carlo mit einem defekten Motor ausfiel, hatte Ford nicht ganz so folgenschwer, dafür aber gleich mehrfach hintereinander mit Schäden an den wohl etwas zu schwach konzipierten Radaufhängungen zu kämpfen.
Bei den Fahrern herrscht ein ähnliches Bild: Während Hirvonen bei den ersten Rallyes gegenüber Latvala enttäuschte, steigerte er sich zuletzt und fuhr in Jordanien auf dem Niveau seines Teamkollegens. Nachdem Latvala jedoch nicht nur bei seinem Überschlag in Argentinien einige, wenn auch meistens kleinere Fehler zeigte und zudem technisch nicht immer das Glück auf seiner Seite hatte, ist Hirvonen mittlerweile wieder Fords klare Nummer eins im WM Kampf. Diesen Platz nimmt bei Citroen Sébastien Loeb ein, der in diesem Jahr zwar jede Rallye, bei der er das Ziel erreichte, gewann, allerdings auch zwei zumindest mitverschuldete Ausfälle zu verzeichnen hatte. Auch Daniel Sordo kann nach seinem frühen Aus in Mexiko nicht auf einen fehlerfreien Saisonstart blicken, doch zuletzt zeigte seine Formkurve stark nach oben. In Jordanien stellte er unter Beweis, dass er künftig nicht nur auf Asphaltrallyes zu einer wertvollen Unterstützung in Citroens WM Kampf werden könnte.
Taktisch gesehen leisteten sich Citroen und Ford im Saisonverlauf zwar einige Fehler, wussten aber in der Regel zu überzeugen. Außergewöhnliche Strategien erwiesen sich dabei sogar als Sieggaranten, wie in Argentinien als Citroen mit beiden Piloten vom ersten Meter an auf Ankommen fuhr und mit zwei Podesplätzen belohnt wurde oder am letzten Wochenende in Jordanien als Ford Hirvonen mit einer umstrittenen aber letztlich erfolgreichen Strategie zum Sieg führte.
Überhaupt spiegelte die Rallye Jordanien den Saisonstart perfekt wieder, in dem sie beiden Teams noch einmal vor Augen führte, dass es in diesem Jahr darum gehen wird, aus jeder Situation das Beste zu machen und dabei vom ersten bis zum letzten Meter hochkonzentriert zu bleiben. Sowohl Latvalas drei Punkte, die er nur erzielte, weil es ihm gelang seine gebrochene Aufhängung provisorisch festzubinden und das Auto mit abgewinkeltem Rad ins Etappenziel zu retten, könnten die WM am Ende entscheiden, als auch die fünf Punkte, die ihm entgingen, weil er am letzten Tag möglicherweise etwas übermotiviert um den Sieg kämpfte und den entscheidenen Stein übersah.
Citroen und Ford besitzen in diesem Jahr Autos und Fahrer, um den Titel zu gewinnen. Nach dem Saisonverlauf ist von einem Duell zwischen Loeb und Hirvonen auszugehen, doch auch Sordo und Latvala könnten zumindest bei den einzelnen Veranstaltungen ein Wort um den Sieg mitreden mitreden. Insbesondere in der Konstrukteurswertung wird es darauf ankommen, beide Autos bestmöglich ins Ziel zu bringen. In Monte Carlo und Argentinien gelang das Citroen besser, in Schweden und Jordanien Ford, in Mexiko herrschte Gleichstand; - damit steht es nach fünf Rallyes trotz der sieben Punkte Vorsprung für Ford in der Konstrukteurs WM unentschieden zwischen beiden Marken.