Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz zählen mit ihrem Toyota Hilux auch in diesem Jahr zu den heißen Geheimfavoriten für den Dakar-Sieg
© Foto: Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz
Drei, zwo, ... eins? Das erfolgreichste, weil cleverste Dakar-Duo der Südamerika-Ära greift als Geheimfavorit erneut nach einem Überraschungserfolg bei dem härtesten Motorsport-Wettbewerb der Welt - der Rallye Dakar. Ein Top-3-Resultat bei der berühmt-berüchtigten und brutal-fordernden Härteprüfung durch Südamerika ist das überaus ambitionierte Ziel von Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz. Noch nie war die Konkurrenz des südafrikanisch-deutschen Toyota-Duos größer - allein Mini schickt mit zwölf Autos ein werksunterstütztes, "dreckiges Dutzend" ins Rennen.
Und noch nie war die Route fordernder - dank einer Wettbewerbsdistanz, die seit einem Jahrzehnt nicht größer war, und dank dreier "Hammer"-Prüfungen mit über 600 Kilometern gegen die Uhr. Doch "GdV" und "DvZ", die im dritten Jahr in Folge einen Hilux-Pickup von Imperial Toyota aus Südafrika steuern, sind Spezialisten für großen Taten. 2009 siegten sie bei der ersten jemals in Südamerika ausgetragenen Rallye Dakar.
2014 wollen sie die Ära, die sie damals mit dem allerersten Diesel-Sieg selbst einläuteten, am liebsten auch selbst wieder beenden - mit dem ersten Triumph eines Benzin-getriebenen Fahrzeugs seit fünf Jahren, dem ersten in Südamerika. Bei den vergangenen zwei Ausgaben der "Dakar" kamen de Villiers/von Zitzewitz als Underdogs dieser Sensation bereits Stück für Stück näher - als Überraschungsdritte und -zweite.
"Welches Ziel setzt man sich wohl, wenn man Dritter und Zweiter geworden ist? Man will natürlich siegen", sagt de Villiers entwaffnet. "Doch 2014 ist das schwieriger denn je. Neben uns vier weitere Dakar-Sieger, allein Mini schickt zwölf Teams an den Start, dazu noch starke Konkurrenz in Buggies - wir treten gegen eine Vielzahl an sportlichen Gegner an. Und da wäre dann noch Gegner Nummer eins: die Dakar selbst."
"Seit wir damals in Afrika gestartet sind, waren die Etappen nicht so lang wie dieses Mal. Dazu kommen die enorme Hitze und das ständig wechselnde Terrain. Schotter, weicher Sand, Geröllfelder und Salzseen - alles ist dabei. Doch wir haben uns perfekt vorbereitet, sind körperlich fit und mental stark. Wir sind heiß auf die Rallye Dakar. Lasst sie beginnen."
Konzentriert, fokussiert, hellwach - das sind Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz im Dakar-Modus wie kein zweites Duo. Kurzum: Sie sind Mister und Mister Zuverlässig. Seit die Rallye Dakar von Afrika nach Südamerika umzog, standen "GdV" und "DvZ" vier von fünf möglichen Malen auf dem Siegerpodest. Eine Bilanz, auf die kein zweites Duo des Dakar-Starterfeldes verweisen kann.
Geheimfavorit gegen die Mini-Armada
2009 - der historische Sieg. 2010 - ein Rückschlag, Platz sieben. 2011 - Platz zwei. Aus Blau wurde 2012 Rot - das Duo wechselte von Volkswagen zu Toyota Südafrika. Und war von Beginn an brillant: Platz drei bei der Dakar gegen viel leistungsstärkere Teams bedeutete die dickste Überraschung des Marathon-Rallye-Jahres. Und 2013? Da bildete Rang zwei das bisherige Tüpfelchen auf dem i. Der Sieg in diesem Jahr wäre die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte.
Es wird aber nicht einfach, wie von Zitzewitz betont. "Peterhansel, Al-Attiyah, Sainz - wenn man die Starterliste der Rallye Dakar 2014 von vorn nach hinten langsam durchgeht, stehen gleich zu Beginn die Größten unseres Sports. Da stehen an dritter Stelle aber auch: de Villiers und von Zitzewitz. Wir haben die Dakar schon einmal gewonnen und haben in den vergangenen fünf Jahren in Südamerika häufiger auf dem Podest gestanden als unsere direkte Konkurrenz. Es gibt also keinen Grund, sich zu verstecken."
"Es gibt aber auch keinen Grund, irgendetwas zu unterschätzen. Die Dakar ist die härteste Prüfung, die der Motorsport zu bieten hat. In jeder Sekunde kann etwas Unvorhergesehenes passieren, das dich um den Lohn deiner Mühen bringen kann. Mensch und Material werden bis an die Verschleißgrenze gebracht. Das ist unser Revier. Wir sind bereit." Hart, härter, Dakar: Die Mutter aller Wüstenrallyes, die 2014 wieder durch die Sierras Pampeanas, die Atacama-Wüste und über die schwindelerregend hohen Anden führt, bringt Mensch und Material erneut an ihre äußersten Grenzen.
Schwierige Route steht bevor
Seit 2005 und dem damaligen Abschnitt zwischen Zouerat und Tichit hat es keine längere Wertungsprüfung mehr gegeben als jene 657 Kilometer lange Tageswertung, die die Dakar-Teilnehmer am 08. Januar erwartet - die Gegend zwischen San Juan und Chilecito war bereits mehrmals Schauplatz der Südamerika-Dakar. Auf dem Weg vom Startort Rosario zunächst nach Westen, später gen Norden stehen noch weitere schwere Brocken an - sportlich wie bildlich.
Bei hohen Temperaturen bis an die 50-Grad-Celsius-Marke wird bis zum Ruhetag am 11. Januar in Salta im Schluchtengewirr der Sierras Pampeanas, auf Bergpässen und bei weiten Sprüngen sowie tiefen Wasserdurchfahrten bereits von Beginn an die fahrerische und navigatorische Klasse der Teilnehmer gefordert. Und auch für das Auge ist in der ersten Dakar-Woche etwas geboten: Entlang der "Ruta 40" verläuft eine der schönsten Landschaften Argentiniens. Mit der zweiten Woche wendet sich das Dakar-Teilnehmerfeld Chile zu und damit Wertungsprüfungen in großen Höhen und der sengenden Hitze der Atacama-Wüste.
Durchschnittlich 3.500 Meter über Normallnull sowie Abschnitte durch scheinbar unendliche Salzwüsten stehen unmittelbar nach dem Ruhetag auf dem Programm. Mit Calama, Iquique und Antofagasta folgen Etappen-Zielorte im trockensten Gebiet des Erdballs, die bereits in den vergangenen fünf Jahren auf der Agenda standen - doch der Weg dorthin ist keineswegs ein altbekannter. Die navigatorischen Fähigkeiten sind einer der Knackpunkte auf dem Weg zum Erfolg.
Und die Kondition: Rund um Antofagasta stellen sich die Teilnehmer zwei weiteren Hammer-Prüfungen jenseits der 600 WP-Kilometer - vermutlich die Schlüsseletappen der 2014er-Ausgabe. In Valparaíso endet am 18. Januar die 2014er-Dakar nach 5.522 Prüfungskilometern - und damit die längste der Südamerika-Geschichte der Rallye Dakar. An den 14 Wettbewerbstagen zählt nur: das Immer-Weiter.
Tougher als tough: der Toyota Hilux, Version 2014
Der Publikumsliebling mit der Pritsche, Version 2014: Vor der Rallye Dakar überließen das Einsatzteam Hallspeed sowie Toyota Südafrika nichts dem Zufall, um de Villiers und von Zitzewitz sowie ihren Teamkollegen Leeroy Poulter/Rob Howie den besten Hilux aller Zeiten auf die Räder zu stellen. 2014 setzt das Team auf ein 5-Liter-V8-Triebwerk, das schon bei 2.000 Umdrehungen pro Minute 500 Nm Drehmoment und 422 PS (310 kW) produziert. Vor allem das Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen kommt den Fahrern bei den zahlreichen Dünenquerungen im weichen Sand entgegen.
Passend zur Charakteristik des Motors kommen ein neu entwickelter Abgaskrümmer sowie eine neue Motorsteuerung zum Einsatz. In Sachen PS pro Liter Hubraum ist dieses Triebwerk das kraftvollste im Toyota-Regal - und nebenbei dank niedrigen CO2-Ausstoßes ein enorm "grünes". Doch nicht nur der Motor ist neu im Toyota Hilux, auch ein wichtiges Detail für Fahrer und Beifahrer. Erstmals setzt Hallspeed eine Klimaanlage für Fahrer und Beifahrer ein.
Die hat allerdings wenig mit einer herkömmlichen Klimaanlage eines Straßenfahrzeugs gemein und kappt lediglich die Temperaturspitzen - genügt jedoch, um im entscheidenden Moment die Konzentration zu wahren. Die 20 Extra-Kilogramm wurden an anderer Stelle eingespart. So setzte man beispielsweise beim Tank und dem Innenboden auf den Verbundwerkstoff Karbon.