Motorrad-Sieger Cyril Despres über sein Erfolgsgeheimnis bei der Rallye Dakar: Gute Vorbereitung, Vertrauen und Erfahrung - Wechsel zu den Autos ausgeschlossen
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Zum fünften Mal hat Cyril Despres in diesem Jahr die Rallye Dakar für sich entschieden. Diesmal lief das Rennen aber anders. Duellierte sich der Franzose in den vergangenen Jahren mit seinem KTM-Teamkollegen Marc Coma, so war er diesmal alleine gegen die starke Konkurrenz gestellt. Bei Halbzeit hing der Sieg am seidenen Faden, denn Despres musste seinen Motor wechseln. Im Endeffekt hat er die über 8.000 Kilometer durch Südamerika mit einem einzigen Triebwerk absolviert - ein Novum bei KTM.
Gegenwehr gab es von Yamaha und Husqvarna. Despres hatte aber einen ganz anderen Hauptkonkurrenten. "Mein härtester Konkurrent war immer die Wüste. Sie ist kalt und sie ist heiß, sandig, matschig, mit Flussbetten, mit Geröll, mit unendlichen Weiten", streicht der Motorrad-Champion bei 'Motorsport aktuell' heraus. "Die Wüste ist immer kompliziert, egal welche Wüste, ob in Afrika, in Südamerika oder anderswo auf der Welt." Despres weiß, wie man die Wüste meistert. In der Erfolgsstatistik liegt er gemeinsam mit Cyril Neveu auf Platz zwei.
Nur Stephane Peterhansel, der mittlerweile bei den Autos erfolgreich ist, hat bei den Motorrädern einen Erfolg mehr auf dem Konto. Im Gegensatz zur Konkurrenz unterliefen Despres keine groben Fehler, kaum Navigationsprobleme und keine Stürze. Im Vergleich dazu legte beispielsweise Joan Barreda Bort mit der Husqvarna ein höheres Tempo an den Tag, doch der Spanier musste diverse Probleme meistern. "Vor allem braucht man sehr viel Vertrauen", nennt Despres sein Erfolgsgeheimnis.
"Vertrauen in die Mechaniker, die die Schrauben festziehen, Vertrauen zu dir selbst und deinen Fähigkeiten gegenüber." Despres ist ein Vollprofi. Nach der Dakar ist vor der Dakar, denn nach einem Erholungsurlaub beginnen bereits die Vorbereitungen auf die kommende Saison. "Ich arbeite hart an meiner körperlichen Vorbereitung, an der Vorbereitung meiner Maschine, der Abstimmung der Federelemente und an meiner Ausrüstung." Dazu verfolgt der 39-Jährige ein strenges Fitnessregime.
Ein Karriereende ist derzeit noch nicht in Sicht. Auch nach vielen Jahren liebt Despres weiterhin die Faszination Dakar. "Solange ich morgens aufstehe, in das Gym gehe und motiviert bin, bestmöglich vorbereitet zu sein. Vielleicht noch zwei oder drei Jahre." Mit den Erfolgen im Rücken muss Despres niemandem mehr etwas beweisen. "Ich will einfach nur weitermachen, weiter gewinnen und genießen, was ich mache."
Einen Wechsel zu den Automobilen, so wie es Peterhansel und Joan "Nani" Roma gemacht haben, strebt der KTM-Fahrer nicht an. Er wird aber noch in diesem Jahr einen Buggy testen. Sponsor Red Bull macht es möglich: "Sozusagen als Geschenk für meinen Sieg in diesem Jahr gibt mir Red Bull die Möglichkeit, in ein paar Monaten mit Nasser Al-Attiyah oder Carlos Sainz den Buggy zu probieren", blickt Despres voraus. Er hält aber gleich fest: "Nur so zum Spaß. Im Moment sind Motorräder meine Leidenschaft."