Rallye Deutschland: Volkswagen Speerspitze Sebastien Ogier will "mehr Risiko gehen", Teamkollege Jari-Matti Latvala auf der Bremse besser werden
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Volkswagen Star Sebastien Ogier hat bereits bei der kommenden Rallye Deutschland seinen ersten Matchball. Mit einem perfekten Ergebnis könnte sich der Franzose sensationell im ersten WRC-Jahr mit dem neuen Volkswagen Polo R WRC vorzeitig den Titel sichern. "Ich muss nicht notwendigerweise gewinnen, wenn man sich die Punktetabelle anschaut. Aber es ist ein besonderer Event für mich, denn ich hoffe, dass ich Volkswagen zu Hause einen Sieg bescheren kann", so Ogier.
"Ich denke, selbst wenn ich immer sage, dass die Meisterschaft mein Hauptziel ist, können wir nun ein wenig mehr Risiko gehen, weil wir einen guten Vorteil haben", gibt der Franzose die Marschroute vor. Von wem muss Ogier Gegenwehr erwarten? Champion Sebastien Loeb galt auf Asphalt nahezu als unschlagbar, aber der "WRC-Vorruheständler" ist in Deutschland nicht dabei. Auf die Frage nach weiteren Favoriten neben Ogier werden oft die Namen Dani Sordo (Citroen) und Volkswagen Pilot Jari-Matti Latvala genannt.
"Citroen hat seit der Korsika-Rallye 2004 alle Asphaltrallyes gewonnen. Ich war im vergangenen Jahr in Spanien dicht dran. Damals fehlten mir nur sieben Sekunden auf Loeb", so der Finne. "Loeb war der Meister der Rallye Deutschland. Er ist diesmal nicht dabei, aber auch Dani ist auf Asphalt immer sehr schnell und sollte gut zurechtkommen. Ich glaube nach wie vor, dass Citroen auf Asphalt das beste Auto hat. Es wäre toll, wenn wir es in Deutschland mit Citroen aufnehmen könnten."
"Meine Lieblingsprüfung ist die 'Panzerplatte'. Mich erinnert diese Prüfung ein bisschen an Finnland. Es gibt zwar jede Menge Kreuzungen, aber der Streckenverlauf ist trotzdem sehr flüssig und es geht über die eine oder andere Kuppe", schildert Latvala die kommenden Aufgaben. "Ich mag auch einige der Prüfungen in den Weinbergen wie etwa 'Moselwein'. Die alten Saarland-Prüfungen, die über flache Felder führen, gefallen mir nur, wenn es trocken ist. Bei Regen sind diese Prüfungen extrem schwierig, weil alle Fahrer über das Gras abkürzen und sich so viel Schlamm auf der Piste sammelt."
"Beim Test habe ich festgestellt, dass ich mich auf der Bremse verbessern kann", sagt der Ogier-Teamkollege. "Da brauche ich mehr Gefühl und muss näher an das Limit. Auf Asphalt ist das noch wichtiger als auf Schotter. Wenn man da etwas früher bremst, macht das nicht so viel aus. Auf Asphalt hat man direkt verloren und wenn man den Bremspunkt verpasst, dann ist es eh vorbei. Speziell in Deutschland geht es viel um Bremsen und Beschleunigen. In Katalonien und in Frankreich ist das nicht so gravierend. Speziell in Katalonien geht es schneller und flüssiger zur Sache. Das macht Deutschland so speziell."
Latvala hat seine Asphalt-Fähigkeiten in der Vergangenheit verbessert - unter anderem bei seinem Einsatz im 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife. "Da habe ich gesehen, wie andere Fahrer agieren. Zum Beispiel in der Kurve, in der Niki Lauda damals verunglückt ist (Abschnitt Bergwerk, Anm. d. Red.): Ich habe da am Ausgang immer verloren und mich gefragt, wie das sein kann. Ich habe dann erkannt, dass sie länger auf der äußeren Bahn bleiben. Ich habe immer sofort eingelenkt und bin zu spitz hineingeschossen. Dann konnte ich nicht optimal beschleunigen."
"Mir wurde klar, dass ich jeden Zentimeter Asphalt nutzen muss. Erfahrung auf der Rundstrecke hilft einem immer ein bisschen. Das Beste ist die Nordschleife. Sie ist wie eine ganz lange Rallye-Etappe, so schnell", sagt Latvala, der den Ritt durch die "Grüne Hölle" aber lieber nicht im WRC-Auto unternehmen möchte. "Da würde ich zu oft an den Begrenzer kommen. Es wäre aber gut, einige Abschnitte zu fahren. Ich weiß, dass es die Eifel-Rallye gibt. Ich glaube, da werden Teile verwendet. Das ist keine schlechte Idee."