Startposition, Reifenwahl und kalkuliertes Risiko sind die Themen des Freitags bei der Rallye Monte Carlo: Volkswagen-Trio auf Podiumskurs
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Erst Thriller, dann Erfolgsstory: Volkswagen hat bei der Rallye Monte Carlo die Plätze eins, zwei und drei erobert. Der zweite Tag des Auftakts zur Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) war zunächst geprägt vom Duell Sebastien Ogier/Julien Ingrassia im Polo R WRC gegen Sebastien Loeb/Daniel Elena im Citroen. Während der ersten fünf der sechs Prüfungen des Tages hatte das Volkswagen-Duo Zug um Zug die Führung gegen die sportlichen Rivalen erobert, ehe sich auf der letzten WP die Ereignisse überschlugen und Loeb/Elena weit zurückfielen.
"Heute Nachmittag sind sicher ein paar Fanherzen gebrochen. Denn bei der 'Monte' haben die zwei Sebs die Show bestimmt, ehe Sebastien Loeb im Citroen leider zurückgefallen ist. Bis dahin war es Rallye-WM-Action vom Feinsten", schwärmt Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito. Vom Unfall Loebs profitierten auch die weiteren Volkswagen-Duos, die sich mit kluger Fahrt ebenfalls nach vorn gearbeitet hatten: Jari-Matti Latvala/Miikka rangieren nach 175,09 von 355,48 WP-Kilometern auf der zweiten Position, Andreas Mikkelsen/Andreas Floene auf der dritten.
Dabei hatten die Teilnehmer der Rallye-WM mit extrem wechselhaften und schwierigen Bedingungen zu kämpfen. Die drei jeweils zweimal absolvierten Sonderprüfungen changierten stets zwischen nassem Asphalt, Schnee und Eis - und all das bei teils dichtem Nebel. Die Wahl der Michelin-Wettbewerbsreifen aus weichen Slicks, Spike- und Winterreifen stellte sich dabei als besonders schwierig heraus. Am Vormittag setzten die drei Volkswagen Duos auf einen Mix aus vier Spike- und zwei Winterreifen. Am Nachmittag vertrauten Ogier/Ingassia auf vier Spikereifen plus zwei Slicks, Latvala/Anttila und Mikkelsen/Floene der Mischung aus je zwei Slicks, Spike- und Winterreifen.
Latvala denkt schon an die Meisterschaft
"Es war ein harter Tag mit extrem schwierigen Bedingungen", sagt Ogier. "Ich muss meinen Eisspionen ein großes Kompliment machen, sie haben einen fantastischen Job gemacht. Der Zweikampf mit Sebastien Loeb war nicht nur aufregend für die Fans, sondern auch für Julien und mich im Cockpit spannend. Mal hatte er Vorteile auf einer Prüfung, dann konnte ich wieder Boden gutmachen. Am Ende war es wichtig, dass ich trotz des Rückstands zu Beginn nie die Ruhe verloren habe. Als wir nach der vorletzten Prüfung erstmals die Führung hatten, konnte ich etwas aufatmen."
"Nach dem Unfall von Loeb auf der Schlussetappe ist es für viele Rallye-Fans natürlich schade, dass das enge Duell um die Spitze nun vorbei ist. Trotz des Vorsprungs werden die nächsten Tage aber alles andere als leicht. Die Bedingungen mit dem Mix aus Eis, Schnee und Asphalt sind nach wie vor extrem schwierig, deshalb gilt bis zum Ziel volle Konzentration. Und dann kann ich hoffentlich meinen Fans etwas zurückgeben für die unglaubliche Unterstützung und Begeisterung, die ich hier in meiner Heimat genießen darf", so Ogier.
"Zu Beginn der Rallye war ein Platz in den Top vier mein Ziel - und daran hat sich auch nichts geändert", sagt Latvala. "Ich habe bei der 'Monte' bislang keine besonders guten Ergebnisse eingefahren und es gibt für mich noch eine Menge zu lernen, was Witterung, Reifenwahl und Strecken angeht. Daher bin ich zufrieden mit meiner Position und dem, was ich heute dazugelernt habe. Im Hinblick auf die Meisterschaft ist es wichtiger, hier eine Menge Punkte einzufahren als unbedingt den Sieg anzupeilen. Vergleicht man die Weltmeisterschaft mit der Rallye Dakar, erreichen wir das Ziel erst am Ende des Jahres. Und dieses große Ziel möchte ich nicht aus den Augen verlieren."
Ein echtes Heimspiel für Ogier
"Wir haben heute alles auf die Karte Sicherheit gesetzt", erklärt Mikkelsen. "Ich denke, dass wir sowohl am Morgen als auch am Nachmittag eine gute Reifenwahl getroffen haben und deshalb unseren Plan, sicher durchzufahren, gut umsetzen konnten. Das war alles andere als leicht, denn auf einigen der Prüfungen herrschte dichter Nebel und man hat zwischenzeitlich keine fünf Meter weit gesehen. Dann die Grip-Verhältnisse bei den wechselnden Bedingungen richtig einzuschätzen ist eine wahre Herausforderung."
"Dass am Ende sogar Rang drei herausspringt - auch wenn wir dabei vom Pech von Sebastien Loeb und Kris Meeke profitiert haben - ist super. Aber: Das ist nur ein Zwischenresultat. Der Weg zum Ziel in Monaco ist noch weit und wir müssen weiter so clever bleiben wie bisher, um am Ende ein gutes Resultat nach Hause zu bringen", meint der Norweger.
"Sebastien Ogier hat heute gemeinsam mit seinem Ingenieur eine gute Reifenwahl getroffen, ist besonnen gefahren und hat so Zug um Zug die Führung für Volkswagen erobert", lobt Capito seinen Weltmeister. "Die Geschichte dahinter ist typisch 'Monte': Die wechselhaften Bedingungen machen es besonders schwer, das Grip-Niveau einzuschätzen. Hut ab an unsere Fahrer. Denn genauso viel Spaß wie der Kampf um die Führung macht uns die Leistung von Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen, die beide zwar abwartend, aber klug fahren. Platz zwei und drei vervollständigen einen fabelhaften Tag für Volkswagen."
Und da war dann noch ...ein Rallye-mäßiger Hausbesuch. Denn auf der fünften Wertungsprüfung der Rallye Monte Carlo passierte die Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) das Städtchen Forest Saint Julien - den Geburtsort von Sebastien Ogier. Das Ziel der Sonderprüfung "Les Costes-St Julien" lag sogar in Rufweite seines Elternhauses. Mehr Heim-Rallye geht in diesem Fall nicht.