Jari-Matti Latvala peilt bei der Rallye Finnland seinen zweiten Heimsieg an - Petter Solberg freut sich auf einen Klassiker im Kalender - Neue Lackierung an beiden Autos
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Nicht nur bei den Olympischen Sommerspielen in London stehen die Sprinter im Mittelpunkt des Interesses: Auch bei der Rallye Finnland geht es am ersten August-Wochenende einzig und allein um pure Schnelligkeit - und die resultiert im Land der 1000 Seen und ebenso vielen Sprungkuppen aus perfekter Fahrzeugbeherrschung und einer großen Portion Mut. Der achte Lauf zur diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft läutet auch für Ford die zweite Saisonhälfte ein und soll nach den Siegen in Schweden (Werksfahrer Latvala) und Portugal (Privatier Östberg) die Konkurrenzfähigkeit des Fiesta RS WRC mit weiteren zählbaren Ergebnissen unter Beweis stellen.
Die von Fans und Fahrern scherzhaft auch "Grand Prix von Finnland" genannte Veranstaltung zählt in diesem Jahr zu den kompaktesten WRC-Läufen in der nunmehr fast 40-jährigen Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft und verschiebt schon aus diesem Grund den Fokus noch stärker auf die reine Geschwindigkeit. Durchschnittstempi von mehr als 135 km/h stehen auf den kurvenreichen Schotterpisten in den Wäldern rund um den Start- und Zielort Jyväskylä auf der Tagesordnung. Bei Bedarf fliegen die Weltklasse-Drifter auch mit mehr als 200 km/h um Zentimeter am finnischen Baumbestand vorbei. Kein Wunder, dass die Rallye Finnland unter den zehn schnellsten WM-Läufen aller Zeiten gleich achtmal vertreten ist.
Für Lokalmatador Jari-Matti Latvala geht es in Finnland um seinen zweiten Heimsieg nach 2010. "Mein Heimatlauf ist eine Sprintveranstaltung reinsten Wassers", bestätigt der Finne. "Die Geschwindigkeiten sind so hoch und die Zeitunterschiede zwischen den Topfahrern so knapp, dass sich jeder Fehler sofort auswirkt. Es ist unheimlich schwierig, einmal verlorene Sekunden wieder aufzuholen. Schon aus diesem Grund kommt den Vorabtests in Finnland eine große Bedeutung zu. Nur wer zu 100 Prozent mit seinem Auto glücklich ist, kommt perfekt aus den Startblöcken und kann das Tempo der Spitze von Beginn an mitgehen."
Solberg freut sich auf die Ouninpohja-Prüfung
Während Latvala Ende dieser Woche testet, saß Ford-Teamkollege Peter Solberg am Mittwoch und Donnerstag am Steuer des Fiesta RS WRC und berichtet von einem der "besten Tests aller Zeiten". Zur besonderen Charakteristik des anstehenden WM-Laufs zählen die zahllosen Kuppen, auf denen die gut 300 PS starken Turbo-Allradler zu teilweise extrem weiten Flügen ansetzen - eine Besonderheit, die viel Erfahrung, einen präzisen Aufschrieb und eine ganz spezielle Fahrtechnik verlangt.
"Wenn du mit Tempo 180 auf eine Kuppe zufährst, musst du vor dem Abheben Geschwindigkeit rausnehmen", erläutert Latvala, der in Finnland traditionell zu den besonders furchtlosen Auto-Weitwerfern zählt. "Wenn du zu schnell bist, drückt die Aerodynamik die Heckpartie nach unten, während die Front weiter steigt, was sich spätestens beim Landen zum Problem entwickeln kann..."
Besser sei es, "vor der Kante kurz zu bremsen, eventuell sogar einen Gang zurückzuschalten und dann unter voller Beschleunigung über die Kuppe zu gehen", so der Finne. "Bremsen während des Absprungs ist ganz schlecht, weil das Fahrwerk dann einfedert und nicht mehr frei ist - auch dies führt beim Aufsetzen zu Schwierigkeiten."
Erstmals seit 2007 zählt in diesem Jahr auch die berühmte Wertungsprüfung "Ouninpohja" wieder in voller 33-Kilometer-Länge zum Programm der Rallye Finnland. Die Prüfung ist ein Klassiker, den viele für die aufregendste WP überhaupt halten und auf dem Solberg seit 2005 die Bestzeit hält. Entsprechend groß ist beim Norweger die Vorfreude. "Dieser WM-Lauf wird auf Strecken wie Ouninpohja entschieden", ist sich Solberg sicher. "Sie sind eine unheimliche Herausforderung und sehr schwierig zu fahren. Die Geschwindigkeiten liegen extrem hoch. Wer auf den Kuppen eine falsche Linie erwischt, für den ist die Rallye mit ziemlicher Sicherheit beendet. Ouninpohja perfekt zu meistern, ist ein unglaubliches Gefühl - eine Mischung aus Erleichterung, enormem Stolz und purem Glücksempfinden."
Latvala und Solberg mit EcoBoost-Lackierung am Start
Das Werksteam von Ford schickt die beiden Fiesta RS WRC von Latvala und Solberg mit einer speziellen Lackierung ins Rennen. Sie rückt die EcoBoost-Technologie der Marke in den Mittelpunkt und ist damit Teil einer weltweiten Motorsport-Kampagne von Ford, die auch die Engagements im US-amerikanischen NASCAR Sprint Cup und der NASCAR Nationwide Series sowie der Chinesischen Tourenwagen-Meisterschaft einschließt. Dank hocheffizienter Benzin-Direkteinspritzung, moderner Turbo-Aufladung und variabler Nockenwellensteuerung zeichnen sich die EcoBoost-Benzinmotoren von Ford durch besonders niedrigen Verbrauch und geringe Abgas-Emissionen aus.
Neben den beiden Werksautos gehen in Finnland acht weitere, privat eingesetzte Fiesta RS WRC an den Start. So pilotieren Ott Tänak und Jewgeni Nowikow je einen Allradler des M-Sport-Teams. Adapta schickt Portugal-Sieger Mads Östberg ins Rennen, während sich auch Gymkhana-Star Ken Block der speziellen Faszination dieses WM-Laufs stellt. Martin Prokop vertritt die Farben des tschechischen Nationalteams und aus Finnland ergänzen Jari Ketomaa, Matti Rantanen und Sebastian Lindholm das Aufgebot von Ford.