Jari-Matti Latvala und Petter Solberg gehen die Rallye Frankreich optimistisch an: Ford hat sich auf Asphalt gut vorbereitet
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Die Rallye Frankreich, elfter von 13 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft, ist der letzte Asphaltevent der Saison. Das Werksteam von Ford will das Potenzial des Ford Fiesta RS WRC auf diesem Straßenbelag erneut unter Beweis stellen - exakt zwölf Monate, nachdem der Allradler an selber Stelle auf dem bis dahin eher ungeliebten Asphalt brilliert hatte. Für Zuversicht im Ford-Team sorgt dabei die beachtliche Serie von Podestplätzen auf festem Untergrund: Im Januar führte die Werkspaarung Petter Solberg/Chris Patterson die Rallye Monte Carlo zwischenzeitlich an und erreichte am Ende Platz drei.
Bei der Rallye Deutschland Ende August lagen beide Fiesta RS WRC lange auf Podiumskurs, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila holten als Zweite die beste Asphalt-Platzierung ihrer Karriere. Diese Serie bei der Rallye Frankreich auszubauen, stellt eine beachtliche Herausforderung dar. Der im Elsass unweit der Grenze zu Deutschland ausgetragene Event umfasst dieses Jahr fast 70 Kilometer mehr Wertungsprüfungen (WP) als zuvor, rund die Hälfte der WP-Strecken ist für die WM-Piloten Neuland. Die Rallye führt über eine Gesamtdistanz von 1.404,89 Kilometer, davon 22 WP mit zusammen 404,14 Kilometern Länge.
Das Rallyezentrum befindet sich zum nunmehr dritten Mal in Straßburg, der historischen Stadt zwischen den französischen Vogesen und dem deutschen Schwarzwald. Die Vogesen sind auch ein zentraler Schauplatz der ersten beiden Etappen. Die Straßen in dem bis zu 1.400 Meter hohen Mittelgebirge sind höchst unterschiedlich - enge, wellige Waldwege wechseln sich mit breiten Straßen ab, auf denen Topspeeds bis zu 200 km/h anliegen. Einen weiteren krassen Kontrast dazu bilden die winkligen WP-Strecken durch die Weinberge sowie die drei Prüfungen in den malerischen Innenstädten der Elsass-Orte.
Wie bei jeder Asphaltrallye spielt die Reifenwahl eine außerordentlich große Rolle. Der anbrechende Herbst und die unberechenbaren Wetterverhältnisse in den Bergen sprechen stark dafür, dass es im Verlauf der Rallye regnen könnte. Um für die vermutlich kniffligen Verhältnisse die richtige Reifenwahl zu treffen, stehen den Werksfahrern Latvala und Solberg zum einen die aktuellen Wetterdaten der Meteorologen von Ford, zum anderen die Informationen der "Asphaltspione" zur Verfügung, die die Wertungsprüfungen vor dem WM-Starterfeld abfahren.
Reifenpartner Michelin stellt den Teams den Asphaltreifen Michelin Pilot Sport mit harter Laufflächenmischung für trockene Straßen und in weicherer Version für kaltes oder nasses Wetter zur Verfügung. Jeder Fahrer erhält ein Kontingent von 24 harten und 20 weichen Reifen und darf laut Reglement während der Rallye 25 Stück davon einsetzen. In jedem Fahrzeug dürfen bis zu zwei Ersatzräder mitgeführt werden. Das manuelle Nachschneiden des Profils ist nicht erlaubt.
Latvala testete in Le Mans
Wales-Sieger Latvala bereitete sich auf die schnellen Asphalt-Prüfungen mit einem extrem ungewohnten Fahrzeug vor: Unter Anleitung des ehemaligen Sportwagen- und Indycar-Profis Didier Andre fuhr er am Mittwoch einen Tag lang einen Formel-Rennwagen auf dem Circuit Bugatti in Le Mans. Andre, Vierter der 24 Stunden von Le Mans 2010, arbeitete mit dem Finnen vor allem an Bremstechniken und der Linienwahl. Von Le Mans reiste Latvala für einen zweitägigen Test im Fiesta RS WRC in das Elsass.
"Das Wetter beim Rundstrecken-Training war recht wechselhaft. Aber das fand ich sogar sehr hilfreich, denn so konnte ich auf Slicks und auf Regenreifen fahren und musste im Nassen eine andere Linie finden", berichtet der 27-Jährige. "Ich glaube, diese Erfahrung wird mir auch im Rallye-Auto nutzen. Wenn du auf eine glänzend schwarze Straßenoberfläche zufährst, ist es oft sinnvoll, die Linie zu ändern und Pfützen zu umfahren."
Der siebenfache WM-Laufsieger war 2010 und 2011 jeweils Vierter in Frankreich. Den elften Saisonlauf geht er nach dem Sieg in Großbritannien und Platz zwei in Deutschland mit neuer Zuversicht an. "Gute Ergebnisse geben dir Selbstvertrauen. Und in Frankreich bin ich voriges Jahr ein gutes Tempo gefahren", bestätigt Latvala. "Ich möchte um die Top-Positionen mitkämpfen. Ich bin Realist und weiß, wie schwierig es auf Asphalt werden kann, aber ich setze mir trotzdem hohe Ziele."
"Die Wertungsprüfungen sind ziemlich unterschiedlich, ganz ähnlich wie bei der Deutschland- Rallye. Aber der grundsätzliche Charakter der Strecken ändert sich hier nicht so stark", vergleicht der Finne. "In den Bergen gibt es eher lange Kurven, und die Straßen durch die französischen Weinberge sind breiter als die auf der anderen Rheinseite. Sie folgen einer natürlicheren Linie. Der Grip ist allgemein recht gut. Unser Setup bildet meist einen Kompromiss für die verschiedenen Streckentypen."
Sein Teamkollege Solberg hat die Rallye Frankreich 2003 bereits einmal gewonnen, als der Event noch auf Korsika stattfand. Im Elsass erreichte er 2010 als Dritter sein bestes Resultat. "Die Strecken sind recht schnell und der Fahrbahnbelag ordentlich. Deshalb dürfte der Reifenverschleiß kein Problem darstellen", analysiert der 37-jährige Norweger. "Bei den Reifen geht es eher darum, das Wetter einzuschätzen und die richtige Laufflächenmischung zu wählen. Das wird nicht einfach, aber andererseits kann eine gelungenen Reifenwahl hier schnell den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen."
"Beim vorigen Asphaltlauf in Deutschland waren wir sehr schnell. Ich habe erwartet, dass der Fiesta gut geht, und das hat sich bestätigt. Hoffentlich können wir diesen Aufwärtstrend hier fortsetzen, indem wir in Frankreich möglichst noch flotter unterwegs sind und die Fans gut unterhalten. Seit die Rallye nach Straßburg gewechselt ist, kommen die Zuschauer in Scharen. Die Stimmung ist großartig, das spüre ich als Fahrer ebenfalls", so Solberg.