Katerstimmung bei Volkswagen: Motorsport-Direktor Jost Capito übt nach dem Ausfall Kritik an Jari-Matti Latvala: "Die anderen kommen ja auch durch"
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Volkswagen ist bei der "Mission Heimsieg" erneut gescheitert. Wie schon im Vorjahr fielen Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala bei der Heimrallye des deutschen Herstellers aus. Erneut müssen die Wolfsburger zusehen, wie im eigenen Land andere jubeln, in diesem Fall Thierry Neuville und Hyundai. Der Frust darüber ist den Verantwortlichen deutlich anzumerken. "Es ist natürlich schon sehr ärgerlich, mit über 50 Sekunden Vorsprung und vier relativ kurzen Sonderprüfungen das noch wegzuwerfen", sagt Motorsport-Direktor Jost Capito bei 'ServusTV'.
Mit einem beruhigenden Vorsprung war Latvala in den Schlusstag der Rallye gestartet und hätte diesen eigentlich nur noch ins Ziel retten müssten. Doch bei der ersten Wertungsprüfung am Sonntagmorgen kam der Finne nach einem Fahrfehler von der Straße ab und rutschte einen Weinberg hinab. "Man hat die Interviews der Fahrer nach der Sonderprüfung gehört. Alle haben gesagt, dass die Sonderprüfung sehr tückisch war, dass die Gripverhältnisse sehr geschwankt haben", erkennt Capito an.
Dennoch meint der Motorsport-Direktor: "Das ist alles keine Entschuldigung, wenn man 50 Sekunden Vorsprung hat und das locker nach Hause fahren kann, denn die anderen kommen ja auch durch." Seiner Ansicht nach ist Latvala übertrieben ehrgeizig ans Werk gegangen. "Er hatte beim ersten Split nicht die schnellste Zeit gehabt, beim zweiten Split hatte er dann die schnellste Zeit. Er hat also versucht, das wieder aufzuholen, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre", kritisiert Capito.
Latvala widerspricht dem jedoch und sieht als Ursache für den Ausrutscher etwa acht Kilometer nach dem Start der WP "Dhrontal 1" in einem Fehler im Streckenaufschrieb. "Ich kenne diese Prüfung sehr gut, sie wird schon seit Jahren gefahren. Für diese Kurve hatte ich bisher eine Warnung in meinem Aufschrieb stehen. Diese Bemerkung habe ich nach dem Training Anfang dieser Woche streichen lassen. Deswegen waren wir jetzt einfach zu schnell."
Der Ausfall wirkt umso schlimmer, da es mehr oder weniger eine Wiederholung des Debakels aus dem Vorjahr ist. "Jetzt müssen wir wieder ein Jahr warten", ärgert sich Capito. "Am Anfang mit zwei Autos vorne zu sein, war das Gleiche wie im vergangenen Jahr. Dann noch mit einem Auto vorne sein, war auch wie im vergangenen Jahr und dann zum Schluss mit keinem", so der Deutsche. Am Samstag hatte sich bereits Ogier mit einem Unfall aus der Rallye verabschiedet.
"Da gibt es auch nicht viel zu analysieren. Das sind Fehler, die die Fahrer gemacht haben, die Autos waren perfekt. Die Fahrer müssen es nur noch zustande bringen", spart Capito nicht mit Kritik an seinen Piloten Ogier und Latvala. "Wenn man mit 50 Sekunden führt, hat man einen hervorragenden Job gemacht, da wo es wirklich schwierig war. Heute ist eigentlich der einfachste Tag der Rallye. Dann einen Fehler zu machen, ist natürlich sehr ärgerlich."