Paulo Goncalves nimmt im Januar schon seine siebte Dakar in Angriff - Seine geballte Erfahrung ist für das Speedbrain-Team sehr wichtig
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Der portugiesische Familienvater Paulo Goncalves ist mit Speedbrain seit langem verbunden, eine Konstante im Team und darüber hinaus ein alter "Dakar-Hase". 2013 startet er bereits zum siebten Mal in den Wüstenklassiker. Goncalves ist ein echter Teamplayer, hat ein sehr familiäres Verhältnis zu allen und sorgt mit seiner positiven und fröhlichen Art für gute Stimmung in der Mannschaft. Und auf dem Bike überzeugt er mit Speed, Können und Erfahrung.
Bei der Dakar-Premiere der Speedbrain-Mannschaft 2011 entwickelte sich Goncalves schnell zum Führungsfahrer des Teams. Bereits auf der dritten Etappe sicherte er sich auf der BMW G 450 X einen Podiumsplatz. Zwei Tage später sorgte er für einen Meilenstein: Goncalves fuhr souverän den ersten Etappensieg für das junge Team ein. Dies war gleichzeitig der erste Dakar-Etappensieg für eine BMW seit zehn Jahren.
Ein Jahr später, bei der Rallye Dakar 2012, fuhr Goncalves erneut zweimal auf das Etappenpodium. Auch er hatte die Top 3 der Gesamtwertung fest im Visier und arbeitete sich mit konstant schnellen Zeiten bis auf den vierten Platz nach vorn. Doch in der zweiten Woche warf ihn eine umstrittene Sechs-Stunden-Zeitstrafe weit zurück, seine Hoffnungen auf eine Topplatzierung wurden zunichte gemacht.
Bei der Abu Dhabi Rallye-Challenge im April stand Goncalves als Dritter neben seinem Speedbrain-Teamkollegen Joan Barreda auf dem Podium. Im Gesamtklassement der FIM Cross-Country Rallies World-Championship 2012 verpasste Goncalves am Ende als Vierter die Top 3 nur knapp. Bei der Oil-Lybia Rallye du Maroc im Oktober holte er wie Teamkollege Barreda einen Etappensieg. Nun gilt seine gesamte Konzentration der Rallye Dakar 2013.
Frage: "Paulo, du startest in deine siebte Dakar. Was bedeutet dir diese berühmte Rallye und was sind deine Ziele?"
Paulo Goncalves: "Für mich ist die Dakar das wichtigste Rennen des Jahres. Wir arbeiten das ganze Jahr über an der Vorbereitung auf die Dakar. Mein Ziel ist, im Kampf um einen Podiumsplatz ein Wort mitzureden."
Erfahrung zahlt sich aus
Frage: "Du bist der erfahrenste Fahrer im Team. In welchen Bereichen kannst du der Mannschaft mit deiner Erfahrung helfen?"
Goncalves: "Ich bin schon sechs Mal bei der Dakar angetreten. Natürlich habe ich dabei Fehler gemacht. Doch in jedem Jahr lernt man etwas für das nächste Jahr dazu. Und ich denke, dass es das ist, was ich an meine Kollegen und das Team weitergeben kann: ihnen zu helfen, damit sie nicht die Fehler machen, die ich gemacht habe."
Frage: "Wie groß ist der Vorteil für dich persönlich als Fahrer, dass du schon sechs Mal bei der Dakar gefahren bist? Was hast du noch gelernt, und gibt es Situationen, in denen du aufgrund deiner Erfahrung nun anders agierst als damals, als du noch ein Dakar-Rookie warst?"
Goncalves: "Je mehr Rennen und Rallyes man bestreitet, umso mehr Erfahrung sammelt man - sei es die Streckenkenntnis, das Wissen um die Gefahren oder in der Navigation. In den ersten Jahren bin ich die Rallye Etappe für Etappe angegangen, und nun sehe ich die Dakar als Ganzes."
"Es bringt nichts, wenn man an einem Tag eine herausragende Prüfung fährt und dann am nächsten Tag irgendeine unnötige Dummheit begeht. Wir müssen wissen, wann es nötig wird, etwas Gas herauszunehmen, damit wir das Gesamtergebnis nicht gefährden."
Frage: "Du bist schon lange ein Teil des Speedbrain-Teams. Wie hat sich die Mannschaft in den vergangenen Jahren entwickelt, und wie ist sie gereift?"
Goncalves: "Es ist unglaublich, wie Speedbrain gewachsen ist und sich weiterentwickelt hat. Es ist eine sehr professionelle Mannschaft, sie zählt heute zu den wichtigsten und am meisten respektierten Teams in der Szene. Es ist toll, Teil eines solchen Teams zu sein."
Motorrad wurde täglich verbessert
Frage: "Die Husqvarna TE449RR by Speedbrain wurde seit der vergangenen Dakar weiterentwickelt und modifiziert. Was sind die wichtigsten Neuerungen am Bike?"
Goncalves: "Speedbrain arbeitet jeden Tag daran, das Bike noch besser zu machen, und findet immer Lösungen, um die bestmögliche Performance aus dem Motorrad herauszuholen. Wir haben das Fahrwerk und den Motor überarbeitet, und alle diese Änderungen haben die Zuverlässigkeit des Bikes weiter verbessert und die Leistung gesteigert. Genau das, was wir brauchen, wenn wir mit um den Sieg kämpfen wollen."
"Wir haben in der Weltmeisterschaft starke Leistungen gezeigt und uns dabei immer darauf konzentriert, das Bike weiterzuentwickeln und zu verbessern. Dabei hatten wir während der gesamten Saison keinerlei technische Probleme. Das stimmt uns natürlich zuversichtlich, dass wir bei der Dakar 2013 ein gutes Ergebnis holen können."
Frage: "Es werden viele Superlative genannt, wenn die Leute über die Besonderheiten der Dakar sprechen. Doch was ist für dich persönlich die größte Herausforderung bei diesem Rennen?"
Goncalves: "Die Dakar ist die Dakar! Es ist das Rennen des Jahres, es ist die härteste Rallye der Welt. Für mich besteht die größte Herausforderung darin, die unerwarteten Widrigkeiten zu überwinden, und in der Navigation."
Frage: "Und wie hast du dich auf diese Herausforderung vorbereitet?"
Goncalves: "Indem wir vor der Dakar so viele Rallyes wie möglich bestritten haben. Wir haben in diesem Jahr an der Cross-Country Rallies World-Championship mit ihren vier Rennen teilgenommen und an der Oil-Lybia Rallye du Maroc, dazu kamen Tests in Marokko. Das ist sehr wichtig, denn so sammeln wir weitere Erfahrung und verbessern uns in allen Bereichen."
Frage: "Die Dakar wird zum fünften Mal in Südamerika ausgetragen, und jedes Mal hat sich die Route geändert. Wie bewertest du die diesjährige Route, und welcher Teil gefällt dir am besten?"
Goncalves: "Richtig, die Dakar ändert sich jedes Jahr, und auch wenn manche Abschnitte schon bei vorherigen Ausgaben befahren wurden, ist die Route immer anders, weil sich das Terrain enorm ändert. In diesem Jahr fahren wir die Rallye in die andere Richtung, und wir wissen noch nicht, was uns erwartet. Wir haben zwar die Etappenbeschreibungen, aber wenn man vor Ort ist, ist es noch einmal etwas anderes. Mir gefallen am besten die Atacama-Wüste und die Dünen von Copiapo."
Frage: "Wie schwierig ist es für einen Fahrer, sich dem enorm wechselhaften Terrain anzupassen? Ihr bekommt es mit großen Sanddünen und felsigen Schotterpisten zu tun, ihr fahrt auf Meeresniveau und beim Überqueren der Anden in großen Höhen. Das muss eine Herausforderung in Sachen Fahrkönnen und Fitness sein ..."
Goncalves: "Man muss körperlich und mental in Topform sein, um bei all diese Schwierigkeiten zu bestehen. Das ist einer der unzähligen Gründe, warum die Dakar die schwierigste Rallye der Welt ist. Wer an der Dakar teilnehmen will, muss wissen, dass uns diese Rallye an unsere Grenzen bringt. Dakar ist ein Synonym für Härte, und in jedem Jahr bereite ich mich darauf vor, die neuen Herausforderungen, die sie bietet, zu überwinden."
Frage: "Du bist Familienvater. Wie wichtig ist die Unterstützung deiner Frau und deiner Kinder, um ein erfolgreicher Marathonrallye-Fahrer zu sein?"
Goncalves: "Wenn ich fahre, konzentriere ich mich auf das Rennen und denke an nichts anderes. Ich glaube, das ist für sie das Schlimmste. Aber ich weiß, dass sie für mich da sind, sie unterstützen mich immer. Sie kleben am Computer und verfolgen das Rennen, bis ich die Etappe beendet habe. Ich fahre für mich, ich fahre aber auch für sie."
Frage: "Welche Schlagzeile würdest du am Tag nach der Zielankunft gern in der Zeitung lesen?"
Goncalves: "Ich würde gern lesen: 'Paulo Goncalves, der portugiesische Fahrer des Husqvarna-Rallye-Teams by Speedbrain, gewinnt die Rallye Dakar 2013!'"