Im Fahrerlager herrscht nach dem Zeitnahme-Chaos am ersten Tag der Rallye Monte Carlo keine gute Stimmung - Die Teams sind wütend
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Mit Spannung wurde der Auftakt der neuen WM-Saison erwartet, doch das Zeitnahme-System sorgte am ersten Tag der Rallye Monte Carlo für viel Konfusion. Während der ersten vier Wertungsprüfungen gab es keine Zwischenzeiten und am Nachmittag stimmten die Zeitlisten nicht. So wurde nicht Sebastien Loeb als Führender aufgezeigt, sondern Thierry Neuville. Nach der vierten WP dauerte es über zwei Stunden, bis es ein offizielles Resultat gab. Die Beteiligten, die Medien und auch die Fans tappten im Dunkeln. Aus Marketingsicht eine Katastrophe, wenn das Gesamtklassement nicht bekannt ist.
Im vergangenen Herbst entschied sich der Automobilweltverband FIA für einen Wechsel des Timing-Partners. Stage One Technology (S1T) war in den vergangenen rund zehn Jahren für die Zeitnahme verantwortlich. Die FIA verlängerte den Vertrag mit S1T allerdings nicht, sondern entschied sich für die spanische Firma Sistemas Integrales de Telecommunicacion (SIT). Schon im vergangenen Herbst wurde Kritik an dieser Entscheidung laut, denn die Firma verfügt nicht über die Erfahrung von S1T und es blieb kaum Zeit zur Vorbereitung.
Prompt gab es am ersten Tag der "Monte" Probleme mit diesem System. "Es ist inakzeptabel, was wir heute gesehen haben", sagt Volkswagen Motorsportchef Jost Capito gegenüber 'Autosport' klipp und klar. "Die FIA erwartet von den Herstellern und den Teams, dass sie vernünftig vorbereitet sind. Sie verlangen auch hohe Nenngelder. Dann kann man zumindest erwarten, dass die Zeitnahme funktioniert." Capito streicht aber noch einen anderen wichtigen Punkt heraus: "Es geht nicht nur um die Zeitnahme, sondern auch um die Sicherheit."
Sicherheit nicht gewährleistet
"Die FIA setzt sich sehr für Sicherheit ein. Ich kann nicht verstehen wie sie es zulassen können, dass diese Prüfungen gefahren werden, wenn das Sicherheitssystem nicht funktioniert. Die Monitore zeigen, dass es einen Notfall gibt, aber das Auto fährt normal weiter. Wenn es wirklich einen Notfall gibt, was passiert dann?", stellt Capito in den Raum. Über das Timing-System kann über GPS jederzeit die Position des Autos angezeigt werden. Sollte es zu einem Unfall kommen, dann können Hilfskräfte schnell am Ort des Geschehens sein.
Es passt etwas nicht, bitte Auswahl checken!Während der ersten Wertungsprüfung zeigte das System von SIT an, dass Sebastien Loeb stehengeblieben ist. Dadurch wurden die GPS-Sensoren im Citroen deaktiviert. Loeb war aber nie stehengeblieben und absolvierte die Prüfung problemlos. Deshalb schäumt auch Citroen-Teamchef Yves Matton: "Es ist unmöglich so zu arbeiten." Aufgrund der Probleme setzten sich die rivalisierenden Teams zusammen und erarbeiteten gemeinsam eine Rangliste.
Diese Situation ist für eine Weltmeisterschaft - und die Rallye-WM ist für die FIA die zweitwichtigste Serie nach der Formel 1 - nicht akzeptabel. Als sich im Herbst vergangenen Jahres anbahnte, dass der Automobilweltverband nicht mit Stage One Technology zusammenarbeiten wird, liefen nicht nur Teams sondern auch Veranstalter Sturm - vergeblich. "Das sind simple Dinge. Wir brauchen keine Revolutionen", meint Julien Ingrassia, der Co-Pilot von Sebastien Ogier, stellvertretend.
"Es scheint, dass die einzige große Veränderung in diesem Jahr darin besteht, dass wir am Start einer Wertungsprüfung nicht mehr diese riesigen Uhren haben. Wir sollten uns vorwärts bewegen, aber manchmal reisen wir in die Vergangenheit." Vor genau zwölf Monaten konnte Stage One Technology ausnahmsweise nicht die Zeitmessung der Rallye Monte Carlo übernehmen. Das lag damals im Zusammenhang mit der Pleite des ehemaligen WRC-Promoters North One Sports. Damals stellte der Automobilclub von Monaco (ACM) sein eigenes System, das aus der Intercontinental Rallye Challenge (IRC) erprobt war.
Es gab keinerlei Probleme. Deshalb schiebt der ACM die Verantwortung an die FIA und SIT ab, denn sie sind für das "Timing & Tracking" zuständig. Von offizieller Seite heißt es, dass man sich um die Probleme kümmert. "Wir müssen ergründen was heute passiert ist", wird Jarmo Mahonen, der Rallye-Direktor der FIA, von 'Autosport' zitiert. "Wenn wir alle Informationen haben, dann können wir uns öffentlich dazu äußern." Zu den Schwierigkeiten hat auch beigetragen, dass das Flugzeug von SIT, das die Funksignale aufnimmt und weiterleitet, aufgrund des schlechten Wetters nicht starten konnte. Diese Situation trat in den vergangenen zehn Jahren kaum auf.