Bei der Rallye Argentinien herrscht großer Respekt zwischen den beiden Franzosen Sebastien Loeb und Sebastien Ogier - Volkswagen lässt Ogier frei fahren
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In Argentinien treffen die beiden Ausnahmekönner Sebastien Loeb (Citroen) und Sebastien Ogier (Volkswagen) aufeinander. Loeb war in dieser Saison bisher der einzige Fahrer, der Ogier auf der Strecke geschlagen hat. Die Rallye-Szene wartet gespannt auf das Duell der beiden ehemaligen Rivalen bei Citroen. Von Feindschaft ist in Argentinien aber bisher nichts zu sehen. Beide loben einander für die Leistungen und streuen sich gegenseitig Rosen. Das Verhältnis ist zumindest im Service-Park entspannt und von Respekt geprägt.
Loeb saß seit Januar nicht mehr in seinem DS3 und fuhr seither Autos anderer Kategorien, hauptsächlich den McLaren MP4-12C in der GT-Serie. Wie hat sich der amtierende Weltmeister auf Argentinien vorbereitet? "Mein Gefühl für das Auto war okay. Ich habe nicht alles gemacht, um perfekt vorbereitet zu sein, denn ich bin seit der Spanien Rallye im Vorjahr nur einen Test auf Schotter gefahren", sagt Loeb. Ich bin also nicht viel gefahren und wusste nicht, wie ich mich im Auto fühlen würde." Im Shakedown lief aber alles gut und Loeb war gewohnt konkurrenzfähig.
"Die erste Fahrt war etwas merkwürdig, denn ich musste mehr denken als gewöhnlich. Es fühlte sich nicht komplett natürlich an, aber dann kam das Gefühl zurück. Das Gefühl für das Auto war gut, also ist bisher alles in Ordnung." Es stellt sich die Frage, was sich der Ausnahmekönner für Argentinien vorgenommen hat. Es ist klar, dass Loeb ein Siegfahrer ist und diesmal auch nicht die WM im Hinterkopf behalten muss. "Ich trete hier an, weil wir das seit Saisonstart geplant haben."
"Natürlich will ich nicht verlieren, denn ich bevorzuge immer den Sieg. Wenn ich mich im Auto wohlfühle, dann werde ich angreifen und mein Bestes geben", kündigt der 39-Jährige an. "Ansonsten habe ich keinen Druck und muss nicht gewinnen. Mein Leben wird sich nicht verändern, ob ich hier gewinne oder nicht", sieht er es gelassen. "Ich bin hier, um Spaß zu haben." Anhand der bisherigen Resultate gehen die Beobachter von einem Duell Loeb gegen Ogier aus.
Auch Ogier sieht Loeb als größten Gegner in Argentinien. "Ich glaube, der Mann zu meiner Rechten", sagt er in der Pressekonferenz. Aber auch Dani Sordo (Citroen) hat er auf der Rechnung: "Er war in Portugal bis zu seinem Fehler schnell. Wenn er auch hier so schnell ist, dann wird er sicher um den Sieg kämpfen. Ich schätze, dass auch Jari (Latvala; Anm. d. Red) schnell sein wird." Loeb spielt im Titelkampf keine Rolle. Sollte Loeb schneller sein, wäre es dann besser, wenn Ogier den Franzosen ziehen lässt und wichtige Punkte für die WM mitnimmt?
Capito lässt Ogier frei fahren
Volkswagen-Motorsportchef Jost Capito sieht die Situation vor dem Rallye-Start entspannt: "Loeb zu schlagen ist für das Team keine Priorität. Es ist aber auf eine Art eine Priorität für Seb (Ogier; Anm. d. Red.), aber er ist clever genug, dass er die WM nicht wegwirft, nur um gegen Loeb zu kämpfen", spricht Capito seinem Starfahrer bei 'Autosport' Vertrauen aus. "Er ist erwachsen genug und kann mit dieser Situation umgehen. Er ist zuversichtlich, aber er wird für den Sieg nicht alles riskieren."
"Ich werde ihm sicher nicht sagen, dass er langsamer machen soll. Er kann entscheiden, welches Risiko er eingehen will. Er weiß, dass er für seinen Titel fährt, aber auch für unseren", meint Capito. Nach den jüngsten Erfolgen rechnet sich Ogier auch in Argentinien wieder gute Chancen aus. "Wir haben eine sehr gute Startposition. An diesem Wochenende ist es wichtig, dass ich viele Punkte sammle, und nicht unbedingt die maximale Ausbeute mitnehme. Da ich aber ein Wettkämpfer bin, will ich natürlich versuchen, die maximalen Punkte zu holen."
"Es ist aber ein anderer Gegner an diesem Wochenende dabei. Ich wusste, dass Sebastien Loeb hier sein wird. Es wird sicher ein interessantes Wochenende." Egal wie die Rallye Argentinien ausgehen wird, Ogier wird als WM-Führender nach Griechenland reisen und seine Jagd nach dem WM-Titel fortsetzen. Loeb konzentriert sich dagegen auf seine GT-Einsätze und seinen Start beim berühmten Rennen auf den Pikes-Peak.
Würde Loeb mehr Rallyes fahren, sollte ihn Citroen darum bitten? "Ich weiß nicht, ob ich mit meinem stressigen Programm die Zeit dafür habe. Es wäre kompliziert und ist nicht der Plan", stellt der Franzose klar. "Ich habe mich zum Rücktritt entschlossen. Okay, ich entschied mich für vier Rallyes, aber wenn das Programm weitergeht, dann werde ich im nächsten Jahr für Citroen fahren." Damit meint Loeb den Einstieg in die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC. "Ich hoffe, dass es klappt."