Hirvonen und der Mythos vom nackten Beifahrer

, 16.02.2013

Wie der Citroen-Pilot seinen Unfall bei der Rallye Schweden erlebte und wie es acht Nordmänner mit einem eine Tonne schweren Franzosen aufnahmen

Platz 17 stand im offiziellen Endergebnis der Rallye Schweden für Mikko Hirvonen zu Buche. Für den 32-Jährigen eine bittere Enttäuschung, schließlich hatte er das klare Ziel, den zweiten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) zu gewinnen. "Ernüchtert ist eine Untertreibung", beschreibt Hirvonen seinen Gemütszustand in seinem 'Autosport'-Tagebuch. Doch wer den vierfachen Vizeweltmeister kennt, der weiß: Trübsal blasen ist nicht seine Stärke. Er blickt mit einer gehörigen Portion Ironie zurück.

Auch auf den ersten Tag, der ihm alle Chancen auf ein Punktresultat raubte: "Das brauchte kein Mensch. Ich stand bis zum Hintern im Schnee und versuchte, den DS3 freizuschaufeln." Zuvor war der driftende Hirvonen in einer Kurve in die Spur geraten, die ein anderes Auto gezogen hatte. "Das war's dann. Es gab keinen Schneewall, das Auto überschlug sich und kam mit dem Heck in den Bäumen und der Front in einem riesigen Graben zum Stehen." Und dann standen zwei Männer allein im Walde.

Der Citroen-Pilot resümiert: "Zwei Zuschauer waren alles, worauf wir uns verlassen konnten - und das bei einem Auto mit 1000 Kilogramm. Immerhin kamen dann mehr Fans und haben uns geholfen." Mit acht Leuten und einer einzigen Schaufel, die im Auto verstaut war, dauerte es 20 Minuten, den Citroen aus den Schneemassen zu befreien. "Ohne die Zuschauer stünde ich noch immer da." Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch brachte Hirvonen die Wertungsprüfungen zu Ende, war aber bitter enttäuscht.

Eine kleine Erheiterung wartete, als der Finne und sein Beifahrer Jarmo Lehtinen die Citroen-Crew erreichten. "Im Servicepark redeten alle davon, dass Jarmo alle seine Kleider ausgezogen und unter die Reifen gelegt hätte, damit wir mehr Traktion bekämen", berichtet Hirvonen amüsiert und kann handfeste Beweise vorbringen, dass in Schwedens Wäldern alles jugendfrei blieb: "Es war ein TV-Helikopter über uns und wenn Jarmo das wirklich gemacht hätte, wäre der Kameramann vor Schreck umgefallen."

Immerhin war Hirvonen einigermaßen entspannt in Hangfors angekommen, denn zuvor hatte er gemeinsam mit Lehtinen zwei Tage Urlaub im Skiressort Are eingelegt und dabei offenbar sportliche Höchstleistungen vollbracht: "Es war kalt und ein Schneesturm fegte über uns hinweg. Der Wellness-Bereich im Hotel war aber perfekt, um mit einem Bier zu entspannen." Das hätte Hirvonen wohl nicht nur vor der Rallye Schweden gehabt, sondern auch danach.

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