Bestzeiten, Führung und Crash: Robert Kubica setzte sich bei der "Monte" stark in Szene, landete aber im Straßengraben - Mit jedem Kilometer sammelt er Erfahrung
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Robert Kubica strafte mit seinem Auftakt bei der Rallye Monte Carlo seine Kritiker Lügen: Der ehemalige Formel-1-Pilot markierte Bestzeiten in den ersten beiden Prüfungen und baute sich damit einen Vorsprung von 36,8 Sekunden auf die etablierte WRC-Konkurrenz auf. Kubica kannte weder Auto noch Strecken, doch er traf die richtige Reifenwahl. "Mein Ziel war, in dieser Saison eine Wertungsprüfung zu gewinnen. Das ist mir gleich bei der ersten WP gelungen, also muss ich mir ein neues Ziel setzen", sagte Kubica nach der ersten Vormittagsschleife.
Mit Fortdauer der Rallye wurde die Konkurrenz stärker, während der M-Sport-Pilot seinerseits mit den schwierigen Witterungsbedingungen zu kämpfen hatte. Am Ende der ersten Etappe lag er auf dem dritten Platz und noch vor Weltmeister Sebastien Ogier (Volkswagen). "Ich bin sehr zufrieden mit dieser Performance. Trotzdem muss ich noch viel lernen, aber wir hatten einen guten Tag", meinte Kubica am Donnerstag im Service-Park.
"Natürlich ist es immer schmerzhaft, wenn man nach zwei Prüfungen führt und dann von Schneemassen erwischt wird, aber ich muss es auch realistisch sehen. Wenn mir jemand vor der Rallye gesagt hätte, dass ich in dieser Position sein würde, dann hätte ich es sofort genommen. Es hätte auch noch besser laufen können, aber wir müssen mit unserer Leistung zufrieden sein." Schon bei der Jännerrallye in Österreich hatte Kubica bei der Reifenwahl ein goldenes Händchen gehabt.
Das erwies sich auch zu Beginn der "Monte" als richtig: "Wir hätten beinahe Schneereifen mitgenommen, aber als wir keinen Schnee erwarteten, dachte ich, dass es dafür keinen Grund gäbe. Glücklicherweise war das für uns auch der Fall." Auch am Freitag kämpfte Kubica um vordere Platzierungen mit und lag nach WP8 auf dem vierten Gesamtrang. Das Podium war in Griffweite.
Allerdings ging auf WP9 "Vitrolles - Faye" alles schief. In einer Rechtskurve rutschte der Ford Fiesta auf nasser Fahrbahn von der Strecke, kollidierte mit einem Brückengeländer und blieb im Straßengraben hängen. Da es bei der "Monte" keine Rallye2-Regel gibt, bedeutete das den Ausfall. "Es änderte sich plötzlich der Grip", beschreibt Kubica das Missgeschick nach rund 32 Prüfungskilometern von WP9.
Kubica sammelt Erfahrung
"Wir wussten, dass wir vorsichtig sein mussten, denn wir hatten diese Stelle in unserem Aufschrieb vermerkt, aber leider unterschätzte ich wie groß die Veränderung war. Vor dem Unfall war der Grip sehr gut, aber in dieser Prüfung lag auch viel Matsch auf der Straße. Wir bogen in die Kurve ein, die Vorderräder untersteuerten und wir kollidierten mit einer Brücke. Das bedeutete leider das Ende unserer Rallye."
Talent und Speed hat Kubica in Monte Carlo unter Beweis gestellt, allerdings sorgte der Erfahrungsnachteil schließlich für den Ausfall. "Als ich in die Formel 1, die höchste Klasse des Rundstrecken-Sports, kam, hatte ich elf Saison Rennsport hinter mir. Hier bei der Rallye sind es eine und ein bisschen", vergleicht der amtierende WRC2-Champion. "Ich bin im vergangenen Jahr gefahren und habe zum Spaß einige Rallyes absolviert, während ich in der Formel 1 gefahren bin."
"Ich glaube sonst würde niemand in die WRC aufsteigen, nachdem er nur ein Jahr Rallye gefahren ist. Das muss man bedenken und sich daran erinnern." M-Sport-Boss Malcolm Wilson war zunächst vollends begeistert und kann die Situation nachvollziehen. "Ich kann verstehen wie sich Robert fühlt. Nachdem ich mit ihm gesprochen habe, ist er sehr enttäuscht. Er denkt, dass er das Team im Stich gelassen hat. Das ist aber nicht der Fall. Wir sind von seiner Performance sehr erfreut. Das ganze Team steht zu 100 Prozent hinter ihm."