Jari-Matti Latvala hat an seinem Fahrstil gearbeitet und kommt mit dem Polo R WRC immer besser zurecht - ab Portugal sollen Podestplätze, ab Finnland Siege her
© Foto: Volkswagen
Volkswagen-Pilot Sebastien Ogier eilt in der Rallye-Weltmeisterschaft derzeit von Sieg zu Sieg. Gegen den Franzosen scheint in dieser Saison kein Kraut gewachsen, er gewann nach Platz zwei beim Saisonauftakt in Monaco die folgenden Läufe in Schweden und Mexiko und führt überlegen die WM-Wertung an. Etwas schleppender begann die Saison für Markenkollege Jari-Matti Latvala. Nach einem Unfall bei den chaotischen Wetterbedingungen in Monte-Carlo belegte der Finne in Schweden immerhin Platz vier, zuletzt in Mexiko schied er jedoch aus nachdem er mit seinem Polo R WRC einen auf der Straße liegenden Stein überfahren hatte.
"Mein Ziel war es, konstant in die Top 5 zu fahren. Das hat nicht geklappt", konstatiert Latvala im Gespräch mit 'MOTORSPORT aktuell'. "So gesehen war mein Saisonbeginn nicht so toll. Startet der Teamkollege dann auch noch so grandios in die WM wie Seb, sieht das noch schlechter aus." Bis auf seinen Ausfall zuletzt in Mexiko scheint Latvala aber mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht ganz unzufrieden zu sein: "Mexiko war einfach nur Pech. In Schweden verpasste ich das Podium um sieben Sekunden. Es wäre womöglich schneller gegangen, aber eben auch mit mehr Risiko."
Ohne die Leistung Ogiers schmälern zu wollen, weist Latvala in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Polo R WRC noch ziemliches Neuland für ihn ist. Der 27-Jährige hatte es in der Vergangenheit ausschließlich mit Autos der Marke Ford zu tun: Seit 2007 fuhr der Blondschopf aus dem hohen Norden Ford Focus, im Vorjahr einen Ford Fiesta WRC. Ogier hingegen spulte im vergangenen Winter mehrere tausend Testkilometer mit dem Polo ab und nahm letztes Jahr mit einem von Volkswagen eingesetzten Skoda an der WRC teil. Er kennt im Gegensatz zu Latvala Team und Fahrzeug also bestens.
Ogiers Erfahrungsschatz ist Gold wert
"Davon abgesehen, dass Seb einen sensationellen Job macht, kennt er den Polo in- und auswendig, hat ihn mitentwickelt und arbeitet schon über ein Jahr mit dem Volswagen-Team zusammen", stellt Latvala die Vorteile Ogiers im Umgang mit dem Arbeitsgerät heraus. "Ich dagegen bin neu im Team und saß zuvor zehn Jahre in einem Ford von M-Sport." Der Polo verlange im Vergleich zum Ford einen völlig anderen Fahrstil, der sich nicht 1:1 adaptieren ließe: "Ich habe versucht, den Volkswagen so zu fahren wie einen Ford. Das funktioniert aber nicht. Der Polo ist ein anderes Auto. Das wurde mir erst in Schweden richtig klar. Ich muss nicht das Set-up umstellen, sondern meinen Fahrstil."
Unterschiedlich seien Polo und Ford vor allem beim Fahrverhalten in den Kurven: Während man mit dem Ford in die Kurve hineinbremsen kann, erfordert der Polo eher einen Fahrstil wie auf der Rundstrecke. Latvala erläutert: "Man beschleunigt ab dem Kurveneingang, statt in die Kurve quer rein zu bremsen und erst ab dem Scheitelpunkt Gas zu geben und dann leicht rauszudriften." Der Citroen von Serien-Weltmeister Sebastien Loeb ließe sich ähnlich fahren.
Latvala kommt daher zu dem Schluss: "Sowohl der Citroen als auch der Volkswagen scheinen für den Stil der Sebs entwickelt." Angesichts seines dritten Platzes bei der Power Stage in Mexiko sieht Latvala was seine derzeitigen Probleme mit dem Polo anbelangt aber schon Land in Sicht: "Am Finaltag in Mexiko habe ich es schon viel besser hingekriegt, wie der Bonuspunkt auf der Power-Stage zeigt."
Volkswagen steht hinter Latvala
Wenngleich die Bilanz Latvalas im Vergleich zu seinem Teamkollegen aus Frankreich deutlich magerer ausfällt - der Punktevorsprung Ogiers beträgt bereits 59 Zähler - bleibt man bei Vokswagen offenbar entspannt und unterstützt den fünffachen WRC-Sieger wo man kann: "Zu keiner Zeit hat man mir die Schuld am Ausfall gegeben. Selbst für meinen Fehler bei der Monte hatte man Verständnis", weist Latvala auf die Unterstützung aus den eigenen Reihen hin.
"Es waren extreme Streckenbedingungen. Es tut einfach gut, wenn man weiß, dass das Team nicht nur die negativen Dinge sieht, sondern auch die positiven." Der Aufwärtstrend aus Mexiko soll sich bei den anstehenden Rallye-Läufen fortsetzen. Latvala stellt sogar schon Siege in Aussicht: "Ab Portugal will ich um Podiumsplätze kämpfen und ab Finnland dann um den Sieg."