Jari-Matti Latvala fährt bei der Rallye Deutschland dem Sieg entgegen - Sebastien Ogier muss nach einem weiteren Unfall endgültig aufgeben
© Foto: Volkswagen
Jari-Matti Latvala auf Siegkurs, aber Sebastien Ogier ausgeschieden: Triumph und Drama lagen am zweiten Tag der Rallye Deutschland, dem neunten Saisonlauf der Rallye-Weltmeisterschaft 2014, bei Volkswagen dicht beieinander. Nach fünf Siegen bei sieben Wertungsprüfungen geht Latvala mit fast einer Minute Vorsprung auf Kris Meeke (Citroen) in den Schlusstag. Dann kann Ogier nur noch zuschauen, denn der Franzose warf wie schon gestern sein Auto weg.
Der amtierende Weltmeister war heute kurz nach dem Start der achten Wertungsprüfung (WP) "Peterberg" verunglückt. "Der Unfall geschah etwa einen Kilometer nach dem Start der achten Wertungsprüfung", berichtet der Franzose. "Wir fuhren im 6. Gang über eine Sprungkuppe. Der Sprung ging weiter als gedacht, und bei der Landung brach das Heck aus, wodurch ich die Kontrolle über das Auto verloren habe. Wir sind in die Leitplanke eingeschlagen und auf einer Böschung mit einigen Bäumen gelandet."
Bei dem Unfall wurde eine Leitplanke beschädigt, weshalb die WP abgebrochen wurde und am Nachmittag nur in einer verkürzten Form gefahren werden konnte. Ogier und Beifahrer Ingrassia konnten das Wrack aus eigener Kraft verlassen, wurden aber sicherheitshalber zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. "Wir wurden zu einer Routineuntersuchung ins Krankenhaus gebracht und konnten dieses mittlerweile verlassen, ohne dass Verletzungen festgestellt wurden", so Ogier.
Ogiers Polo irreparabel
Weniger gut erging es seinem Auto "Dem Polo R WRC geht es leider nicht so gut, denn die Landung war leider ziemlich brutal", sagt Ogier. "Wir müssen nun abwarten, ob das Auto hier repariert werden kann und ob wir am Sonntag starten können." Bald darauf stellte sich jedoch heraus, dass der Überrollkäfig beim Unfall beschädigt wurde. Da dieser Schaden nicht innerhalb des Zeitlimits von drei Stunden repariert werden kann, muss Ogier endgültig aufgeben. Damit schreibt der amtierende Weltmeister erstmals seit seinem Wechsel zu Volkswagen einen "Nuller".
Das macht den Weg frei für Latvala, der nach einer seiner stärksten Vorstellungen auf Asphalt seinem zweiten Sieg in Folge entgegenfährt und in der WM-Wertung den Rückstand von 44 Punkten auf Ogier deutlich verkürzen kann. Gewinnt der Finne die Rallye und die drei Zusatzpunkte bei der Powerstage, liegt er nur noch 16 Punkte hinter Ogier zurück.
"Ich denke, wir können es morgen ruhig angehen lassen. Die Prüfung sind morgen kürzer als in den vergangenen Jahren", sagt Latvala. Seinen verunglückten Teamkollegen bedauert der Finne. "So etwas wünscht man seinem Teamkollegen nicht. Aber das macht die Meisterschaft wieder offen, was für alle gut ist. Zunächst müssen wir aber die Rallye beenden und cool bleiben."
Kubica lässt sein Talent aufblitzen
Bei wechselhaften Wetterbedingungen mit Regenschauern hielt Latvala heute dem Druck Stand, für seinen Arbeitgeber den Sieg bei der Heimrallye holen zu müssen. Vor allem bei den Panzerplatte-Prüfungen auf dem Truppenübungsplatz Baumholder mit ihren gefürchteten "Hinkelsteinen" war Latvala eine Klasse für sich und gewann alle vier WP. Auch bei "Stein und Wein 2" war der Volkswagen-Pilot der Schnellste.
Die anderen beiden WP gingen an Robert Kubica (Ford), der sich nach seinem Ausrutscher vom Freitag in der Gesamtwertung wieder bis auf Rang zehn verbesserte. Damit darf der Pole zufrieden auf den zweiten Tag in Deutschland blicken, an dem ihm eine deutliche Leistungssteigerung gelang. "Es war wichtig zu verstehen, warum ich gestern diese Fehler gemacht habe. Heute lief es besser", sagt er.
Während Latvala ungefährdet an der Spitze fuhr, entwickelte sich um Platz zwei ein Duell zwischen Meeke und Thierry Neuville (Hyundai). Der Belgier steigerte sich im Vergleich zum Freitag und verkürzte den Rückstand auf Meeke mit einer Reihe schneller Zeiten zwischenzeitlich auf 0,4 Sekunden. Bei den letzten beiden WP verschaffte sich Meeke aber wieder etwas Luft. "Thierry war den ganzen Tag lang sehr schnell. Am Nachmittag hatte ich dann diesen Reifenschaden, bei dem ich Zeit verloren habe, bin aber zufrieden", sagt der Citroen-Pilot.
Dreikampf um Platz sechs
Auf Position vier liegt Dani Sordo (Hyundai), der gut zehn Sekunden Vorsprung auf Andreas Mikkelsen (Volkswagen) hat. Um Position sechs kämpfen die beiden M-Sport-Ford-Piloten Mikko Hirvonen und Elfyn Evans und Mads Östberg (Citroen), die nur durch 6,1 Sekunden voneinander getrennt sind. "Das wird morgen ein schöner Kampf mit ihm (Evans; Anm. d. Red.) und Mads", sagt Hirvonen, während sich sein junger Teamkollege auf keine Scharmützel einlassen möchte. "Ich darf mich von diesem Kampf nicht ablenken lassen, sondern muss mich auf meine eigene Form konzentrieren", sagt Evans.
Am Sonntag stehen vier Wertungsprüfungen mit einer Gesamtlänge von 74,6 Kilometer auf dem Programm. Gegen 12:30 Uhr wird dann nach der Powerstage "Grafschaft 2" der Gesamtsieger feststehen.