Loebs WRC-Abschied: Erinnerungen an "Super Seb"

, 10.10.2013

Sebastien Loebs Abschied aus der Rallye-Weltmeisterschaft bringt bei zahlreichen seiner Weggefährten Erinnerungen hervor - Dominanz war anfangs nicht absehbar

In Form eines Überschlags beim Heimspiel in Frankreich nahm die glanzvolle WRC-Karriere von Sebastien Loeb ein unrühmliches Ende. Der Ausfall beim letzten Auftritt kann aber in keinster Weise über die neun WM-Titel in Folge, die 78 gewonnenen Rallyes und die 899 erzielten WP-Bestzeiten hinwegtäuschen.

Angesichts seines Abschieds aus der Rallye-Szene verneigt sich Loebs Konkurrenz vor dessen Erfolgen. "Ich fühle mich privilegiert, jeden seiner neun WM-Titel miterlebt zu haben. Gleichzeitig bin ich aber auch traurig, weil er mir wahrscheinlich sieben dieser neun vor der Nase weggeschnappt hat", sagt M-Sport-Boss Malcolm Wilson, langjähriger Teamchef des Ford-Werksteams, gegenüber 'WRC.com'. An eine Rallye erinnert sich Wilson besonders gern: "Die Rallye Neuseeland 2007, als Marcus (Grönholm; Anm. d. Red.) mit 0,3 Sekunden Vorsprung gewann." Der Gegner des finnischen Ford-Werkspiloten hieß natürlich Loeb.

Jari-Matti Latvala, der jahrelang unter Wilsons Regie ins Ford-Lenkrad griff und inzwischen für Volkswagen an den Start geht, erinnert sich beim Gedanken an Loeb am liebsten die Rallye Spanien 2011. "Wir hatten gerade die El Priorat, die mit 45 Kilometern längste Prüfung der Rallye, beendet. Ich war 3,2 Sekunden schneller als Loeb. Nach der Prüfung kam er zu mir und schüttelte mir die Hand. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich etwas Besonderes geleistet haben muss", so Latvala gegenüber 'WRC.com'.

Ogier dankt Loeb für die Citroen-Chance

Loebs langjähriger Citroen-Teamkollege und heutige Volkswagen-Pilot Sebastien Ogier, der mit dem Gewinn des WRC-Titels 2013 die Nachfolge des neunfachen Champions angetreten hat, erinnert sich am liebsten an einen Moment, als er selbst noch nicht auf WRC-Ebene unterwegs war. "Es war unser erstes Treffen, das sich am Rande eines Laufs zur Französischen Rallye-Meisterschaft 2007 ergab. Er war dort, um seinem Schwager über die Schulter zu schauen", erinnert sich Ogier gegenüber 'WRC.com'.

"Nach der Rallye kam er zu mir und gratulierte mir zu meiner Leistung. Das war ein ganz besonderer Moment, der mir natürlich auch geholfen hat, innerhalb von Citroen Bekanntheit zu erlangen. Er hat meinen Namen an die richtigen Leute weitergetragen", ist Ogier überzeugt. In den Jahren 2009 bis 2011 sollten sich die beiden Franzosen erbitterte Duelle als Citroen-Teamkollegen auf WRC-Ebene liefern.

Citroen-Teamchef Yves Matton erinnert sich beim Gedanken an seinen Starpiloten Loeb an zwei Momente. "Sein erster Titelgewinn auf Korsika war etwas ganz Besonderes", blickt der Belgier auf die Entscheidung um den WRC-Titel 2004 zurück. Loebs erster von neun Titeln bedeutete auch für Citroen den Anfang einer langen Erfolgsgeschichte.

Noch mehr als der erste WM-Titel sticht für Matton aber Loebs Sieg bei der Rallye Monte Carlo 2003 heraus. "Es war sein erster Monte-Sieg für Citroen und das als Teamkollege von Carlos Sainz und Colin McRae, die ihn auf Podium flankierten. Sebastien Loeb war der junge Fahrer, die die beiden WRC-Aushängeschilder besiegt hatte. Das war der Beginn einer großartigen Geschichte."

Matton: Loebs Dominanz nicht vorhersehbar

Mit einer Dominanz, wie sie Loeb in den Jahren 2004 bis 2012 in Form von neun WM-Titeln in Serie an den Tag legte, konnte Matton zu Beginn der Zusammenarbeit aber nicht rechnen. "Das war natürlich unmöglich. Wir haben sicherlich erwartet, dass er einige Rallyes gewinnt und vielleicht Weltmeister wird, aber es war unmöglich daran zu denken, dass er diese Erfolge erreichen wird", gesteht der Belgier im Gespräch mit 'WRC live'.

Das absolute Vollgastier war Loeb nie, wie Matton betont: "Man muss natürlich über sein Talent sprechen, aber eine seiner Qualitäten ist, dass er sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren kann. Er nimmt sich Zeit für die Analyse. Er fährt nicht ständig mit 100 oder 110 Prozent, sondern mit, sagen wir, 95 Prozent."

"Wenn er es muss, dann fährt er in ein oder zwei Prüfungen mit 100 Prozent, um sich in eine gute Position zu bringen. Dann fährt er mit 95 Prozent weiter. Er ist immer gut nach den Zwischenzeiten gefahren. Das ist der Grund für seine unglaublichen Statistiken und warum er so wenige Ausfälle in seiner Karriere hatte", ist der Citroen-Teamchef überzeugt.

Ab der kommenden Saison wartet in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) eine völlig neue Aufgabe auf Loeb. Dass er auch auf der Rundstrecke das Siegergen in sich trägt, stellt der Elsässer in der laufenden Saison in der GT-Serie unter Beweis. Gemeinsam mit Alvaro Parente fuhr Loeb schon mehrfach auf die oberste Stufe des Siegerpodests - vor wenigen Tagen im spanischen Navarra erstmals beim Hauptrennen.

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Rallye & WRC-News

Thierry Neuville kämpfte bei der Rallye Frankreich erneut um den Sieg

Neuville und das Warten auf den ersten Sieg

Bei der Rallye Frankreich riss die Serie des Thierry Neuville. Nachdem der Belgier zuletzt bei fünf Rallyes in Folge auf dem Podium gestanden hatte, kam er beim elften Saisonlauf nur auf Position vier …

Sebastien Loebs Rallye-Karriere endete mit einem Überschlag in den Straßengraben

Loeb: Traumkarriere ohne Happy End

Sportlich wurde die Rallye Frankreich vom Titelgewinn und Heimsieg von Volkswagen-Pilot Sebastien Ogier überstrahlt, doch die Fans im Elsass waren für allem wegen eines anderen Sebs gekommen. Nach …

Robert Kubica siegte auch in Frankreich in der WRC2

Kubica: Ein Lehrling auf dem Weg zum WRC2-Titel

Bei der Rallye Frankreich gelang Robert Kubica (Citroen) der vierte Saisonsieg in der WRC2-Klasse. Um diesen musste der Ex-Formel-1-Fahrer auf den Asphalt-Straßen des Elsass allerdings kaum …

Sebastien Ogier triumphiert nach verhaltenem Start bei der Rallye Frankreich

Ogier weltmeisterlich: Sieg bei der Rallye Frankreich

Weltmeistertitel und Heimsieg: Sebastien Ogier krönte seine erfolgreiche Saison mit Stil. Der Volkswagen-Werksfahrer meisterte die Rallye Frankreich bei schwierigen Bedingungen, machte keine Fehler und …

Sebastien Loeb beendete seine WRC-Karriere im Straßengraben

Loeb: "Es lief nicht nach Plan"

Nichts wurde es mit einem Sieg beim Abschied: Sebastien Loeb schied am letzten Tag der Rallye Frankreich aus. Der Traum vom 79. und letzten WRC-Sieg war schlagartig vorbei. Mit einem Rückstand von …

AUCH INTERESSANT
BYD: Stella Li verrät das Erfolgsrezept im Interview

AUTO-SPECIAL

BYD: Stella Li verrät das Erfolgsrezept im Interview

BYD kennt inzwischen fast jeder. Doch wer ist Stella Li ? Eine der weltweit mächtigsten Frauen in der Automobilbranche, die wir zum Interview trafen - und Stella Li gab sehr interessante …


Motorsport-Total.com

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024 Test: Der letzte Benziner vor dem E-Motor
VW Golf R 2024 Test: Der letzte Benziner vor dem …
Lamborqhini Revuelto Test: Brutal! V12 mit 3 Elektromotoren
Lamborqhini Revuelto Test: Brutal! V12 mit 3 …
BYD Blade-Batterie: Das Geheimnis der Blade-Klinge
BYD Blade-Batterie: Das Geheimnis der Blade-Klinge
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
German Car of the Year 2025: Die besten Autos des Jahres
German Car of the Year 2025: Die besten Autos …
Jeep Avenger The North Face Edition: Die versteckten Extras
Jeep Avenger The North Face Edition: Die …
BMW & Mini: Kino, Gaming und ein Blick in die Zukunft
BMW & Mini: Kino, Gaming und ein Blick in die …
Bridgestone Blizzak 6 Enliten: Der neue Spitzen-Winterreifen
Bridgestone Blizzak 6 Enliten: Der neue …
Audi A6 e-tron 2025: E-Kombi mit über 700 km Reichweite
Audi A6 e-tron 2025: E-Kombi mit über 700 km …


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo