Großer Jubel bei Volkswagen: Der Sieg in Schweden ist der Lohn für über ein Jahr Aufbauarbeit - Der neue Polo R lief perfekt und war auf Schnee das schnellste Auto
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Ein Meilenstein für Volkswagen im Motorsport: Sebastien Ogier/Julien Ingrassia haben mit dem Polo R WRC die Rallye Schweden gewonnen. Damit übertraf Volkswagen die eigenen Erwartungen an die Debüt-Saison in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) schon jetzt bei weitem. Bereits bei seinem zweiten Wettbewerbseinsatz setzte sich das 315 PS starke World-Rallye-Car aus Wolfsburg auf Eis und Schnee gegen starke Konkurrenz durch - unter anderem gegen den neunmaligen Weltmeister Sebastien Loeb (Citroen).
Elf von 22 möglichen Prüfungsbestzeiten - Ogier/Ingrassia setzten sich von Beginn an die Spitze des Gesamtklassements, die sie bis ins Ziel nicht mehr abgaben. Den Grundstein für den Erfolg setzte er bereits in der Qualifikation am Donnerstag, als er sich mit seiner Bestzeit gleich sieben Plätze besser positionierte als der Serienweltmeister. Loebs Rückstand im Ziel am Sonntag: 41,8 Sekunden. Das herausragende Mannschaftsergebnis für Volkswagen komplettierten Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila im zweiten Polo R WRC mit Rang vier. Insgesamt schlugen 28 Top-3-Resultate bei den 22 Wertungsprüfungen zu Buche.
"Ein unbeschreibliches Gefühl", jubelt Ogier. "Wir haben im Auto vor Glück laut geschrien. Einfach unfassbar, schon in der zweiten Rallye den ersten Sieg für Volkswagen und das Team zu holen. Das ist der wohl schönste Moment meiner Karriere." Der Sieg von Ogier und Volkswagen bei der Rallye Schweden erhält einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern der Rallye-Weltmeisterschaft: Der insgesamt achte Erfolg von Ogier markierte erst den zweiten eines Mitteleuropäers bei der Rallye Schweden seit 1950.
Zuvor hatten beinahe ausschließlich Fahrer aus den nordischen Ländern triumphiert - Ogier ist nach Serienweltmeister Loeb der Zweite "Schweden"-Sieger, der nicht aus Schweden, Norwegen oder Finnland stammt. Loeb war es im Jahr 2004 gelungen, die Serie zu durchbrechen. "Der Polo R WRC lief die ganze Zeit über perfekt, die Jungs haben das Auto großartig vorbereitet", lobt Ogier die Volkswagen-Mannschaft.
"In Schweden kann so viel passieren, die Bedingungen im Schnee sind so schwierig - hier zu gewinnen, als zweiter Mitteleuropäer und vor dem besten Rallye-Fahrer aller Zeiten, macht mich enorm stolz. Wir mussten bis zum letzten Tag 100 Prozent geben, weil Loeb bis zum Schluss alles versucht hat. Besonders auf der ersten Stage 'Mitandersfors' heute Morgen hatte ich befürchtet, dass er mehr Zeit gut macht. Doch das war nicht der Fall. Jetzt bin ich einfach nur glücklich."
Latvala verpasst Podest knapp
Als Sieger der sogenannten Power-Stage, die erstmals in dieser Saison ausgetragen wurde, übernahm Ogier auch die Führung in der Rallye-WM-Wertung. Bei der Power-Stage werden zusätzliche WM-Punkte für den Ersten, Zweiten und Dritten vergeben. Ogier führt damit die Fahrer-WM mit drei Zählern Vorsprung auf Loeb an. Teamkollege Latvala sammelte seine ersten WM-Punkte in diesem Jahr. Bei ihm dauert der Anpassungsprozess an den neuen Polo noch an.
"Ich freue mich sehr für das gesamte Volkswagen-Team. So früh in der Debütsaison einen Laufsieg zu feiern, ist etwas sehr Besonderes. Gern hätte ich selbst einen Podestplatz beigesteuert. Mit dem Polo R WRC wäre das hier bei der Rallye Schweden sicher dringewesen. Allerdings muss ich meinen Fahrstil noch anpassen. Ein Riesenkompliment an meinen Teamkollegen Sebastien, der gezeigt hat, was möglich war. Er war das gesamte Wochenende super stark", lobt Latvala. Er selbst will in Zukunft auch ganz oben stehen: "Ich werde alles geben, in den kommenden Rallyes mit ihm auf Augenhöhe zu sein."
Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito war außer sich vor Freude: "Das ist ein großer Tag für Volkswagen im Motorsport. Aus eigener Kraft schon den zweiten WM-Lauf zu gewinnen, ist ein echter Meilenstein", streicht er die Bedeutung hervor. "Die Rallye Schweden ist einzigartig im Kalender. Unter diesen Bedingungen hat der Polo R WRC perfekt funktioniert und Sébastien hat das perfekt umgesetzt. Er war hier eine Klasse für sich. Aber auch Jari-Matti hat eine starke Leistung gezeigt. Im Team hat darüber hinaus jedes Rädchen perfekt in das andere gegriffen. Ich bin heute einfach nur stolz auf die Jungs."
Und da war dann noch Ogiers Fahrzeug-Ingenieur Gerard Jan de Jongh. Sieben Jahre arbeitete der Niederländer auf seinen ersten Rallye-WM-Sieg als verantwortlicher Ingenieur hin. Heute wurde der Traum Wirklichkeit. Doch die große Party fällt für de Jongh heute aus - er kuriert seit der Zieldurchfahrt eine schwere Grippe aus.