Sebastien Ogier geht trotz der souveränen WM-Führung hochmotiviert in seine zweite Heimrallye und spricht über typisch deutsche Tugenden
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Die eigentliche Heimrallye in Frankreich wartet zwar erst Anfang November auf WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier, doch auch die Rallye Deutschland, neunter Saisonlauf der Rallye-Weltmeisterschaft 2013, die am kommenden Donnerstag in Köln gestartet wird, ist für den Volkswagen-Piloten ein Heimspiel. "Meine zweite Heimrallye sozusagen. Ich weiß, dass ein Sieg hier für Volkswagen sehr wichtig wäre. Deshalb werde ich alles dafür geben", sagt Ogier gegenüber 'Auto Bild motorsport' . Wie man bei der Rallye Deutschland gewinnt, weiß der Franzose bereits.
"Ich habe die Rallye schon gewonnen, und an Siege erinnert man sich immer", denkt Ogier an seinen Triumph im Jahr 2011 zurück. Damals noch in Diensten von Citroen, hatte der heute 28-Jährige die Siegesserie seines damaligen Teamkollegen Sebastien Loeb unterbrochen. Dem vorausgegangen war allerdings eine Kontroverse, denn Citroen hatte seinerzeit eine Teamorder zugunsten des in der WM-Führenden Loeb ausgesprochen.
"Daran hatte ich mich auch gehalten. Allerdings nur so lange, bis Sebastien einen Reifenschaden hatte und dadurch 1:30 Minuten verlor", blickt Ogier zurück. "Das Team hatte mir damals nicht Bescheid gegeben, dass nun auch ich mehr als eine Minute langsamer machen müsste. Also habe ich Danke gesagt und gewonnen", verteidigt sich der Franzose. "Nicht mein bester Sieg, weil ich am liebsten nach einem harten Zweikampf ohne technische Defekte gewinne", gibt er allerdings zu.
Ogier will aus eigener Kraft gewinnen
In diesem Jahr möchte der Volkswagen-Pilot nun für seinen Hersteller aus eigener Kraft triumphieren. Die Chancen dafür sollten seiner Meinung nach bei ersten Asphalt-Rallye der Saison gut stehen: "Ich mag die Rallye Deutschland einfach. Man hat das Gefühl, richtig schnell unterwegs zu sein, weil die Strecken sehr eng sind und viele schnelle Ecken haben", sagt Ogier. Allerdings hat die Rallye rund um Trier auch ihre Tücken: "Die Rallye Deutschland ist vor allem für die Reifen sehr herausfordernd. Ich hoffe, dass es trocken ist, denn bei Regen ist diese Rallye wirklich schwierig."
Für Ogier spricht auch die Startposition am ersten Tag. Da bei Asphalt-Rallyes kein Qualifying stattfindet, geht er als WM-Führender als Erster auf die Strecke. "Wir starten in der besten Position, auf Asphalt ist es am besten, als Erster zu fahren. Falls die Bedingungen schwierig sein sollten, werde ich vielleicht versuchen, die Strecke für die anderen schmutzig zu machen (lacht)." Als vorentscheidende Wertungsprüfungen sieht Ogier die "Arena Panzerplatte" an, die am Samstag zwei Mal auf dem Truppenübungsplatz Baumholder gefahren wird. "Ich bin zwar nicht der größte Fan dieser Etappe, aber für die Rallye kann sie entscheidend sein", so Ogier.
Deutschkenntnisse noch ausbaufähig
Start der Rallye Deutschland ist in diesem Jahr erstmals am Donnerstag vor dem Kölner Dom. Für Ogier ist das eine gute Sache: "Wir gehen in eine große Stadt wo es viele Zuschauer gibt. Vielleicht können wir so mehr Menschen vom Rallyesport begeistern." Allerdings steht den Piloten dafür eine längere Anreise vom Rallye-Zentrum in Trier bevor. "Es ist für uns zwar nicht so schön, diese lange Verbindungsetappe nach Köln zu fahren, aber für die Rallye ist es positiv", sagt der Volkswagen-Pilot.
In seiner zweiten Saison für das Werksteam aus Hannover hat Ogier einige typisch deutsche Tugenden kennen und schätzen gelernt: "Sie sind sehr detailverliebt, arbeiten extrem professionell. So gewinnt man", meint der 28-Jährige. Als typisch deutsch empfindet Ogier auch ein Bier am Abend, während er beim Essen doch die französische Küche bevorzugt. Ausbaufähig sind indes noch seine Sprachkenntnisse. "Mein Deutsch ist leider noch wirklich schlecht", muss der Franzose zugeben. "Aber ich will demnächst anfangen, es etwas besser zu lernen. Es wäre auch für das Team wichtig, wenn ich etwas mehr sprechen könnte", so Ogier. "Das wird eine große Herausforderung für mich."