Sebastien Ogier drückt der Rallye-WM derzeit seinen Stempel fast nach Belieben auf - Im Interview zieht der Volkswagen-Werksfahrer und WM-Führende Bilanz
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Die bisherige Saison der Rallye-WM stand ganz im Zeichen von Sebastien Ogier. Drei der ersten fünf Läufe hat der Franzose mit dem brandneuen Volkswagen Polo R WRC gewonnen. Hinzu kommen zwei zweite Plätze und viel Ausbeute in den Power-Stages. In der WM beträgt Ogiers Vorsprung auf Mikko Hirvonen (Citroen) bereits 65 Punkte. Schon in den vergangenen Jahren hat sich angedeutet, dass der 29-Jährige in die Fußstapfen von Rekordweltmeister Sebastien Loeb steigen könnte.
Nun setzt Ogier sein Können in beeindruckender Manier um und dominiert die restlichen WRC-Fahrer nach Belieben. Zudem sind er und der neue Polo eine perfekte Einheit. Der Speed passt, doch bei der Zuverlässigkeit müssen die Ingenieure noch Details verfeinern. Trotzdem blieb Ogier bisher nicht durch einen technischen Defekt liegen. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' analysiert Ogier die derzeitige Situation. Das Aufbaujahr mit dem Skoda Fabia S2000 war sehr wichtig für die aktuellen Erfolge. Ogiers Ziel ist der WM-Titel.
Frage: "Sebastien, Gratulation zu deinen Erfolgen. Hast du dir gedacht, dass das Auto von Beginn an so stark sein wird?"
Sebastien Ogier: "Natürlich sind wir unserem Plan voraus und sind sehr glücklich mit unseren Resultaten. Von fünf Rallyes haben wir drei gewonnen und sind zweimal Zweiter geworden. Das ist sehr gut und besser als erwartet. Von außen sieht es sehr gut aus, aber wir müssen noch viel arbeiten, denn die Zuverlässigkeit ist noch nicht perfekt. Ich weiß, dass das Team hart daran arbeitet. Es ist für die Motivation sehr schön, dass ich ihnen diese Resultate liefern konnte, aber es gibt immer noch viel zu tun."
Frage: "Du hast das Auto im Laufe des Vorjahres entwickelt. Ist es ein 'Ogier'-Auto?"
Ogier: "Nein das glaube ich nicht. Okay, ich war im Vorjahr bei der Entwicklung der Hauptfahrer, aber als Jari ins Team gekommen ist, hat auch er gute Informationen eingebracht. Er hat uns auch geholfen. Natürlich hat uns im Vorjahr auch Carlos geholfen. Deshalb kann ich nicht sagen, dass es mein Auto ist. Natürlich fühle ich mich damit sehr wohl."
Frage: "Was sind die Stärken des Autos und in welchen Bereichen möchtest du Verbesserungen sehen?"
Ogier: "Im Moment können wir sagen, dass die Performance sehr gut ist. Wir können damit zufrieden sein. Natürlich können wir uns noch steigern, aber wir sind schon auf einem guten Level. An der Zuverlässigkeit müssen wir noch etwas arbeiten."
Frage: "Der Polo ist auf Schnee, Eis und Schotter schnell. Was erwartest du für die Asphalt-Läufe?"
Ogier: "Ich hoffe, dass es genauso gut läuft. Wir werden es sehen. Im Moment ist es noch schwierig zu sagen. In Monte Carlo sind wir kurz auf Asphalt gefahren, aber wir müssen abwarten."
Frage: "Dir sind in diesem Jahr keine groben Fehler unterlaufen, es gab keine großen Unfälle. Zeigt das, dass du das Auto noch nicht am Limit fährst und kannst du noch zulegen?"
Ogier: "In manchen Momenten habe ich das Auto ans Limit gebracht. Wir haben den Speed des Autos gezeigt. Es ist aber gut, dass ich schnell und konstant fahren kann. In Argentinien ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen, aber ich kann mir selbst nicht die Schuld dafür geben, weil es mit einem technischen Problem zusammenhing. Durch dieses technische Problem war es sehr schwierig, den Fehler zu vermeiden."
Frage: "Das Team hat bisher ebenfalls sehr gut gearbeitet. Ist es demnach rückblickend gesehen richtig, dass ihr das Lernjahr mit dem Skoda absolviert habt?"
Ogier: "Ja, es war die richtige Entscheidung. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt, wie zum Beispiel beim Service, dem Timing und allen Themen. Für mich war es auch wichtig, dieses Jahr zu fahren, damit ich die Prüfungen weiter lernen konnte."
Frage: "Ist es für dich eine Erleichterung, dass du jetzt der Rallye-Welt zeigen kannst wie gut du bist?"
Ogier: "Natürlich. Wir sind sehr stolz auf das bisher Erreichte. Mir gefällt die Atmosphäre im Team. Ich fühle mich wie zu Hause. Jetzt muss ich nur noch Deutsch lernen, dann wäre es noch besser (lacht; Anm. d. Red.)."
Frage: "Jost Capito streicht immer hervor, dass es erst die erste Saison ist und die Erwartungen sollten nicht zu hoch sein. Wenn du dir jetzt den WM-Stand ansiehst, ist der WM-Titel in diesem Jahr dein Ziel?"
Ogier: "Natürlich. Nach fünf Rallyes habe ich einen großen Vorsprung. Jetzt hoffen wir, dass es in dieser Saison so weiterläuft. Es gibt aber noch viel zu tun. Der Titel ist noch weit weg."
Frage: "Was kann dich auf deinem Weg zum WM-Titel noch stoppen?"
Ogier: "Ich weiß es nicht. Wenn wir so weitermachen, dann nichts. Man weiß es aber nie. Es ist ein technischer Sport. Wenn man Probleme mit der Technik hat, kann man rasch viele Punkte liegenlassen. Wir sind alle Menschen. Mir kann auch ein Fehler unterlaufen. Ich werde alles tun, damit mir kein Fehler passiert."
Frage: "Die vergangenen neun Jahre standen ganz im Zeichen von Sebastien Loeb. Glaubst du, stehen wir am Anfang der Ära von Sebastien Ogier?"
Ogier: "Ich werde mein Bestes geben, um eine gute Karriere zu haben. Es wird aber schwierig werden, seine Erfolge zu feiern. Er hatte eine außergewöhnliche Karriere. Ehrlich gesagt ist es aber nicht mein Ziel, seine Rekorde zu brechen. Ich möchte Spaß haben und um Siege kämpfen. Mein Ziel im Moment ist, dass ich einmal Weltmeister werde. Dann werden wir weitersehen. Dann kann ich mir Schritt für Schritt neue Ziele setzen. Im Moment möchte ich es schaffen, einmal Weltmeister zu sein."