Vor dem letzten Duell herrscht Respekt zwischen Sebastien Loeb und Sebastien Ogier - Bei der Rallye Frankreich endet eine Zeitrechnung und eine neue beginnt
© Foto: Volkswagen
Nun kommt es an diesem Wochenende zum letzten Showdown der beiden "Sebastiens": Die Rallye Frankreich könnte kein besserer Schauplatz dafür sein: Für Sebastien Loeb (Citroen) und Sebastien Ogier (Volkswagen) ist es das Heimspiel vor tausenden Fans. Loeb will sich standesgemäß vor heimischem Publikum verabschieden, während Ogier zum ersten Mal Weltmeister werden und damit in die Fußstapfen von Rekordchampion Loeb treten wird.
"Als Rallyefan sage ich: Es ist ja nur eine Frage der Zeit", lässt Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel aus dem fernen Südkorea ausrichten. "Ob es nun heute Abend oder in ein paar Wochen passiert - er hat eine fantastische Saison hingelegt. Ich kenne ihn ein bisschen. Er gehört ja auch der Red-Bull-Familie an. Beim Race of Champions haben wir 2012 über sein neues Projekt mit Volkswagen gesprochen. Es ist unglaublich. Wenn du einen Plan hast und mögliche Siege in der Rallye-WM dafür opferst, zwei Jahre später zurückzuschlagen und alle zu vernichten."
Ogier weiß, dass er nach langer Arbeit vor einem Meilenstein in seiner Karriere steht: "Ich glaube, dass meine Chancen größer denn je sind. Es sollte passieren, aber es besteht immer noch die Chance, dass es nicht passiert", meint er zurückhalten, dass der WM-Titel noch nicht restlos in Stein gemeißelt ist. "Wir müssen hier immer noch gute Arbeit erledigen. Ich fühle mich aber relaxt. In der WM gibt es nicht mehr viel Druck. Ich möchte im Auto Freude erleben. Für mich heißt das dann, dass ich schnell bin und ich um den Sieg kämpfe."
Den Sieg hat auch Loeb im Visier. Seine Fans feiern und würdigen die beispielhafte Karriere des Elsässers. "Es ist eine schöne Geschichte, dass ich meine Karriere hier in Frankreich beende. Es wurde zu Saisonbeginn so entschieden. Jetzt bin ich hier und das Gefühl ist okay", sagt der neunfache Champion, der am vergangenen Wochenende seinen ersten Sieg in der FIA GT-Serie erobert hat. Nun liegt seine Konzentration aber auf der Rallye.
"Die Atmosphäre ist bei dieser Rallye immer großartig. Es werden zum letzten Mal auch viele Emotionen herrschen. Auf der anderen Seite habe ich seit einiger Zeit daran gedacht, dass ich eines Tages mit dem Rallye-Sport aufhören werde. Ich habe im Vorjahr diese Seite aufgeschlagen und mich dazu entschieden. In diesem Jahr bin ich nur Rallyes gefahren, die mir Spaß machen. Wir hatten es auch so mit Citroen geplant."
Die Beobachter rechnen mit einem Duell der beiden "Sebs" und die Fans wünschen sich eine letzte große Show, doch Loeb ist seit Argentinien Anfang Mai nicht mehr im DS3 WRC gesessen. "Das Gefühl war im Auto aber nicht so schlecht. Die Recce und der Test waren okay", meint Loeb. "Ich hoffe, dass ich den Rhythmus recht rasch finden werde und mitkämpfen kann." Ogier hat keine Bedenken darüber, dass Loeb Probleme haben wird. "Seb hat zwar einige Rallyes verpasst, aber ich weiß, dass er sofort mit einer starken Performance zurückkommen wird. Das hat er immer gemacht."
Zunächst liegt das Hauptaugenmerk auf der Power Stage, die am Donnerstagabend die Rallye eröffnet. Ogier könnte dann bereits als Weltmeister feststehen. "Ich möchte die Rallye gut beginnen, aber ich muss diese Prüfung nicht unbedingt gewinnen", versucht sich der Volkswagen-Werksfahrer nicht unnötig Druck zu machen. "Wenn Thierry (Neuville; Anm. d. Red.) akzeptiert, dass er nicht Erster ist, dann ist es okay!"
"Ich verspüre keinen zusätzlichen Druck, vor allem weil die Prüfung in der Stadt stattfindet und Fehler rasch passieren können. Natürlich versuche ich gut zu starten und eine gute Pace zu haben, aber ich werde nicht voll fahren und versuchen sie zu gewinnen." Ab Freitag wird schließlich drei Tage lang um den Gesamtsieg gekämpft.
Wird es Loebs 79. und letzter WRC-Sieg? "Wenn ich in diese Situation komme, dann werde ich es sicher versuchen. Auf der anderen Seite kämpfe ich nicht um die WM. Sebastien wird in diesem Jahr Weltmeister. Ich brauche keine Punkte und bin nur zum Spaß hier. Sollte ich nicht um den Sieg kämpfen können, dann wäre es nicht schrecklich. Sollte es so sein, dann nehme ich es hin und habe einfach Spaß."
Loeb will seine letzte WRC-Rallye genießen. Ogier wird am Sonntag als neuer Weltmeister feststehen und ein neues Kapitel französischer Geschichte schreiben. Trotz der Rivalität der beiden Ausnahmekönner herrscht vor dem Start des letzten Showdowns gegenseitiger Respekt. "Es ist schwierig in einigen Worten zu sagen", meint Ogier über die Karriere von Loeb. "Es gibt so viel zu sagen."
"Ich habe viele gute Erinnerungen, obwohl die Leute immer versuchen an die Kämpfe und die schwierigen Zeiten zu erinnern. Es war aber auch etwas Schönes in diesem Sport. Manchmal war das sehr aufregend. Was auch immer jetzt passieren wird, ich werde immer viel Respekt vor ihm haben." Loeb findet ähnliche Worte für Ogier. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2003 wird nicht Loeb Weltmeister sein. "Er ist eine tolle Saison gefahren und verdient den Titel."
"Er war immer der Schnellste und er hat ein sehr gutes Team. Er macht in diesem Jahr alles richtig, damit er konkurrenzfähig und an der Spitze ist. Mehr kann man nicht sagen. Er verdient den Titelgewinn an diesem Wochenende." 20 Wertungsprüfungen stehen in Frankreich auf dem Programm. Regen könnte beim letzten Superduell ebenfalls eine Rolle spielen.