Weltmeister Sebastien Ogier fliegt bei der Rallye Deutschland in Führung liegend ab - Jari-Matti Latvala führt vor Kris Meeke und Dani Sordo
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Der erste Tag der Rallye Deutschland, neunter Saisonlauf der Rallye-Weltmeisterschaft 2014, sah über lange Zeit einen Kampf der beiden Volkswagen-Piloten Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala um die Führung . Doch bei der sechsten und letzten Wertungsprüfung (WP) des Tages war dieser Geschichte, denn Ogier kam in den Weinbergen der Mosel von der Straße ab und konnte die WP nicht beenden. Davon profitiert sein Teamkollege Latvala, der mit einer Führung von 37 Sekunden vor Kris Meeke (Citroen) in den zweiten Tag der Rallye starten wird.
Wie schon im Vorjahr patzte Ogier am ersten Tag der Rallye Deutschland. In Führung liegend kam der Franzose von der Straße ab, rutschte den Hang eines Weinbergs hinab und landete auf einer Parallelstraße, von der aus es aber keinen Rückweg auf die Rallye-Strecke gab. Nach einiger Zeit setzte Ogier seine Fahrt auf einer Hauptstraße am Moselufer fort, von der aus er direkt in den Servicepark fuhr. Da er die WP nicht beendet hat, erhält er eine Strafzeit von zehn Minuten und wird damit nicht mehr um die Spitzenplätze kämpfen können.
"Wir haben im Auto die Nachricht erhalten, dass Ogier raus ist", berichtet Latvala. "Ich habe aber keine Ahnung warum. Ich sah einige Bremsspuren auf der Straße in einer langen Rechtskurve, aber ich weiß nicht, ob er dort abgeflogen ist. Aber danach wusste ich nicht, wie viel Druck ich machen sollte." Durch den Fehler des amtierenden Weltmeisters erbt Latvala die Gesamtführung und hat nun die große Chance, nach seinem Sieg in Finnland weitere Punkt auf Ogier aufzuholen.
Volkswagen gewinnt alle WP
Der erste Tag der Rallye Deutschland stand klar im Zeichen von Volkswagen. Ogier und Latvala bestimmten von Anfang an das Tempo und teilten sich die Bestzeiten bei den sechs WP untereinander auf. Die Konkurrenten konnte das Tempo der beiden Volkswagen-Piloten nicht mitgehen.
Erster Verfolger ist nach einem starken ersten Tag Meeke, der bei seiner ersten Asphalt-Rallye seit rund drei Jahren einige erfahrenere Kollegen hinter sich ließ. "Ich bekam die Nachricht von Team, dass Seb 7,2 km innerhalb der Prüfung gestoppt hat und wusste genau die Kurve, in der er abgekommen war. Ich fahre weiterhin meine eigene Pace." An den Sieg glaubt Meeke aber nicht. "Es gibt alleine über die Pace keine Chance, Jari-Matti einzuholen."
Dani Sordo (Hyundai) bewies am ersten Tag der Rallye Deutschland, dass sein Sieg im Vorjahr kein Zufall war und er zurecht als einer der besten Asphalt-Fahrer in der WRC gilt. Der Spanier, der zuletzt bei der Rallye Argentinien für Hyundai gefahren war, verpasste bei der sechsten WP die Zeit Latvalas nur um 1,4 Sekunden und liegt in der Gesamtwertung mit einem Rückstand von 42,6 Sekunden auf Rang drei.
Neuville nach Nachtschicht am Start
Auf Rang vier (+45,6 Sekunden) folgt mit Andreas Mikkelsen ein weiterer Volkswagen-Pilot. Nachdem sich sein Beifahrer im Vorjahr am Rücken verletzt hatte und Mikkelsen deshalb seine Teilnahme zurückziehen musste, startet der Norweger in diesem Jahr zum ersten Mal mit einem WRC-Auto in Deutschland. "Es war ein guter Tag für uns. Wir fahren vorsichtig, haben aber trotzdem eine gute Pace. Ich bin überrascht, dass ich so weit vorne mitfahren kann. Hoffentlich kann ich morgen und am Sonntag darauf aufbauen", sagt Mikkelsen.
Thierry Neuville (Hyundai) hatte bei seiner "Heimrallye", die ihn bei der WP "Waxweiler" bis auf 25 Kilometer an seinen Heimatort St. Vith heranführte, einen schwierigen Tag, war aber nach seinem sechsfachen Überschlag froh, heute überhaupt am Start zu stehen. In einer Nachtschicht hatten die Hyundai-Mechaniker den i20 WRC wieder aufgebaut. Bei der letzten WP sorgte dann ein kleines Feuer für Aufregung. "Es hat während der WP gebrannt und es kam viel Rauch ins Auto", berichtet Neuville, der mit einem Rückstand 53,1 Sekunden Gesamtrang fünf belegt.
Mikko Hirvonen, Elfyn Evans (beide Ford), Mads Östberg (Citroen), Bryan Bouffier (Hyundai) und Martin Prokop (Ford) komplettieren die Top 10. Robert Kubica (Ford) verlor durch einen Fahrfehler bei der dritten WP mehr als vier Minuten und liegt derzeit nur auf Rang 20. "Wir kamen in einer enger werdenden Kurve von der Straße ab, das war mein Fehler, denn ich verlor die Linie. Wir hatten zwei Reifen auf der Straße und zwei nicht. Es war nicht genug Grip, um selbst wieder herauszukommen", berichtet der Pole.
In der WRC2 führt nach dem ersten Tag Bernardo Sousa (Ford Fiesta RRC). Der Portugiese hat einen Vorsprung von 4,2 Sekunden auf Pontus Tidemand, Julien Maurin (beide Ford Fiesta R5) liegt 18,6 Sekunden zurück. Armin Kremer (Skoda Fabia S2000) ist nach sechs WP Sechster der WRC2. Am Samstag stehen acht WP mit einer Gesamtlänge von 148,3 Kilometer auf dem Programm. Zwei Mal geht es für die Teilnehmer auf die Panzerplatte mit ihre gefürchteten "Hinkelsteinen".