Thierry Neuville und Hyundai feiern bei der Rallye Deutschland den ersten Sieg in der Rallye-Weltmeisterschaft - Volkswagen verpasst erneut den Triumph in der Heimat
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Jubelstimmung bei Thierry Neuville (Hyundai): Der Belgier gewinnt die Rallye Deutschland und feiert damit seinen ersten Sieg in der Rallye-Weltmeisterschaft. Dani Sordo auf Position zwei komplettiert den Doppelerfolg für Hyundai, für die der Triumph in Deutschland ebenfalls der erste WRC-Sieg ist. "Ein tolles Gefühl. Ich kann mich nur bei meinem Team bedanken, sie haben nach dem Überschlag im Shakedown einen tollen Job gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass wir hier so stark sein werden, aber wir konnten die anderen unter Druck setzen", freut sich Neuville.
Vorausgegangen war ein dramatischer Schlusstag. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) war mit einem Vorsprung von fast einer Minute in den Schlusstag gegangen, kam aber schon bei der ersten Wertungsprüfung (WP) des Tages von der Strecke ab und rutschte einen Weinberg hinab. Den ersten Sieg auf Asphalt vor Augen musste ein sichtlich enttäuschter Latvala die Rallye beenden.
Für Volkswagen wiederholt sich bei der Rallye Deutschland die Geschichte des Vorjahres. 2013 war das Heimspiel des deutschen Herstellers die einzige Rallye, bei der kein Fahrer auf dem Podium stand. Bereits am Samstag war Weltmeister Sebastien Ogier nach einem schweren Unfall bei der achten WP ausgeschieden. Zuvor war der Franzose schon am Freitag in den Weinbergen der Mosel abgeflogen. Damit endet auch eine Serie von zwölf Siegen in Folge, denn seit der Rallye Deutschland 2013 hatte Volkswagen alle Rallyes gewonnen.
"Heimsieg" für Neuville
Nach dem Ausfall von Latvala hatte Citroen-Pilot Kris Meeke die Führung geerbt, doch auch ihm brachte sie kein Glück. Bei WP 16 "Grafschaft" prallte der Nordire gegen eine Mauer und musste seinen DS3 WRC daraufhin mit beschädigter Hinterradaufhängung abstellen. Für Citroen endet damit eine einmalige Siegesserie in Deutschland. Die letzten zwölf Ausgaben des deutschen WRC-Laufs hatte der französische Hersteller gewonnen.
Damit war der der Weg frei für Hyundai. Neuville und Sordo gingen kein übertriebenes Risiko ein und fuhren den Sieg nach Hause. Damit belohnte Neuville auch die Anstrengungen seiner Mechaniker, die seinen i20 WRC nach einem sechsfachen Überschlag beim Shakedown in einer Nachtschicht wieder aufbauen mussten. "Eine bessere Rallye hätten wir uns nicht aussuchen können, vor hunderttausenden Fans. Es war toll, die vielen belgischen Flaggen am Streckenrand zu sehen, das hat mich noch mehr motiviert", sagt Neuville. Die Rallye Deutschland fand weniger als eine Autostunde von seinem Heimatort Sankt Vith entfernt statt.
Vorjahressieger Sordo untermauerte mit dem zweiten Platz seinen Ruf als exzellenter Asphalt-Fahrer. "Ich bin wirklich glücklich, Zweiter zu werden. Das freut mich für das Team, zwei Autos vorne zu haben. Sie arbeiten wirklich hart. Normalerweise will ich Erster werden, aber hier durfte ich nichts riskieren", sagt Sordo nach der Powerstage. Getrübt wurde die Freude bei Hyundai nur durch den Ausfall von Bryan Bouffier bei der letzten WP-
Evans gewinnt die Powerstage
Nach den Patzern seiner beiden Teamkollegen musste Andreas Mikkelsen für Volkswagen die Kastanien aus dem Feuer holen. Das gelang dem Norweger, der bei seinem ersten Start mit einem WRC-Auto in Deutschland auf den dritten Rang und damit aufs Podium fuhr. "Ich verpasste diese Rallye vergangenes Jahr, daher fuhren wir unser eigenes Event. Schritt für Schritt, keine großen Fehler", kommentiert Mikkelsen seine Leistung.
Eine starke Vorstellung zeigte WRC-Rookie Elfyn Evans. Der Waliser erzielte mit Rang vier nicht nur sein bestes Ergebnis in der Rallye-WM, sondern schlug darüber hinaus seinen erfahrenen Teamkollegen Mikko Hirvonen. Zudem gewann Evans die Powerstage und sicherte sich damit drei Zusatzpunkte. "Es war ein absolut fantastisches Wochenende", jubelt der 25-Jährige. "Es war seit langer Zeit eines meiner besten Wochenenden im Rallyesport wenn nicht sogar das beste überhaupt. Wir können nur glücklich sein, ein großartiges Resultat."
Hirvonen versuchte am Schlusstag alles, um seinen Teamkollegen noch unter Druck zu setzen, musste sich aber mit Rang fünf zufrieden geben. "Ich habe versucht Druck zu machen, aber er fährt zu gut", lobt Hirvonen Evans. "Ich war am Limit, es hat Spaß gemacht." Sechster wurde Mads Östberg (Citroen), der mit seiner Leistung nicht zufrieden war. "Es war schwierig für uns und keine gute Rallye. Wir waren nicht stabil genug", sagt er. Auf den Positionen sieben und acht folgen Martin Prokop und Dennis Kuipers (beide Ford).
Spannender Kampf in der WRC2
Robert Kubica (Ford) erlebte eine Rallye mit Höhen und Tiefen. Am Freitag machte der Pole einige Fahrfehler und verlor über vier Minuten. Am Samstag zeigte der ehemalige Formel-1-Pilot jedoch eine deutliche Steigerung und konnte zeitweise das Tempo der Schnellsten mitgehen, was sich in zwei WP-Bestzeiten widerspiegelte. Die Aufholjagd, die ihn zwischenzeitlich wieder auf Rang zehn der Gesamtwertung geführt hatte, wurde aber nicht belohnt. Am Sonntag musste Kubica seinen Fiesta RS WRC noch vor dem Start in die erste WP des Tages mit einem Getriebeschaden abstellen.
Extrem spannend war der Kampf um den Sieg in der WRC2, bei dem die Führung zwischen mehreren Piloten hin und her wechselte. Nach mehr als drei Stunden Fahrzeit lag Pontus Tidemand im Ziel 1,8 Sekunden vor Ott Tänak (beide Ford Fiesta R5). Mit den Gesamtpositionen neun und zehn gewannen beide auch Punkte für die Gesamtwertung der WM. Der dritte Rang in der WRC2 ging an den Deutschen Armin Kremer (Skoda Fabia S2000).
Durch den Ausfall der beiden Volkswagen-Piloten verpasste der Hersteller die Gelegenheit, schon beim Heimspiel die Hersteller-Weltmeisterschaft vorzeitig zu verteidigen. Auch in der Fahrerwertung bleibt der Status Quo bestehen. Ogier führt weiterhin mit einem Vorsprung von 44 Punkten auf Latvala, allerdings steht jetzt fest, dass nur noch einer der Volkswagen-Piloten Weltmeister werden kann. Der zehnte Saisonlauf der Rallye-Weltmeisterschaft 2014 findet vom 11. bis 14. September in Australien statt.