Rallye Finnland: Große Sprünge im hohen Norden

, 01.08.2012

Bei der schnellsten und kompaktesten Rallye des Jahres fliegen die Piloten der Rallye-Weltmeisterschaft durch die finnischen Wälder

Die Rallye Finnland, achter von 13 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft 2012, gilt als unvergleichliche Herausforderung: Sie ist der schnellste Lauf der Saison und wartet mit mächtigen Sprungkuppen auf. Und meist setzen sich die Lokalmatadoren durch. Seit 1992 kam der Sieger nur drei Mal nicht aus Finnland. Weltmeister Sebastien Loeb konnte als einziger Nicht-Skandinavier schon zwei Mal in Finnland siegen. Aber auch Ford hat seine 1000-Seen-Spezialisten: Jari-Matti Latvala siegte 2010, Teamkollege Petter Solberg ist Rekordhalter auf der legendären WP "Ouninpohja".

Die Finnen wissen, was auf den ultraschnellen Schotterpisten im Land der 1.000 Seen angesagt ist: "Sisu". Das finnische Wort steht für einen Mix aus Mut, Kampfgeist, Entschlossenheit, Unbeugsamkeit - und einen Schuss Verrücktheit. Alle diese Eigenschaften müssen die Stars der Rallye-Weltmeisterschaft mitbringen, wenn sie beim schnellsten WM-Lauf der Saison um den Sieg mitkämpfen möchten.

Auf den Waldwegen rund um die Wintersportmetropole Lahti und das Rallye-Zentrum Jyväskylä zirkeln die Spitzenpiloten ihre Allradler mit Geschwindigkeiten von weit über 180 km/h an Nadelbäumen und Gräben vorbei, springen bis zu 60 Meter weit und müssen viele Kurven "blind" nehmen. Das Durchschnittstempo der Rallye liegt bei rund 130 km/h - acht der zehn schnellsten WM-Läufe aller Zeiten spielten sich in Finnland ab.

Comeback der "Ouninpohja"

Der "Grand Prix von Finnland" behauptet sich nach wie vor weitgehend als Bastion der skandinavischen Quertreiber. Erst vier Nicht-Nordmänner konnten hier gewinnen. Nach seinem ersten Finnland-Sieg 2008 bekannte der achtfache Weltmeister Loeb, er sei noch niemals soviel Risiko eingegangen und werde das auch nie wieder tun. Doch kein Vorsatz hält für die Ewigkeit: Er gewann den Klassiker 2011 erneut.

Erstmals seit 2007 zählt in diesem Jahr auch die berühmte Wertungsprüfung "Ouninpohja" wieder in voller 33-Kilometer-Länge zum Programm der Rallye Finnland - eine legendäre Prüfung, die viele für die aufregendste WP überhaupt halten. Bei den Wertungsprüfungen Mynnilä und Leustu wurde im Vergleich zum Vorjahr die Fahrtrichtung umgedreht, ohnehin sind seit 2009 nur die WPs Mökkiperä, Palsankylä und die Super-Special Killeri unverändert.

Auch wenn die Piloten scheinbar ein Drittel der Distanz fliegend zurücklegen - als reifenschonend gelten die Prüfungen der Rallye Finnland beileibe nicht. Allein die ultrahohen Geschwindigkeiten bringen hartes Bremsen und Beschleunigen mit sich, ganz zu schweigen von den lang gezogenen Drifts über alle vier Räder bei Topspeed. Auch die Länge der legendären 33-Kilometer-WP "Ouninpohja", die am Samstag gleich zweimal hintereinander befahren wird, verlangt nach exzellenter Dauerhaltbarkeit der Schotterreifen.

Mit Top-Speed durch den Wald

Gleichzeitig müssen die Pneus besonders sensibel auf Lenkbewegungen reagieren. Der Grund: Bei bis zu 200 km/h müssen die Reifen in Sekundenbruchteilen auch kleinste Lenkbefehle umsetzen, damit die Piloten ihre WRC-Boliden jederzeit millimetergenau ausrichten können. Selbst auf einer Geraden nimmt ein Profi bei 180 km/h bis zu einem Dutzend Lenkkorrekturen pro Sekunde vor. So minimal diese auch ausfallen mögen - die Profilblöcke auf der Lauffläche nehmen sie wahr und reagieren unverzüglich, um dem Fahrer das Gefühl totaler Einheit mit Auto und Reifen zu vermitteln.

Insgesamt hält die diesjährige Rallye Finnland 18 Wertungsprüfung über 303,52 Kilometer bereit. Damit gehört sie in diesem Jahr zu den kompaktesten WM-Läufen, bietet aber innerhalb dieser relativ kurzen Distanz jede Menge Action. Die Rallye beginnt mit der Qualifying-Stage "Ruuhimäki" am Mittwoch um 19.30 Uhr. Ab 21.30 Uhr wählen die Top-Piloten dann in der Reihenfolge ihres Quali-Ergebnisses ihre Startposition für die erste Etappe am Donnerstag.

Am Freitag stehen gleich neun Wertungsprüfungen auf dem Programm, am Samstag wartet mit dem zweifachen Befahren der WP "Ouninpohja" ein wahrlich krönender Abschluss - zumal der zweite Durchgang als "Power Stage" zählt, auf der die drei schnellsten Bonuspunkte für die WM-Wertung gewinnen. Die Finnland-Rallye endet am Samstagabend mit der Siegerehrung in Jyväskylä.

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