Rallye Italien: Pizza, Pasta, Olivenöl und Schotter

, 16.10.2012

Mit seinen rauen Schotter-Prüfungen ist der Rallye-WM-Lauf im südeuropäischen Stiefelstaat eine der anspruchsvollsten Veranstaltungen der Saison

Die italienische Insel Sardinien zählt für Urlauber zu den beliebtesten Zielen im Mittelmeer. Auf dem 24.090 Quadratkilometer großen Eiland leben rund 1,7 Millionen Menschen. Dank des mediterranen Klimas ist es auch im Herbst mit rund 23 Grad angenehm warm - ideale Bedingungen also für die weltbesten Rallye-Fahrer, die hier am Wochenende vom 18. bis 21. Oktober zu Gast sind.

Seit 2004 wird der italienische Lauf zur Rallye-WM auf Sardinien ausgetragen. In den vergangenen Jahren fand die Rally d'Italia Sardegna im Mai statt. Nun verlegten die Organisatoren den Schotter-Event erstmals in den goldenen Oktober. Neu ist auch das sehr kompakte Format der Rallye. Anders als noch im Vorjahr werden die Wertungsprüfungen in der Provinz Oristano nun nicht mehr gefahren. Dafür sind wieder einige klassische Wertungsprüfungen (WP) im Programm.

Obwohl beide WM-Entscheidungen bereits gefallen sind, verspricht der vorletzte Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft 2012 Hochspannung und Action pur. Denn die schnellen und engen Wertungsprüfungen an der Costa Smeralda rund um das Rallye-Zentrum in Olbia fordern Fahrer und Fahrzeug alles ab. Die Straßen sind mit einer feinen, rutschigen Sandschicht bedeckt. Da alle Prüfungen zwei Mal gefahren werden, kommen spätestens bei der zweiten Schleife Spurrillen und schroffe Steine zum Vorschein - eine besondere Herausforderung für die Fahrzeuge und die Pneus.

Eine gute Startposition entscheidet über Sieg und Niederlage

Michelin bringt zwei verschiedene Mischungen des Schotterreifens nach Sardinien, die den großen Belastungen durch die zahlreichen Sprünge und spitzen Steine Stand halten. Neben der weicheren S1-Variante, die vor allem bei nassen Bedingungen zum Einsatz kommt, steht auch der harte H1-Pneu zur Wahl. Auf den teils sehr langen, mit hartem Schotter bedeckten Wertungsprüfungen müssen die Piloten mit ihren Pneus haushalten und taktisch clever zu Werke gehen. Denn jeder Fahrer darf maximal zwei Ersatzräder im Kofferraum seines Fahrzeugs mitnehmen.

Zahlreiche Wasserdurchfahrten und Sprünge sorgen bei der Rallye Italien für zusätzlichen Nervenkitzel und garantieren spektakuläre Bilder. Rekord-Weltmeister Sebastien Loeb konnte die Rallye Sardinien bereits vier Mal gewinnen. Auch im vergangenen war der Elsässer, der sich bei der Rallye Frankreich vor zwei Wochen zum neunten Mal zum Champion krönte, auf der Urlaubsinsel nicht zu schlagen. Und das, obwohl er an allen drei Tagen als Erster in die Loipe musste und somit ungewollt den Straßenkehrer für die nach ihm startenden Konkurrenten spielte.

In diesem Jahr entscheidet das Ergebnis der sogenannten "Qualifying-Stage", die in der Region Gallura liegt, am Donnerstag über die Startreihenfolge: Wie bei jeder Schotter-Veranstaltung dürfen die schnellsten Piloten frei wählen, von welcher Position aus sie am ersten Tag an den Start gehen werden. Petter Solberg, der in seinem Werks-Ford Fiesta RS WRC um den Sieg kämpfen will, weiß, wie wichtig eine gute Startposition auf Sardinien ist.

Rallye-Route führt quer durchs Urlaubsparadies

"Da die Straßen vor allem bei der ersten Schleife sehr sandig sind, kommt dem Qualifying eine große Bedeutung zu", erklärt der Norweger, der diese WM-Rallye bereits 2004 gewinnen konnte. "Bei trockenem Wetter bringt eine späte Startposition mehr Vorteile. Wer sich in Italien einen Rückstand eingefangen hat, dem fehlen aufgrund der sehr kurzen Gesamtdistanz schlichtweg die Kilometer, um wieder ganz nach vorne fahren zu können."

Nach dem Qualifying stehen am Donnerstagnachmittag zwei Durchgänge über die 28,14 Kilometer lange WP "Terranova" auf dem Programm. Am Freitag gastiert der Rallye-Zirkus dann rund um Sassari - mit 130.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Insel. Hier ist auch der "Remote Service" eingerichtet - eine Reparaturpause außerhalb des eigentlichen Service-Parks. Bereits auf der ersten, 29,68 Kilometer langen Prüfung "Monte Lerno" erwartet die Piloten eine spektakuläre Sprungkuppe, die die Rallye-Fans auf den Namen "Micky's Jump" getauft haben. Neu bei der Rallye Sardinien ist unter anderem die 14,12 Kilometer lange WP "Castelsardo", die am Freitag ebenfalls zwei Mal gefahren wird.

Am Samstag führen die Prüfungen durch die Wälder in der Region Monte Acuto. Mit der Prüfung "Coiluna" steht hier ein echter Klassiker auf dem Programm. Die Rallye endet am Sonntag mit der 8,24 Kilometer kurzen "Gallura"-Prüfung, die bei der zweiten Durchfahrt als "Power Stage" gewertet wird. Hier können die drei schnellsten Piloten zusätzliche WM-Punkte einheimsen. Die Rallye Italien ist mit 306,04 Kilometern über 16 Wertungsprüfungen der kürzeste Lauf seit Einführung der Rallye-WM im Jahr 1973. Der Sieger wird am Sonntag im mondänen Küstenort Porto Cervo gekürt.

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