Totaler Triumph für Volkswagen bei der Rallye Spanien: Nach dem Doppelsieg von Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala feiert das Werksteam den Herstellertitel
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Im Hauss Volkswagen kann die nächste WM-Party starten. Nachdem sich Sebastien Ogier und Julien Ingrassia schon bei der Rallye Frankreich den Fahrer- und Beifahrertitel gesichert hatten, gewann Volkswagen bei der Rallye Spanien auch die Weltmeisterschaft der Hersteller. Damit räumen die Niedersachsen in ihrem ersten Jahr in der Rallye-Weltmeisterschaft gleich alle drei Titel ab - und das standesgemäß. Durch Ogier und Jari-Matti Latvala gelang Volkswagen in Spanien ein Doppelsieg. Für den neuen Weltmeister war es der achte Sieg im zwölften Saisonlauf.
"Alle drei WM-Titel in einer Saison zu gewinnen, ist einfach unglaublich. Man darf nicht vergessen, dass wir mit dem Polo R WRC die erste Saison in der Rallye-WM bestreiten", freu sich Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito. "Umso höher ist dieser Erfolg zu bewerten. Der Gewinn der Fahrer- und Beifahrer-Weltmeisterschaft war für das gesamte Team ein absoluter Höhepunkt. Speziell Sebastien Ogier und Julien Ingrassia haben sich bei ihrer Heimrallye vor drei Wochen damit einen Traum erfüllt. Die Hersteller-Weltmeisterschaft ist hingegen für einen Automobilkonzern die wichtigere, denn sie beweist, dass nicht nur ein Fahrer Extra-Klasse ist, sondern auch das Produkt selbst."
"Es war ein fantastischer Tag, wir haben ständig attackiert. Ich konnte mich heute voll auf meinen Aufschrieb verlassen. Ich freue mich sehr, dass wir den Herstellertitel gewonnen haben. Ich wollte dem Team unbedingt diesen Titel liefern", sagt Ogier im Ziel der Rallye. Um diesen Sieg musste der Franzose allerdings hart kämpfen. Nachdem er am Samstag aufgrund eines Reifenschadens fast eine Minute verloren hatte, ging er mit einem Rückstand von 46,5 Sekunden auf seinen Teamkollegen Latvala in den Schlusstag der Rallye, der im Gegensatz zu den ersten beiden Tagen auf Schotter anstatt auf Asphalt ausgetragen wurde.
Ogier lies jedoch am Sonntag seine ganze Klasse aufscheinen und wandelte den Rückstand mit vier WP-Bestzeiten in einen Vorsprung von 32,9 Sekunden um. Dabei profitierte Ogier auch von einem technischen Problem Latvalas, dessen Auto nach der vorletzten WP unter der Motorhaube Feuer fing. Die Streckenposten löschten den Brand und Latvala setzte seine Fahrt fort, verlor aber auf der letzten WP eine halbe Minute. Im Ziel blinkte auf dem Display des Polo R WRC die Warnleuchte für niedrigen Benzindruck, woraufhin Latvala ohne ein Interview zu geben Richtung Service-Park aufbrach. Diesen muss er aus eigener Kraft erreichen, um gewertet zu werden.
Hirvonen erbt den dritten Platz
Dritter wurde Mikko Hirvonen (Citroen), der damit den Titelgewinn von Volkswagen bei den Herstellern aber nicht mehr verhindern konnte. Nachdem er sich an den ersten beiden Tagen auf Asphalt wie gewohnt schwer getan hatte, legte Hirvonen am Schlusstag auf seinem Lieblings-Belag zu. Allerdings war sich der Finne der Tatsache bewusst, dass er den Podiumsplatz nur von Teamkollege Dani Sordo geerbt hatte, der auf der vorletzten WP auf Rang zwei liegend nach einem Unfall ausgeschieden war. "Ich bin glücklich darüber. Es ist schade für Dani und wäre toll gewesen, wenn er bei seiner Heimrallye auf dem Podium gestanden hätte. Er ist sehr gut gefahren", sagt Hirvonen.
Auf Rang vier kam mit Thierry Neuville der schnellste Ford-Pilot ins Ziel. Nach Abstimmungsproblemen am Freitag und Samstag sowie technischen Problemen am Sonntagmorgen war der Belgier mit Rang vier unter dem Strich zufrieden. "Es sind weitere Punkte und eine weitere Zielankunft, dazu drei Punkte aus der Power-Stage, wir können zufrieden sein. Wir hatten auf Asphalt Probleme mit der Abstimmung und haben die Rallye dort verloren", sagt Neuville, der aber immer wieder zu schnellen Zeiten in der Lage war.
Eine unauffällig Rallye bescherte Jewgeni Nowikow (Ford) einen fünften Platz. Der M-Sport-Youngster fuhr auch bei der Rallye Spanien ohne übertriebenes Risiko, machte keinen großen Fehler und nahm ein weiteres Top-5-Resultat mit. "Es war okay, ich habe bei den beiden Prüfungen nach der Mittagspause alles versucht, auf der letzten aber nicht mehr angegriffen. Mein Ziel war unter die Top 5 zu fahren, das ist mir gelungen."
Seinem Teamkollegen Mads Östberg gelang dies nicht, der Norweger kam als Sechster ins Ziel. Östberg haderte am Freitag und Samstag mit einer zu langen Getriebeübersetzung, war aber auch davon abgesehen auf Asphalt nicht annähernd so konkurrenzfähig wie am Schlusstag auf Schotter, wo er die Zeiten der Besten mitging. "Wir fuhren mit einem Getriebe für Schotter, insofern war meine Leistung am Samstagnachmittag nicht schlecht. Ich kann allerdings auf Asphalt noch besser fahren und muss daran arbeiten. Auf Schotter lief es viel besser."
WRC2-Titel für Robert Kubica
Auf Platz sieben folgte mit Martin Prokop ein weiterer Ford. Der Tscheche zeigte sich mit diesem Ergebnis und einem Rückstand von weniger als fünf Minuten auf Ogier zufrieden. "Es war die beste Rallye seit langem, der Zeitverlust pro Kilometer auf die Schnellsten hielt sich in Grenzen, ich bin zufrieden."
Eine solide Vorstellung zeigte bei seinem ersten Einsatz im WRC-Auto auch Hayden Paddon. Normalerweise mit Skoda in der WRC2 unterwegs, fuhr der Neuseeländer in Spanien erstmals einen Ford Fiesta RS WRC von M-Sport, mit dem er nach einigen Anlaufschwierigkeiten immer besser zurecht kam. "Es war schwierig, aber ich konnte meinen Fahrstill immer besser anpassen. Danke an M-Sport und alle, die diesen Einsatz möglich gemacht haben. Jetzt möchte ich zurückkommen."
Neben Ogier und Volkswagen hatte auch Robert Kubica (Citroen) allen Grund zum Feiern. Mit seinem fünften Saisonsieg sicherte sich der Pole den Titel in der WRC2. Dabei wollte er in diesem Jahr eigentlich nur lernen. Ich wusste aber, dass ich ein gutes Resultat erzielen konnte, wenn ich auf Schotter schnell lerne. Auf Asphalt war ich recht konkurrenzfähig. Die Rallyes in der Weltmeisterschaft sind alle völlig unterschiedlich, aber uns sind bei sechs Einsätzen fünf Siege und ein zweiter Platz gelungen, was für die Weltmeisterschaft reichte", freut sich der Ex-Formel-1-Fahrer.
Nachdem die Titel vergeben sind, können die Piloten bei der Rallye Großbritannien nun völlig befreit auffahren. In drei Wochen findet in Wales die letzte Rallye der Saison 2013 statt.