X-raid-Speerspitze Joan "Nani" Roma geht als Titelverteidiger in die Rallye Dakar 2015 - Im Interview berichtet der Spanier die monatelangen Vorbereitungen
© Foto: X-raid
Er hat den Wüstenklassiker bereits zwei Mal gewonnen und darf sich einen wahren Allrounder nennen: Joan "Nani" Roma gewann die Rallye Dakar bereits 2004 auf dem Motorrad, 2014 wiederholte er den Erfolg, allerdings auf vier Rädern. Im Mini All4 Racing gewann er die härteste Rallye der Welt. An seiner Seite: der erfahrene Co-Pilot Michel Perin, der für Roma der aktuell beste Co-Pilot im gesamten Fahrerfeld ist. 2015 peilt Roma die Titelverteidigung in Südamerika an. Im Interview spricht der Spanier über seine Vorbereitungen auf die Dakar und die Herausforderungen des 14-Tage-Marathons.
Frage: "Jede Rallye Dakar erfordert eine lange Vorbereitung. Wie sieht so eine Vorbereitung auf die größte Herausforderung im Motorsport aus?"
Joan "Nani" Roma: "Die Vorbereitung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Man muss sehr früh damit anfangen, schon einige Monate vor Beginn der Rallye. Das Team muss das Auto vorbereiten, mein Co-Pilot Michel und ich müssen mental und physisch trainieren. Die Dakar ist eine große Herausforderung, dein Körper muss auf die Hitze vorbereitet sein. Die Tage sind sehr lang und hart."
"Deshalb muss man fit sein. Ich habe dieses Jahr an ein paar Rallyes im Cross-Country-Weltcup teilgenommen, das war eine gute Vorbereitung für die Dakar. Die Weltcup-Rallyes werden auf unterschiedlichen Untergründen wie Schotter, Sand oder hohen Dünen ausgetragen. Das ist also eine gute Übung für die Dakar."
Frage: "Die Rallye Dakar ist nicht nur technisch und physisch sehr anstrengend, sondern auch mental. Wie bereitest du dich auf diese Herausforderung vor? Arbeitest du mit einem Mentaltrainer zusammen?"
Roma: "Ja, schon seit zwei Jahren. Bei der Rallye kommt es nicht nur auf das Fahren an. Man steht auch unter einem enormen mentalen Druck. Da ist es gut, wenn man ein paar Techniken kennt, mit denen man entspannt und fokussiert bleiben kann. Das ist alles Teil unserer Vorbereitung: Man muss sich physisch, psychisch und technisch vorbereiten."
Frage: "Die Rallye Dakar werden dieses Jahr wieder viele Zuschauer verfolgen. Sind deine Familie und Freunde auch vor Ort?"
Roma: "Familie und Freunde sind bei meinen Rallyes nie vor Ort. Manche Fahrer mögen das. Aber ich möchte mich bei einer so wichtigen Rallye nicht ablenken lassen. Ich möchte fokussiert bleiben."
Konkurrenz bereitet keine Sorgen
Frage: "Machen neue, starke Konkurrenten die Rallye noch anspruchsvoller und interessanter?"
Roma: "Peugeot hat ein sehr gutes Team und gute Fahrer: Stephane Peterhansel und Carlos Sainz sind zwei echte Experten. Natürlich sind sie für mich ernstzunehmende Gegner. Stephane hat die Dakar schon elf Mal gewonnen. Doch Mini und X-raid sind ebenfalls sehr erfahren und wir haben ein sehr schnelles und zuverlässiges Auto. Keine Frage: Wir können erneut gewinnen, egal wer unsere Gegner sind."
Frage: "Was sagst du zur Route bei der Rallye Dakar 2015?"
Roma: "Sie sieht in etwa so aus, wie ich sie erwartet hatte. Doch man weiß nie: Vor Ort kann wieder alles ganz anders sein. Die Route ist auf jeden Fall sehr anspruchsvoll. Das ist etwas, was mein Co-Pilot Michel und ich mögen: Je härter die Rallye, desto mehr Spaß macht sie uns. Der Mini All4 Racing ist ein sehr konkurrenzfähiges und zuverlässiges Auto, weshalb wir uns um Faktoren wie Zuverlässigkeit keine großen Sorgen machen müssen. Das ist immer gut."
"Das Wetter kann eine sehr entscheidende Rolle spielen. Darauf kann man sich nicht vorbereiten, das steht nirgendwo im Roadbook. Das wird also eine sehr unvorhersehbare Herausforderung. Das Wetter kann die Charakteristik einer Wertungsprüfung komplett verändern. Das muss einem auch immer bewusst sein."
Die Marathon-Tage werden entscheidend
Frage: "Glaubst du, dass es dieses Jahr einen 'Schlüssel-Tag' geben wird? Einen Tag, der für den Ausgang der Dakar besonders entscheidend sein wird?"
Roma: "Um ehrlich zu sein: Jeder Tag bei der Dakar ist entscheidend. Doch in diesem Jahr wird, denke ich, der Marathon-Tag eine große Rolle spielen, was das Endergebnis der Dakar angeht. Wenn du es schaffst, Iquique ohne Probleme oder Schäden am Auto zu erreichen, dann dürftest du dich in einer guten Position befinden, was den Kampf um den Sieg angeht."
Frage: "Bei den sogenannten Marathon-Wertungsprüfungen dürfen die Mechaniker zwei Tage lang nicht an den Autos arbeiten. Gefällt dir diese neue Regelung?"
Roma: "Das wird für uns etwas völlig Neues sein. Ich kenne diese Regel schon aus meiner Zeit bei den Motorrädern, als die Dakar noch in Nordafrika ausgetragen wurde. Jetzt wird das natürlich eine ganz andere Situation sein. Wir müssen daran auf der entsprechenden Wertungsprüfung an diesem Tag denken, denn es ist wichtig, sich beispielsweise keinen Reifenschaden einzufahren. An diesen zwei Tagen stehen uns nur drei Ersatzreifen zur Verfügung. Also muss man deutlich vorsichtiger fahren. Es ist eine neue Herausforderung, auf die ich mich freue. Es macht die Rallye noch anspruchsvoller."
Frage: "Was erwartest du in Sachen Performance vom Mini All4 Racing auf den neuen Etappen?"
Roma: "Der Mini ist schon immer zuverlässig, stark und schnell gewesen. Bislang gab es nie ernsthafte technische Probleme. Das soll auch 2015 so sein. Ich erwarte nichts Anderes. Außerdem haben Mini und X-raid das Auto ständig von einer Dakar zur nächsten weiterentwickelt. Ich bin den Wagen während der Saison oft gefahren und er fühlte sich großartig an. Die Ergebnisse des Jahres 2014 bestätigen das. Was immer auch die Herausforderung sein wird, ich absolut davon überzeugt, dass der Mini All4 Racing sie meistern wird."
Frage: "Rallye-Fahrer sagen oft, dass sie mehr Zeit mit ihren Co-Piloten verbringen als mit ihren Ehefrauen. Wie sieht deine Zusammenarbeit mit deinem Co-Piloten Michel Perin aus?"
Roma: "Diese Behauptung trifft manchmal wirklich zu. Michel spielt eine bedeutende Rolle. Seine Arbeit ist sehr wichtig. Er hat einen großen Anteil an unserem Erfolg. Die Arbeit des gesamten Teams ist wichtig, keine Frage."
"Die Mechaniker und Ingenieure arbeiten sehr hart für den Erfolg. Im Auto beträgt die Arbeitsteilung 50:50. Meine Beziehung zu Michel ist sehr gut. Für mich ist er aktuell der beste Co-Pilot im Feld. Er bringt sehr viel Leidenschaft für diesen Job mit, und er ist im positiven Sinn wirklich rallye-verrückt. Es ist gut, ihn als Co-Piloten zu haben. Er hat sehr viel Erfahrung und macht einen super Job."