Sebastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen gehen nach den jüngsten Testfahrten mit einem guten Gefühl in den sechsten WRC-Lauf des Jahres
© Foto: Volkswagen
Felsige, wellige Schotter-Pisten, Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius im Cockpit und gewaltige Staubwolken - die Rallye Griechenland gilt als ultimativer Härtetest für Mensch und Material. Das Volkswagen-Team reist bestens vorbereitet zum sechsten Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC), der vom 31. Mai bis 2. Juni ausgetragen wird.
Bei mehrtägigen Testfahrten nach der Rallye Argentinien machten sich die drei Fahrer-Duos der Wolfsburger - Sebastien Ogier/Julie Ingrassia, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila und Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula - mit den anspruchsvollen Bedingungen in Griechenland vertraut, um die Führung in der Fahrer- und der Herstellerwertung zu verteidigen.
"In der Rallye-WM folgt auf eine erfolgreich gemeisterte Herausforderung immer schon gleich die nächste", sagt Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito. "Nachdem wir die Rallye Argentinien mit allen drei Polo R WRC in den Punkterängen beendet haben, streben wir in Griechenland ein ähnlich gutes Ergebnis an. Seit die legendäre Safari-Rallye nicht mehr zum WM-Kalender gehört, stellt die Rallye Griechenland für alle Teams sicherlich die härteste Prüfung des Jahres dar. Wir freuen uns, dort zum ersten Mal mit unserem Polo R WRC anzutreten."
Rallye-Klassiker im neuen Format: "Akropolis" als Schotter-Sprint
Die Rallye Griechenland ist eine der traditionsreichsten Veranstaltungen in der Geschichte des Rallye-Sports und gehörte 1973 zu den Gründungsmitgliedern der Weltmeisterschaft. Damals war die Rallye eine Ausdauerprüfung rund um die Athener Akropolis. Inzwischen hat sich der griechische WM-Lauf zu einer modernen Sprint-Rallye gewandelt. In diesem Jahr haben die Veranstalter die Distanz im Vergleich zu 2012 um rund 100 Wertungskilometer gekürzt. Die anspruchsvolle Mischung aus harten, schnellen Passagen und winkeligen Abschnitten auf weicherem Boden ist allerdings erhalten geblieben.
Den Auftakt der Rallye bildet die längste Wertungsprüfung des gesamten Wochenendes: 44,7 Kilometer sind am Freitagabend auf "Kineta-Pissia" zu bewältigen. Gleich acht Prüfungen über 149,56 Wertungskilometer stehen am Samstag auf dem Programm, unterbrochen nur durch einen einzigen 30-Minuten-Service am frühen Nachmittag. Nach der zweiten Durchfahrt der WP "Loutraki" am Sonntag stehen die Sieger der 59. Rallye Griechenland fest.
Ogier hat die Gesamtwertung im Hinterkopf
Mit dem Polo R WRC starten Ogier/Ingrassia - mit dem Skoda S2000 im Vorjahr in Griechenland Sieger des S2000-Wertung - in der Top-Kategorie und das als Führende der Rallye-WM: Das französische Duo liegt in der Fahrer-Weltmeisterschaft nach fünf von 13 WM-Läufen deutlich vorn. "Ich mag die Rallye Griechenland, denn an sie habe ich ganz besonders schöne Erinnerungen - nicht nur wegen meines Sieges 2011. Speziell der zweite Rang 2009 wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, denn das war sozusagen mein Durchbruch in der WRC-Kategorie, seitdem ging es für mich stetig bergauf", sagt Ogier.
"Die Rallye Griechenland ist eine der schwierigsten und härtesten des Jahres", setzt der Franzose fort und spannt den Bogen zum aktuellen Geschehen: "Bei unseren Testfahrten nach der Rallye Argentinien haben wir die für Griechenland typischen Bedingungen simuliert, um zu sehen, in welchen Bereichen wir den Polo R WRC verbessern können. Dabei haben wir gute Fortschritte erzielt und ich bin zuversichtlich, dass wir wieder ein gutes Ergebnis einfahren können. Natürlich möchte ich am liebsten jede Rallye gewinnen, doch wir denken auch an die Weltmeisterschaft. Angesichts unserer komfortablen Führung in beiden Wertungen müssen wir nicht unbedingt gewinnen. Es reicht, wenn wir weiter regelmäßig Punkte holen."
Latvala peilt das Podium an
Ebenfalls für Volkswagen in Griechenland am Start: Latvala/Anttila, die sich bei der zurückliegenden Rallye Argentinien mit einem Podiumsplatz auf den vierten Gesamtrang der Fahrer-WM verbesserten und entscheidenden Anteil daran haben, dass Volkswagen auch die Herstellerwertung anführt. "Die Rallye Griechenland ist der härteste WM-Lauf des Jahres", stimmt der Finne seinem Teamkollegen Ogier zu und geht ins Detail: "Die Schotter-Pisten gehören zu den größten Herausforderungen, die die Rallye-Weltmeisterschaft zu bieten hat. Sehr schnelle Passagen auf relativ grobem, festem Untergrund wechseln sich teilweise mit langsameren, glatteren Abschnitten ab. Man findet also mitunter vollkommen unterschiedliche Verhältnisse vor und muss daher auf alles gefasst sein."
Aufgrund der Tatsache, dass die Rallye Griechenland mit rund 300 Wertungskilometern recht kurz ist, kommt es laut Latvala darauf an, "von Anfang an schnell zu sein und seinen Rhythmus zu finden. Doch es gibt auch Wertungsprüfungen, in denen man vor allem auf Materialschonung bedacht sein sollte. Da ist ein guter Kompromiss gefragt."
Nach den jüngsten Testfahrten geht Latvala optimistisch in den sechsten WRC-Lauf des Jahres. "Ich habe mich optimal auf die Rallye vorbereitet, indem ich nach meiner Rückkehr aus Argentinien zwei Tage lang in Griechenland getestet habe. Im Mittelpunkt standen dabei die Arbeit an der Aufhängung und an der Traktion des Polo R WRC. Speziell Letzteres ist in Griechenland enorm wichtig, da es dort viele Kuppen und Sprünge gibt. Im vergangenen Jahr habe ich in Griechenland lange um den Sieg gekämpft, bis ich durch einen Reifenschaden nach einem Fahrfehler auf Platz drei zurückgefallen bin. Diesmal möchte ich sauber durchfahren und idealerweise um den Sieg kämpfen. Eine Podiumsplatzierung wäre gerade im Hinblick auf die Herstellerwertung sehr wichtig", so der Finne, der im Winter von Ford zu Volkswagen gewechselt hat.
Mikkelsen will Abstand auf die Spitze verkürzen
Mikkelsen/Markkula, bei ihren zwei Rallye-Starts jeweils in den Punkterängen, komplettieren als drittes Duo im Polo R WRC das Griechenland-Aufgebot von Volkswagen. "Nach meinen ersten beiden Rallyes im Polo R WRC kann ich den Start der Rallye Griechenland kaum erwarten", sagt der Norweger und fügt hinzu: "Die jüngsten Testfahrten sind sehr gut gelaufen. Ich habe rund 160 Kilometer abgespult und dabei sowohl an meinem Fahrstil als auch an der Abstimmung gefeilt, wodurch mein Vertrauen in den Polo R WRC weiter gestiegen ist."
"Nach meinem Test habe ich zwei weitere Tage in Griechenland mit dem Team verbracht, um Sebastien und Jari-Matti bei ihrer Testarbeit zu beobachten", erklärt Mikkelsen. "Es war interessant, zu sehen, wo sie bremsen, wie sie das Auto in den Kurven anstellen und wie sie über die Kuppen fahren. Dadurch habe ich wieder einiges über das Fahren in einem World-Rally-Car dazugelernt. In Portugal lag ich pro Kilometer noch rund eine Sekunde zurück, in Argentinien fehlten mir nur noch fünf Zehntelsekunden auf die Spitze. Mein Ziel ist es, diesen Abstand weiter zu verkürzen."