Theoretisch könnte sich Sebastien Ogier schon bei der Rallye Deutschland zum Weltmeister krönen, doch Volkswagen-Motorsportchef Jost Capito glaubt nicht daran
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Bei der Rallye Deutschland, dem neunten von 13 Läufen zur Rallye Weltmeisterschaft 2013, hat Volkswagen-Pilot Sebastien Ogier den ersten Matchball der Saison. Der Franzose führt nach fünf Siegen bei acht Rallyes die Fahrerwertung der WM mit einem souveränen Vorsprung von 80 Punkten vor seinem Teamkollegen Jari-Matti Latvala und Ford-Pilot Thierry Neuville an und könnte somit theoretisch schon bei der Heimrallye von Volkswagen (22. bis 25. August) den WM-Titel unter Dach und Fach bringen. Bei den Niedersachsen rechnet aber niemand damit, dass die WM-Party bereits am Sonntag in Trier steigen kann.
"Wir gehen davon aus, dass die Chance sehr gering ist", sagt Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito im Podcast auf 'wrc.com'. "Wenn er sowohl die Rallye gewinnt als auch die Zusatzpunkte für die Power-Stage mitnimmt, müssen sowohl Latvala als auch Neuville schlechter als Siebter ankommen", rechnet der Deutsche vor. Ein seiner Meinung nach recht unwahrscheinliches Szenario. "Beide sind im Moment so gut drauf und so stark. Unter die ersten sieben zu fahren ist für beide im Moment kein Thema. Das machen sie mit links", erwartet Capito. "Daher gehe ich relativ sicher davon aus, dass die Weltmeisterschaft bei der Rallye Deutschland nicht entschieden wird."
Dies gilt umso mehr, da Volkswagen mit dem Polo R WRC bei der ersten Asphalt-Rallye des Jahres Neuland betritt und die Rallye dementsprechend konservativ angehen will. "Wenn man auf einem neuen Belag fährt, riskiert man nicht 100 Prozent, denn wir fahren noch um die Meisterschaft", erklärt Capito. "Gerade die Herstellermeisterschaft ist noch relativ eng. Man darf sich sicher keinen Ausfall leisten." Daher lautet die Vorgabe des Motorsport-Direktors: "Man geht die Rallye mit einer gewissen Vorsicht an."
Auf den ersten Asphalt-Auftritt des Polo R WRC hat sich Volkswagen akribisch vorbereitet. "Wir haben relativ viel und ausgiebig auf Asphalt getestet. Wir wissen ungefähr, wo wir stehen. Aber wo wir genau auf Asphalt stehen, wird man erst sehen, wenn man in der Rallye ist und wenn man gegen die Konkurrenz fährt", so Capito. "Wir hoffen, dass wir auch auf Asphalt so konkurrenzfähig sind wie auf den anderen Untergründen."
Die Test, mit denen Volkswagen schon vor Wochen begonnen hatten, fanden auf verschiedenen Straßen rund um Trier statt. "Man fährt in den Weinbergen und auf Strecken, die ähnlich wie die 'Panzerplatte' sind. Man muss auf allen Belägen testen, die Informationen zusammentragen und dann den besten Kompromiss finden um im Durchschnitt auf allen Belägen, die bei der Rallye Deutschland auftreten, am schnellsten zu sein", erklärt der Motorsport-Direktor.
Für Capito hat die Rallye Deutschland in diesem Jahr gleich zwei Höhepunkte: "Der Start am Donnerstag vor dem Kölner Dom ist sicher ein Highlight. Ich denke, das wird eine super Sache", so der Deutsche. Sportlich seien die unterschiedlichen Charaktere der Sonderprüfungen das Highlight. "Die Sonderprüfungen in den Weinbergen sind immer sehr attraktiv. Und dann ist die 'Panzerplatte' mittlerweile eine legendäre Prüfung im WRC-Kalender. Dort kann sich die Rallye entscheiden", meint Capito.