VW-Werksfahrer Sebastien Ogier fiebert dem Debüt des neuen Polo R WRC entgegen - Die Entwicklung und die Testfahrten laufen auf Hochtouren
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Sebastien Ogier gewinnt mit dem Skoda Fabia S2000 regelmäßig die S2000-Wertungen, aber mit dem schwächeren Boliden kann der Franzose in diesem Jahr nicht um Siege kämpfen. Bei der schnellen Finnland-Rallye bemerkte der 28-Jährige, dass es mit dem S2000-Fahrzeug nicht so viel Spaß macht wie mit einem reinrassigen WRC. Dennoch hat er sich mit der aktuellen Situation abgefunden, denn im Hintergrund laufen die Testfahrten mit dem neuen VW Polo R WRC auf Hochtouren. "Ich habe es jetzt akzeptiert. In sechs Monaten werde ich in der WM zurück sein und Volkswagen wird da sein."
"Ich möchte nicht mehr über das vergangene Jahr sprechen. Natürlich habe ich Erfahrungen bei Citroen gesammelt, aber ich kann sagen, dass wir nicht den DS3 kopieren. Wir gehen unseren eigenen Weg", stellt Ogier gegenüber 'Autosport' klar. Die aktuellen Einsätze mit dem Fabia sind als Test gedacht, um die Mannschaft auf den stressigen Rallye-Alltag einzuspielen und um an Dingen wie dem Aufschrieb zu arbeiten. Die Konzentration liegt aber auf der Entwicklung und den Tests des Polo.
"Wir denken immer an die nächste Saison. Natürlich ist es unser Ziel, mit dem Polo hier zu sein und eines Tages damit zu gewinnen. In fast fünf Monaten ist der Start zur Rallye Monte Carlo. Das wird sicher ein toller Moment für uns. Ich weiß nicht wie die Performance sein wird, aber für das Team wird es ganz wichtig sein", blickt der Franzose gegenüber 'WRC.com' voraus. In der langen Sommerpause wurde mit dem Polo getestet. Deshalb verzichtete man auch auf den Start in Neuseeland.
Unter anderem wurde im Juli in Deutschland auf Asphalt getestet. Im Durchschnitt ist alle drei Wochen einer der drei Prototypen zu Testzwecken auf den verschiedensten Straßen unterwegs. In Deutschland wurde in der Mosel-Region erstmals mit den Asphalt-Reifen von Michelin gefahren. Das Auto wird bis zum Homologationstermin am 1. November ständig weiterentwickelt. Ogier fordert unter anderem einen stärkeren Motor, schnellere Gangwechsel und bessere Aufhängungen.
"So sind die Fahrer. Sie wollen immer mehr. Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen, aber es bleiben noch einige Monate. Ich weiß nicht wo wir sind oder wo wir in Monte Carlo stehen werden. Ich weiß auch nicht, wie schnell wir die Dinge verbessern können, aber mein Gefühl ist nicht so schlecht. Ich bin zufrieden", meint Ogier über den Entwicklungsstand. Der Fabia dient auch als Referenzwert, denn damit kann man abschätzen, wie man im Vergleich zu Citroen und Ford steht.
Im Entwicklungsteam ist auch Francois-Xavier Demaison, der beim Design des Peugeot 206 WRC eine entscheidende Rolle gespielt hat. Der Löwe dominierte zu Beginn des Jahrtausends die WM, bevor die Erfolgsserie von Citroen und Sebastien Loeb begann. "Wir haben ein zuverlässiges Auto", wird Demaison von 'Autosport' zitiert. "Wir arbeiten jetzt an der Performance." Außerdem wurde beim Mosel-Test "an der Dämpfung und der Entwicklung der Dämpfer gearbeitet. Das ist aber eine unendliche Geschichte."
Speziell am 1,6-Liter Turbomoter wird noch viel gearbeitet. Im August sind Ausdauertests auf dem Prüfstand geplant. "Jeder Motor muss drei oder vier Rallyes halten", so Demaison. "Die Spezifikation ist gut, aber Seb hat recht. Wir brauchen mehr Power. Wir haben aber noch Zeit und werden bereit sein. Je näher das Debüt kommt, desto schwieriger wird es, die letzten Prozent aus dem Auto zu holen."
Mitte Oktober wird bei der Rallye-Legends in San Marino der Polo als Vorausfahrzeug eingesetzt werden. Auf dem Plakat ist kein Bolide der Vergangenheit zu sehen, sondern der Polo. Es gibt auch Gerüchte, dass der Bolide bei der Rallye Sardinien und in Spanien außer Konkurrenz an den Start geht. Es würden offiziell keine Zeiten genommen werden. Die Entscheidung ist aber noch nicht offiziell gefallen, auch seitens der FIA nicht. Offen ist auch noch, wer Teamkollege von Ogier werden wird.
Ab der vierten Rallye 2013 sollen drei Autos eingesetzt werden. "Es ist nicht mein Job, den Fahrer auszuwählen", sagt Ogier. "Wenn man mich heute fragen würde, dann würde ich versuchen Dani (Sordo; Anm. d. Red.) zu bekommen, weil er frei ist und mit mir das Auto probieren könnte. Ich weiß es nicht. Ich habe auch Geschichten über Jari-Matti gehört. Ich komme mit allen gut aus, also sollte es für mich okay sein", meint Ogier und bestätigt auch: "Ich bin nicht die Nummer eins im Team. Ich bin auf dem gleichen Level, wie jeder meiner Teamkollegen."