Früher Doppelausfall in Monte Carlo: Hinter der Konkurrenzfähigkeit von Hyundai stehen weiter Fragezeichen - Thierry Neuville sieht eine gute Basis
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Das Comeback von Hyundai in der Rallye-WM war nicht von Erfolg gekrönt. Thierry Neuville und Dani Sordo schieden bei der berühmten Rallye Monte Carlo schon am ersten Tag aus. Neuville erwischte es bei einsetzendem Schneefall gleich in der ersten Wertungsprüfung. Ein Unfall besiegelte den Ausfall. Sordo kam ein wenig weiter. In WP1 fuhr der Spanier die zwölftschnellste Zeit und in WP2 folgte das erste Ausrufezeichen: Platz vier.
In WP3 fehlten nur acht Sekunden auf die Bestzeit und in WP4 fuhr Sordo gar die zweitschnellste Zeit. Dann endete allerdings das Glück. Auf der Verbindungsstrecke zu WP5 gab es ein technisches Problem beim brandneuen i20 WRC. Das Team konnte den Fehler nicht schnell genug finden. Somit war auch Sordo ausgeschieden. "Auf dem Weg zur nächsten Prüfung blieben wir stehen und kontrollierten den Reifendruck. Als ich weiterfahren wollte, sprang der Motor nicht an", berichtet Sordo.
"Wir versuchten das Problem zu finden. Es schien elektrischer Natur zu sein, aber wir fanden es nicht. Es war ein plötzliches und frustrierendes Ende eines vielversprechenden Starts in unsere erste WRC-Rallye." Sordo war zumindest einige Kilometer weiter gekommen als Neuville, der schon nach nicht einmal zehn Kilometern von WP1 crashte. "Es war ein perfekter Auftakt in die erste Prüfung. Wir sind wie alle anderen auch mit Slicks auf Eis gefahren. Ich sah, dass Ogier gleich in der ersten Kurve eine Mauer berührte."
"Da habe ich gleich verstanden, dass wir vorsichtig, sehr vorsichtig sein müssen, um jedwede Fehler zu vermeiden. Nach neun Kilometern in der Prüfung habe ich in einem schnellen Abschnitt auf der Bremse einfach die Kontrolle über die Vorderachse verloren", schildert Neuville das Missgeschick. "Ich erreichte den Scheitelpunkt der Kurve nicht mehr und fuhr geradeaus. Wir sind dann mit dem Heck in eine Mauer eingeschlagen. Es war ein recht harter Einschlag. Das Auto war beschädigt, es gab keine Möglichkeit weiterzufahren."
"Das war auf keinen Fall ein perfekter Saisonstart. Ich bin das allerdings gewohnt, denn in Monte Carlo hatte ich noch nie Erfolg. Es tut mir für das Team sehr leid, vor allem weil sie in den vergangenen Wochen und Monaten sehr hart gearbeitet haben. Dann so früh auszufallen war für uns nicht das Beste. Aber das müssen wir akzeptieren. Wir wissen, dass noch viele Rennen kommen. Es kann nur besser werden."
Viel Detailarbeit gefragt
Ein großes Fragezeichen steht weiter hinter der Konkurrenzfähigkeit des neuen Hyundai i20 WRC. Aufgrund der Wettersituation und der unterschiedlichen Reifen ist der Donnerstagvormittag schwierig einzuschätzen. Teamchef Michel Nandan weiß, dass es Nachholbedarf gibt. "Wir müssen noch an den Radaufhängungen arbeiten. Die Traktion und den Grip können wir über die Radaufhängungen und die Einstellungen des Differenzials verbessern", so der Franzose bei 'WRC live'. "Beim Motor können wir auch noch zulegen, denn ich denke, dort fehlt noch etwas Performance."
"Wir arbeiten daran, aber das braucht etwas Zeit. Diese Arbeit wird bis ungefähr Saisonhälfte fortgesetzt." Die kommenden Monate werden Tests unter Wettbewerbsbedingungen. Viele Details müssen noch optimiert werden. "Das Chassis ist meiner Meinung nach schon richtig gut", gibt Neuville ein Urteil ab. "Die Grundlagen sind gut, aber wir können uns weiter steigern. Ich denke, dass das Auto auf Asphalt konkurrenzfähig sein wird. Auf Schotter habe ich noch nicht getestet."
"Auf Schnee war das Gefühl gut, allerdings müssen wir noch einige Einstellungen verbessern. Ich schätze, dass wir die Saison genießen können und im späteren Verlauf einige Male aufs Podium fahren." Abgesehen von der Technik muss sich auch das gesamte Team einspielen. Im Service-Park kreuzte Hyundai mit einem nicht übersehbaren Motorhome auf, das optisch anders als jene der Konkurrenz ist. "Bei der ersten Rallye ist alles neu. Das Team hat bei Null angefangen und vorher keine anderen Wettbewerbe bestritten", hält Neuville fest. "Sie müssen sich erst an die Zusammenarbeit gewöhnen."
"Es gibt in einem Team wie Hyundai viele Abteilungen. Sie arbeiten das erste Mal zusammen, das ist die Herausforderung. Ich schätze, es wird noch einige Zeit brauchen, bis alles automatisch abläuft. Wir müssen uns diese Zeit geben und wissen, dass in der ersten Saisonhälfte noch nicht alles perfekt laufen wird." Deshalb nimmt Nandan auch den Druck von den Schultern seiner Mitarbeiter und betont ausdrücklich: "Das Auto ist für die Saison bereit, aber in diesem Jahr setzen sich unsere Testfahrten fort."
"Es ist bereit für die Teilnahme, aber das heißt nicht, dass es schon die Gegner herausfordern kann. Wir müssen noch viel arbeiten und das Auto weiterentwickeln. Das werden wir in diesem Jahr tun. Wir hoffen, dass wir jede Rallye beenden können, damit wir so viele Informationen und Daten wie möglich sammeln können. Das ist unser großer Wunsch." Dieser erfüllte sich in Monte Carlo nicht. Wichtige Kilometer blieben ungenutzt. Obwohl bei den Testfahrten die Zuverlässigkeit laut Hyundai gegeben war, blieb Sordo wegen eines kleinen Defekts liegen.
Deshalb nehmen sich die Hyundai-Techniker in den kommenden Wochen die Details vor. "Wir starteten im vergangenen Juli mit den Testfahrten. Wir wollten in erster Linie eine gute Zuverlässigkeit haben. Deshalb war es schwierig die Performance über die Abstimmung zu verbessern, weil uns die Zeit fehlte", sagt Nandan. "Das wollen wir in diesem Jahr machen. Für uns werden es gute Testbedingungen sein, denn im Wettbewerb findet man Dinge heraus, die man bei Tests nicht sieht. Deshalb wünschen wir uns so viel Feedback wie möglich, damit wir gegen Saisonende konkurrenzfähig werden."
Schweden wird nächste Unbekannte
Die nächste Rallye findet Anfang Februar in Schweden statt. Sie ist eine Besonderheit im Kalender, denn es ist die einzige Veranstaltung, bei der komplett auf Eis und Schnee gefahren wird. Eine große Herausforderung für Hyundai. "Wir haben Ende vergangenen Jahres getestet, haben aber dennoch viel zu tun", spricht Neuville die Schneebedingungen an. "Wir nehmen Ende des Monats in Schweden die erste Abstimmung vor. Juho (Hänninen; Anm. d. Red.) und ich werden dort testen."
"Während der Rallye bekommen wir dann weitere Informationen darüber, wo wir stehen. Bei der Rallye Monte Carlo ist es immer schwierig, das wahre Tempo zu sehen. Daher können wir nur schwer einschätzen, wo wir stehen. Wir haben beim Shakedown gute Zeiten gesehen, aber bei dieser Rallye verändern sich die Bedingungen ständig. Die Reifenwahl fällt auch ständig unterschiedlich aus. Wir müssen daher noch einige Rallyes abwarten, um zu wissen, wo wir stehen. Portugal ist im Grunde die erste Rallye, bei der wir das Kräfteverhältnis erkennen."
Nach Schweden stehen mit Mexiko und Portugal die ersten Schotter-Rallyes auf dem Programm. Noch steht nicht fest, wer neben Neuville den zweiten i20 fahren wird. Es kommen Juho Hänninen und Chris Atkinson in Frage. Teamchef Nandan will in zwei Wochen die Entscheidung treffen. "Es hängt nicht von den Resultaten ab, sondern wer für uns die beste Wahl ist."