Denkwürdiger Moment in der Geschichte des Rallye-Sports: Sebastien Loeb führt bei seinem Comeback die Rallye Monte Carlo vor Sebastien Ogier an
© Foto: Citroen
Die erste Wertungsprüfung der Rallye Monte Carlo 2015 sorgte für einen geschichtsträchtigen Moment. Rekord-Champion Sebastien Loeb (Citroen) rückte nach einem Jahr WRC-Auszeit die Kräfteverhältnisse gerade und nahm Sebastien Ogier (Volkswagen) 30,9 Sekunden ab. Loeb meisterte die ersten 21,31 Kilometer des Saisonauftakts um eine halbe Minute (!) schneller als der aktuelle zweimalige Weltmeister!
Als Loeb im Ziel die Zeiten gesagt wurden, konnte er es selbst kaum glauben, reagierte aber gewohnt cool: "Es fühlte sich gar nicht so schnell an. Drei Kilometer vor dem Ziel habe ich zu Daniel (Elena, Co-Fahrer; Anm. d. Red.) gesagt, dass wir stehengeblieben sind. So hat sich das angefühlt, aber dann haben wir diese Zeit gesehen!" Allerdings muss auch festgehalten werden, dass Ogier als Erster starten musste, während Loeb als 14. an der Startlinie stand.
So zeichnete sich schon nach einigen Fahrzeugen ab, dass die Zeiten schneller wurden. WM-Rückkehrer Ott Tänak (Ford) startete am Donnerstagabend als Zwölfter und war um 8,9 Sekunden schneller als Ogier. Loeb war anschließend um 22 Sekunden schneller als Tänak. Somit führte nach der ersten Prüfung Loeb vor Tänak und Ogier. "Die Straßen waren stark vereist und der Grip war niedrig", meinte Ogier nach seiner Fahrt. "Ich habe versucht, vorsichtig zu starten. Es war für den Start keine einfache Prüfung."
WP1 führte von Entreveaux nach Rouaine. Nachdem die WRC-Asse am Nachmittag im sonnigen Hafen von Monaco Taxifahrten mit einigen Promis durchgeführt hatten, ging es rund 100 Kilometer ins Hinterland, wo die ersten beiden Prüfungen bei Nacht stattfanden. Die verschneiten und vereisten Bergstraßen von WP1 führten bis auf eine Seehöhe von 2.690 Kilometer hinauf. Schwierigkeiten hatte nur Dani Sordo, der kurz in den Straßengraben gerutscht war.
Dabei hatte sich der Spanier die Scheinwerfer rechts vorne beschädigt. Co-Pilot Marc Marti musste aussteigen und den Hyundai aus dem Graben schieben. Auch Bryan Bouffier (Ford) und Robert Kubicas (Ford) zogen sich leichte Karosserieschäden zu. Kubica fährt im Gegensatz zu den anderen WRC-Boliden nicht mit Michelin sondern mit Pirelli-Reifen.
WP2: Ogier schlägt zurück
Nach dieser meisterhaften Vorstellung Loebs wurde noch die zweite Prüfung von Norante nach Digne-les-Bains über knapp 20 Kilometer gefahren. Die Straßenverhältnisse waren etwas "einfacher", denn der Asphalt war lediglich nass, es gab aber keinen Schnee und kein Eis. Dadurch war der Nachteil der ersten Fahrer nicht so groß. "Ich bin froh, im Ziel zu ein, denn die Prüfung war schwierig", kommentiert Ogier nach WP2.
Auch der amtierende Weltmeister hatte von Loebs Fabelzeit in WP1 gehört. "Ich war von meiner Zeit in der ersten Prüfung überrascht. Es ist sehr schwierig, wenn man als Erster fahren muss. Für diese Prüfung war auch noch die Reifenwahl falsch", ärgert sich Ogier. "Spikereifen waren für WP1 korrekt, aber nicht für hier." Allerdings waren die meisten Fahrer mit Spikes unterwegs, auch Loeb hatte das gleiche Problem mit der Reifenwahl.
In WP2 drehte sich der Spieß wieder um, denn Ogiers-Zeit wurde von keinem Fahrer geschlagen. Loeb verlor 17,6 Sekunden und belegte hinter Jari-Matti Latvala (Volkswagen) den dritten Platz. Somit führt Loeb nach dem ersten kurzen Tag mit 13,3 Sekunden Vorsprung vor Ogier. Latvala hat als Gesamtdritter schon 36,1 Sekunden Rückstand. Tänak fehlen knapp 49 Sekunden und hält Rang vier.
Viel Zeit verlor Kubica in WP2. Über vier Minuten blieben liegen. Was war passiert? "Ich habe mich gedreht. Als ich den Retourgang einlegte, waren die Scheinwerfer plötzlich aus", schildert der Pole. "Wir konnten das Problem beheben, aber dadurch haben wir sehr viel Zeit verloren." Bryan Bouffier - im Vorjahr sensationell Zweiter - schied in WP2 durch Unfall aus. Nach WP2 fuhren die Teilnehmer in den Servicepark nach Gap.
Am Freitag stehen zwei Schleifen zu je drei Prüfungen auf dem Programm.
Gesamtwertung nach 2 von 15 Prüfungen (Top 10):
01. Sebastien Loeb (Citroen)- 30:08.8 Minuten
02. Sebastien Ogier (Volkswagen) +13,3 Sekunden
03. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) +36,1
04. Ott Tänak (Ford) +38,6
05. Elfyn Evans (Ford) +47,4
06. Kris Meeke (Citroen) +59,8
07. Andreas Mikkelsen (Volkswagen) +1:06,8 Minuten
08. Thierry Neuville (Hyundai) +1:08,7
09. Mads Östberg (Citroen) +1:17,6
10. Henning Solberg (Ford) +1:18,9