Jari-Matti Latvala (Volkswagen) wirft die Führung der Rallye Italien am Samstag durch einen Fehler weg - Teamkollege Sebastien Ogier übernimmt die Spitze
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Die Dramen setzten sich bei der Rallye Italien auf Sardinien auch am Samstag fort. Es standen zwar nur zwei lange Prüfungen, die zweimal befahren wurden, auf dem Programm, doch das Terrain war nicht einfach. Vor allem die knapp 60 Kilometer lange "Monte Lerno"-Prüfung (WP11 & 13) hatte es in sich und forderte Mensch und Material. Als diese Prüfung zum Abschluss des Tages zum zweiten Mal absolviert wurde, stellte sich das Klassement auf den Kopf. Nachdem Jari-Matti Latvala (Volkswagen) die Rallye weitestgehend kontrollieren konnte, verlor er in WP13 etwas mehr als zwei Minuten.
Latvala schaffte es ins Ziel, doch die Führung war er los. Sein Polo R WRC war unbeschädigt. Was war geschehen? "Es war mein Fehler. Ich verlor die Kontrolle über das Heck und beschädigte einen Reifen an einem Felsen. Deshalb musste ich den Reifen wechseln", nennt der Finne den Grund für den Zeitverlust. "Es ist sehr enttäuschend, aber so ist das Leben. Morgen ist ein wichtiger Tag. Vielleicht gibt es eine Chance." Latvala verlor genau 2:13.8 Minuten auf seinen Teamkollegen Sebastien Ogier.
Der Weltmeister nahm Latvala schon in WP12 knapp sechs Sekunden ab und übernahm durch Latvalas Schwierigkeiten in WP13 die Führung der Gesamtwertung. Als er von Latvalas Problemen hörte, nahm Ogier etwas das Tempo heraus. Dennoch geht er mit einen beruhigenden Vorsprung von 1:40 Minuten in den morgigen entscheidenden Tag. Von Latvalas Fehler profitierte auch Mads Östberg, der zwar am Samstag keine Bestzeit aufstellte, aber auch keine großen Fehler machte.
Somit erbte der Citroen-Werksfahrer den zweiten Platz. "Meine Pace war recht okay. Ich versuchte, sauber zu fahren und am Ende etwas mehr zu pushen", kommentiert Östberg nach WP13 seine Fahrt. "Das Management der Reifen und der Bremsen war nicht einfach. Mit meinem Tag bin ich zufrieden, aber ich kann sicher noch mehr angreifen." Östberg hat Latvala nun in seinem Nacken sitzen, denn der Volkswagen-Fahrer fiel durch seinen Fehler auf Platz drei zurück. Östberg hat für die letzten Prüfungen ein Polster von 21,3 Sekunden.
Volkswagen ist der einzige Hersteller, der noch mit allen drei Autos im Spitzenfeld vertreten ist. Andreas Mikkelsen beendete die zweite Etappe als Vierter. In der Nachmittagsschleife hatte er allerdings mit einem gebrochenen Dämpfer zu kämpfen, wodurch er auch viel Zeit auf Östberg verlor. "Nach drei Kilometern habe ich nach einer Kuppe einen großen Felsen getroffen", blickt er auf WP12 zurück. "Dadurch ist der Dämpfer gebrochen."
Vor dem Sonntag fehlen Mikkelsen 36,3 Sekunden auf Latvala. Dafür beträgt sein Vorsprung auf die weiteren Verfolger weit mehr als eine Minute. M-Sport-Youngster Elfyn Evans (Ford) übernachtet als Sechster. Ford-Privatier Martin Prokop hält Rang sieben, gefolgt von Khalid Al-Qassimi (Citroen). Hyundai-Werksfahrer Thierry Neuville absolvierte am Samstag alle Prüfungen, liegt aber außerhalb der Top 10. Sein Teamkollege Hayden Paddon musste in WP13 wegen Motorproblemen anhalten und aufgeben.
In der WRC2-Klasse übernahm Lorenzo Bertelli in der letzten Prüfung des Tages die Führung, denn Nasser Al-Attiyah schied aus, obwohl er einen Vorsprung von mehr als drei Minuten hatte. Al-Attiyah war nicht das einzige prominente Opfer des Tages: Nach einer soliden Vorstellung war in WP12 auch für Robert Kubica Feierabend.
Bei einem Unfall beschädigte der ehemalige Formel-1-Pilot die rechte Vorderradaufhängung seines Ford Fiesta. Das bedeutete den Ausfall. Bis dahin hatte Kubica Platz fünf gehalten. Die Rallye geht am Sonntag mit vier weiteren Prüfungen zu Ende, die insgesamt über knapp 50 Kilometer führen. Ogier hat die beste Karten, seinen Vorjahressieg zu wiederholen und die WM-Führung auszubauen.