Weltmeister Sebastien Ogier (Volkswagen) baut sich ein Polster auf Mikko Hirvonen (Ford) auf und führt die Rallye Portugal vor dem Schlusstag souverän an
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Der Weltmeister übernahm am Samstag die Kontrolle bei der Rallye Portugal und hat die große Chance auf seinen vierten Sieg an der Algarve. Sebastien Ogier ging mit zwei Bestzeiten am Vormittag in Führung und baute seinen Vorsprung in der Nachmittagsschleife mit drei weiteren Bestzeiten aus. Ford-Pilot Mikko Hirvonen fuhr auf Angriff, doch das Tempo von Ogier konnte der Routinier nicht mitgehen. Somit wuchs Hirvonens Rückstand auf den Volkswagen-Werksfahrer nach 13 Prüfungen auf 38,1 Sekunden an.
M-Sport hat nur noch ein heißes Eisen im Feuer, denn Ott Tänak schied in WP10 durch einen heftigen Unfall aus. Auch für Robert Kubica war am Samstag früh Feierabend. Schon in WP 9 flog der Pole von der Straße. Sein Ford Fiesta wurde wie schon am Freitag per Abschleppwagen zurück in den Service-Park gebracht. Eine solide Rallye zeigte bisher Mads Östberg. Der Citroen-Werksfahrer ging am Samstag nicht komplett ans Limit und konzentrierte sich darauf, die Prüfungen zu absolvieren und auf der Straße zu bleiben.
Der Lohn dafür war Rang drei im Gesamtklassement, auch wenn Östbergs Rückstand schon auf 1:26.7 Minuten angewachsen ist. Dahinter folgte als Vierter der beste Hyundai-Fahrer. Allerdings reichte es im Gegensatz zum Vortag nicht zu Bestzeiten. Dani Sordo hatte Mühe mit den Reifen, während bei seinem Teamkollegen Thierry Neuville eine Strebe der Hinterradaufhängung brach. Der Belgier konnte weiterfahren, fiel aber hinter Henning Solber (Ford) und Andreas Mikkelsen (Volkswagen) auf Rang sieben zurück.
Für Volkswagen begann die Nachmittagsschleife optimal: Ogier fuhr in WP11 um 7,4 Sekunden schneller als Hirvonen und vergrößerte seine Führung auf 9,8 Sekunden. Die Bestmarke in der 19,09 Kilometer langen "Santa Clara" Prüfung war der 200. Prüfungssieg für den Polo R WRC - von insgesamt 307 Versuchen. Ogier steuerte 145 Bestzeiten bei, Latvala 43 und Mikkelsen zwölf. Die Überlegenheit von Volkswagen musste auch Hirvonen anerkennen: "Sie sind stark verschlissen", spricht er seine Hinterreifen an. "Es ging aber nicht besser als das. Ich fahre mit Vollgas, solange die Reifen halten. Mehr kann ich nicht tun."
Hirvonen griff mit dem Ford Fiesta RS WRC voll an, während Ogier versuchte seine Reifen zu schonen und trotzdem schneller war. Die Reifenwahl war knifflig. Ogier hatte sich für fünf weiche Reifen entschieden, Hirvonen hatte ebenfalls vier weiche Pneus montiert, aber zwei weiche Ersatzreifen im Kofferraum. Im Gegensatz dazu hatte sich Östberg für fünf harte Michelin-Schotterreifen an seinem Citroen entschieden.
"Im Moment fahre ich nur und probiere etwas für morgen aus. Wir fahren heute mit härteren Reifen, damit ich morgen in der Power Stage mit weichen Reifen antreten kann", erklärt Östberg seine Herangehensweise. Den dritten Platz will der Norweger verwalten, denn aus eigener Kraft ist Ogier nicht zu holen. Nach WP11 betrug Östbergs Rückstand 45 Sekunden. Auch die weiteren Positionen waren bezogen. Juho Hänninen (Hyundai) hatte in WP11 einen Reifenschaden, während bei Jari-Matti Latvala (Volkswagen) ein Pneu Luft verlor. Mikkelsen mühte sich mit Problemen an der Servolenkung.
WP12: Ogier baut Vorsprung kontinuierlich aus
Weiter ging es zum zweiten Mal mit der längsten Prüfung der Rallye. "Santana da Serra" war knapp 32 Kilometer lang. Der feuchte Schotter-Boden machte es für die Fahrer nicht einfach. Die weichen Reifen waren für die Straßenverhältnisse besser geeignet. Es fiel aus sportlicher Sicht die erste kleine Vorentscheidung, denn Ogier stellte erneut die Bestzeit auf und nahm Hirvonen weitere elf Sekunden ab. Damit wuchs sein Vorsprung schon auf 20 Sekunden an.
Hirvonen konnte das Tempo nicht mitgehen. "Ich gebe alles. Die Hinterreifen sind schon praktisch Slicks", spricht er die zerschlissenen Reifen an. "Er fährt vorne weg, ich kann nichts dagegen tun. Natürlich kann er einen Fehler machen und es ist noch nicht vorbei. Man weiß nie, was alles passieren kann, also mache ich so weiter." Der Weltmeister hatte aber alles unter Kontrolle und ging kein unnötiges Risiko ein.
"Es war sehr schwierig. Die matschigen Stellen waren nicht mehr so matschig wie am Vormittag, aber dafür war es sehr rutschig", berichtet Ogier. "Ich muss auf meine Reifen achten und die Schleife beenden. Gestern war meine Reifenwahl falsch, aber jetzt ist es etwas besser." Auch Östberg verteidigte Rang drei, denn er kontrollierte Sordo und hielt den Hyundai auf Distanz. "Alles okay. Mit harten Reifen war es schwierig, denn 80 Prozent der Strecke waren feucht oder nass."
"Deshalb bin ich mit meiner Zeit zufrieden", kommentiert der Citroen-Werksfahrer. "Wir denken an den Sonntag und an die Punkte in der Power Stage." Schwierigkeiten hatte Neuville. Der Vizeweltmeister schaffte es ins Ziel, doch links hinten war die Radaufhängung gebrochen. Es erinnerte an Chris Atkinsons Schaden in Mexiko. Neuville machte sich allerdings keine großen Sorgen: "Ich habe etwas ganz leicht getroffen. Das Rad bewegt sich, aber sonst funktioniert alles gut."
WP13: Neuville verliert zwei Plätze
Die Etappe wurde schließlich mit der 22,15 Kilometer langen "Malhao"-Prüfung abgeschlossen. Hirvonens Reifen waren zu stark verschlissen und der Ford-Pilot verlor massiv Zeit. Ogier stellte die nächste Bestzeit auf und nahm dem Finnen 17,3 Sekunden ab. Damit war die Vorentscheidung endgültig gefallen. Ogier geht mit einem Vorsprung von 39 Sekunden in die letzten drei Prüfungen am Sonntag.
Auch Östberg nahm in WP13 das Tempo heraus und muss sich zum Abschluss nach hinten orientieren, denn Sordo kam dem Norweger bis auf 20 Sekunden nahe. "Das Auto war sehr gut", lobt Sordo den neuen Hyundai. "Wir müssen noch an der Traktion arbeiten, was bei einem neuen Auto normal ist. Ich kann nicht glauben, dass Ogier diese Zeiten fahren kann, ohne seine Reifen zu zerstören."
Mit Platz vier war Sordo auch der beste Hyundai-Vertreter, denn sein Teamkollege Neuville verlor durch die beschädigte Radaufhängung viel Zeit und Rang fünf an Solberg. Auch Mikkelsen überholte Neuville und übernachtet als Sechster. Martin Prokop, Hänninen und Nasser Al-Attiyah (Ford) rundeten die Top 10 ab. Hänninen hatte mit einer gebrochenen Antriebswelle an seinem Hyundai Schwierigkeiten. In der WRC2 führt Al-Attiyah knapp vor Jari Ketomaa.