Mads Östberg scheidet vor der 15. Prüfung mit technischen Schwierigkeiten aus - Sebastien Ogier führt die Rallye Mexiko überlegen vor Mikko Hirvonen an
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Volkswagen-Werkspilot Sebastien Ogier setzte seine Dominanz bei der Rallye Mexiko auch zu Beginn der zweiten Etappe fort. Der Franzose sicherte sich die Bestzeiten auf den langen Prüfungen 14 und 15 und baute seine Führung aus. Neuer Zweiter ist Citroen-Werksfahrer Mikko Hirvonen, dem allerdings schon 1:08,6 Minuten auf Ogier fehlen. Großes Pech hatte Mads Östberg, denn die Defekthexe schlug bei seinem Ford Fiesta zu. Auf der Verbindungsstrecke zwischen WP14 und WP15 versuchte der Norweger einen Schaden erfolglos zu reparieren. M-Sport meldete elektrische Probleme bei der Lichtmaschine als Grund. Östberg musste aufgeben. Den dritten Platz erbte sein Teamkollege Thierry Neuville.
Die zweite Etappe startete mit der 30,04 Kilometer langen "Ibarrilla"-Prüfung. Wieder dabei war Jari-Matti Latvala, der nach seinem Ausfall am Freitag unter "Rally2-Regel" wieder starten konnte. Der Finne musste mit seinem Volkswagen auch die Strecken am Samstag eröffnen. "Es war etwas rutschig, speziell in den technischen Abschnitten", berichtet Latvala, der den Tag als Test betrachtet. "Das Auto fühlt sich sehr gut an. Es war sehr beeindruckend, wie sich das Auto bei diesen rutschigen Verhältnissen anfühlte. Es war meine längste Schotter-Prüfung mit dem Polo."
Die Topfahrer kamen erst etwas später. Hirvonen stand als Elfter an der Startlinie, gefolgt von Östberg und Ogier. Theoretisch hatte demnach Ogier die beste Startposition, denn mit jedem Auto wurde die Ideallinie sauberer und schneller. Ogier ging mit einem Vorsprung von 33 Sekunden auf Östberg in den Tag. Hirvonen hatte in der Gesamtwertung als Dritter 42 Sekunden Rückstand. Die Verfolger waren unter Zugzwang, während sich Ogier an den Zwischenzeiten orientieren und das Tempo kontrollieren konnte.
Und der Tag startete sofort mit einer klaren Bestzeit für den Franzosen. Er war um 8,4 Sekunden schneller als Östberg und um 11,0 als Hirvonen. "Es ist eine sehr gute Zeit", freut sich der Volkswagen-Werksfahrer. "Das Gefühl war aber nicht so gut und es war nicht einfach einen guten Rhythmus zu finden. Ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen. Ich fühlte mich im Auto aber nicht so wohl wie gestern."
Trotzdem vergrößerte er seinen Vorsprung auf Östberg auf 41,4 Sekunden. Der Norweger hatte technische Probleme. Nach der Zieldurchfahrt telefonierte er mit seinen Ingenieuren. Die Kupplung bereitete Probleme. Auf der Verbindungsstrecke versuchte er eine Reparatur. Hirvonen will am Samstag Östberg den zweiten Platz abjagen, doch in WP14 klappte das nicht. "Ich bin gut gefahren, aber die Jungs hinter mir sind auch sehr schnell. Ich versuche es", lautet sein Kommentar.
Auf den weiteren Plätzen gab es keine Verschiebungen. Neuville war weiterhin Vierter, hatte aber den Anschluss an Östberg/Hirvonen verloren. "In einer Haarnadel habe ich etwas auf der Innenseite getroffen. Anschließend fühlte sich die Lenkung etwas merkwürdig an", berichtet der Belgier von einem kleinen Missgeschick. Auch bei Dani Sordo (Citroen), der weiterhin den fünften Platz behauptete, lief es nicht perfekt: "Sieben Kilometer vor dem Ende habe ich mir einen Reifenschaden zugezogen. Davor war es okay, aber es sind viele Steine herumgelegen."
Der Reifen vorne links war platt. Problematisch könnte sich das für die nächsten Prüfungen herausstellen, denn er hatte nur einen Ersatzreifen im Kofferraum. Nasser Al-Attiyah (Ford) legte einen Dreher hin, kam aber sonst gut durch. Hinter dem Dakar-Sieger von 2011 komplettierten Ken Block (Ford), Benito Guerra (Citroen), Martin Prokop (Ford) und Chris Atkinson (Citroen) die Top 10. Latvala stellte auf WP14 die fünftbeste Zeit auf. Er war allerdings um eine halbe Minute langsamer als Ogier.
WP15: Östberg muss aufgeben
Der nächste Härtetest fand gleich auf WP15 statt. "Otates" war die zweitlängste Prüfung der gesamten Rallye und ging über 42,17 Kilometer. Bereits vor dem Start spielten sich Dramen ab. Östberg blieb mehrmals auf der Verbindungsstrecke stehen und versuchte sein Auto zu reparieren. Es gab ein großes Problem: M-Sport bestätigte, dass es elektrische Schwierigkeiten mit der Lichtmaschine gab. Deswegen konnte der Norweger nicht zu WP15 antreten und war ausgeschieden.
Latvala hätte als Erster starten sollen, doch das tat er nicht. Stattdessen nahm der Finne weitere Zeitstrafen in Kauf, um später starten zu können. Er wollte unter richtigen Wettbewerbsbedingungen testen. In der Gesamtwertung spielte er ohnehin keine Rolle mehr. Dadurch musste Jewgeni Nowikow (Ford), der nicht auf dieses Mittel zurückgriff, als Erster die Straße eröffnen und den "Straßenfeger" spielen. "Es war viel schwieriger als die erste Prüfung, viel rutschiger. Man musste gut aufpassen", kommentiert der Russe die Verhältnisse.
Als Siebter war schließlich Latvala auf der Strecke. Für ihn standen nicht Zeiten, sondern die Anpassung an den Polo im Vordergrund. Dafür experimentierte der Finne auch mit unterschiedlichen Fahrstilen. "Die Idee an der geänderten Startposition ist, dass wir die Daten besser vergleichen können, als wenn ich vorne die Straßen säubern", erklärt Latvala die Herangehensweise. "Wir testen etwas beim Motor und bei der Aufhängung."
Ogier auch in WP15 unantastbar
An der Spitze war alles klar: Sein Teamkollege Ogier sicherte sich die zweite Bestzeit des Tages. "Die Prüfung war okay. Ich muss es locker angehen. Ich habe überhaupt nicht gepusht", sagt der Franzose, der trotzdem deutlich schneller als der Rest der Rallye-Welt war. "Ich muss nichts testen, denn das Auto ist in Ordnung. Ich habe die Zeiten von Hirvonen beobachtet und habe Tempo herausgenommen, aber trotzdem war ich schneller." Er war genau um 15,6 Sekunden schneller als Hirvonen.
Der Finne wurde durch Östbergs Ausfall auf Platz zwei gespült, doch vom Speed her gab es keinen Angriff auf Ogier. "Es ist jetzt ganz anders. Alles ist okay. Ich versuche einen Rhythmus zu halten, falls Ogier etwas passiert", kann der Finne nur noch auf Probleme beim Volkswagen hoffen. Sein Rückstand betrug nach WP15 1:08,6 Minuten. Weitere eineinhalb Minuten dahinter war Neuville Dritter.
Der Belgier war froh, dass er überhaupt noch dabei ist. "Ich habe seit der ersten Prüfung ein Problem mit der Lenkung. Ich hatte großes Glück, denn in Rechtskurven konnte ich nicht schnell fahren. Dazu hatte ich einen Dreher bei hoher Geschwindigkeit. Ich habe versucht ins Ziel zu kommen. Ich musste sehr konzentriert bleiben, denn das Auto wollte nicht lenken." Die weiteren Fahrer machten durch Östberg ebenfalls je eine Position gut.
Trotzdem war Sordo als neuer Vierter nicht zufrieden. "Ich kann das Auto nicht fahren. Wenn ich versuche schneller zu fahren, dann fliege ich ab. Wenn ich wüsste, was ich verändern muss, dann würde ich es tun", rätselt der Spanier. Al-Attiyah hatte nach der langen Prüfung ein Lächeln im Gesicht: "Es ist anders als die Dakar, denn hier fahre ich am Limit", stellt er einen Vergleich an. "Ich bin aber um 30 Sekunden schneller als im Vorjahr, weil ich mich im Auto sehr wohlfühle. Ich bin sehr glücklich und will es genießen."
Bei Block hatte ein Vorderreifen einen tiefen Schnitt, doch die Karkasse hielt und es gab keinen Platten. Hinter dem US-Amerikaner war Lokalmatador Guerra Siebter. Atkinson überholte Prokop für Platz acht. Michal Kosciuszko komplettierte mit seinem Mini die Top 10. In der WRC2 führt weiterhin Abdulaziz Al-Kuwari (Ford Fiesta RRC). Der Deutsche Armin Kremer (Subaru Impreza) verlor auf WP14 viel Zeit und fiel aus den Top3 heraus. Die Vormittagsschleife wird mit einer kurzen Superspecial in den Straßen von Leon abgeschlossen.
Gesamtwertung nach 15 von 23 Prüfungen (Top 10):
01. Sebastien Ogier (Volkswagen) - 2:45:58,1 Stunden
02. Mikko Hirvonen (Citroen) +1:08,6 Minuten
03. Thierry Neuville (Ford) +2:43,9
04. Dani Sordo (Citroen) +4:22,0
05. Nasser Al-Attiyah (Ford) +4:59,4
06. Ken Block (Ford) +7:28,2
07. Benito Guerra (Citroen) +8:39,4
08. Chris Atkinson (Citroen) +8:58,3
09. Martin Prokop (Ford) +9:45,1
10. Michal Kosciuszko (Mini) +12:45,9