Wenige Sekunden trennen die beiden Volkswagen-Fahrer Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen im Duell um den Sieg in Schweden
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Volkswagen-Stallduell bei der Rallye Schweden: Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen lieferten sich am zweiten Tag eine enge Zeitenjagd. Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito bestätigte, dass es keine Teamorder gibt. Latvala kann seinen dritten Sieg in Schweden feiern und seinen zweiten für Volkswagen. Mikkelsen stand in seiner WRC-Karriere noch nie auf dem Podium und hat die Chance auf seinen ersten großen Erfolg. Vor der letzten und entscheidenden Etappe führt Latvala 3,6 Sekunden vor Mikkelsen.
Vor allem im kurzen "Hagfors-Sprint" und in der Superspecial in Karlstadt ließ Latvala einige Sekunden liegen. "Bei den Superspecials hatte ich Mühe mit den Reifen. Ich bin jetzt auch mit gebrauchten Reifen gefahren und habe wieder etwas Zeit verloren. Wichtig ist, dass man die Kontrolle behält", versucht sich der Finne keinen Druck zu machen. Am Samstag wird Mikkelsen noch alles probieren: "Es wird morgen ein langer Tag. Den ersten Tag kannte ich am besten, aber heute konnte ich die Pace der anderen Fahrer halten", sagt der Norweger zufrieden.
Der Freitagabend wurde mit der Superspecial in Karlstad abgeschlossen. Wie am Mittwoch traten die Fahrer paarweise gegeneinander an. Starker Regen sorgte für schwierige Bedingungen. Obwohl die Strecke nur 1,9 Kilometer lang war, durften keine Fehler passieren. Die Bestzeit ging schließlich an Mikkelsen, seine vierte bei dieser Rallye. Die beiden Volkswagen-Fahrer sind alleine auf weiter Flur, denn der erste Verfolger hat 43 Sekunden Rückstand.
Spannend ist weiterhin der Dreikampf um den letzten Podestplatz. Citroen-Werksfahrer Mads Östberg übernachtet als Dritter und hat 19,7 Sekunden Vorsprung auf Mikko Hirvonen (Ford). Beide waren mit der gleichen Zeit in den Tag gestartet, aber Östberg änderte seine Fahrtechnik und gewann den entscheidenden Vorsprung. Allerdings übte der Norweger auch heftige Kritik an Robert Kubica (Ford), der nach zwei Abflügen Östberg behindert hatte.
"Es war ein guter Tag", sagt der Norweger zufrieden. In den vergangenen drei Jahren stand er in Schweden jeweils auf dem Podium, ein Sieg fehlt ihm allerdings noch. "Ich bin sehr glücklich mit Platz drei und meinen Fortschritten. Es war bisher ein interessantes Wochenende. Morgen wird es sicher sehr schwierig, denn der Schnee könnte nass sein. Ich nehme alle Bedingungen. Die Rallye ist noch nicht vorbei."
Vor allem Routinier Hirvonen will am Samstag noch angreifen. Der zweifache Schweden-Sieger rechnet sich Chancen auf das Podest aus: "Es war heute eine Herausforderung. Die Streckenverhältnisse waren vor allem für die Reifen knifflig, aber so ist der Rallye-Sport. Ich hatte gehofft, dass ich etwas näher an Mads dran bin, aber ich werde ihn morgen einholen", kündigt der Finne an. Allerdings muss sich Hirvonen auch nach hinten orientieren, denn Ott Tänak (Ford) liegt nur sechs Sekunden zurück.
Der Este konnte am Freitag nicht ganz die sensationelle Leistung vom Vortag wiederholen, doch dank seines konstantem Tempos leben seine Chancen auf das Podest. "Es war ein fantastischer Tag. Am Vormittag war es schwierig, weil ich mich gedreht hatte. Dazu kamen Kommunikationsschwierigkeiten im Auto", berichtet Tänak vom problematischen Vormittag. "Es wurde im Laufe des Tages immer besser und ich habe es schließlich genossen. Ich bin zufrieden."
Auf Platz sechs übernachtet Kris Meeke, der zum ersten Mal in Schweden fährt und in Karlstad erstmals mit einer Brille hinter dem Steuer gesichtet wurde. "Ich bin sehr zufrieden mit meinem Tag", sagt der Brite glücklich. "Ich war konstant und bin immer besser zurecht gekommen. Für mich geht es darum zu lernen." 15 Sekunden hinter Meeke hält Routinier Henning Solberg (Ford) Rang sechs.
Der Norweger war in WP11 der Schnellste und stellte seine erste Bestzeit seit dem Jahr 2009 (Portugal) auf. Solberg ist bei seinem Gaststart wieder mit seiner alten Co-Pilotin Ilka Minor aus Österreich vereinigt. Es ging eng zu, denn Pontus Tidemand hat nur 1,4 Sekunden Rückstand auf Solberg. Der Lokalmatador mühte sich heute mit der Abstimmung seines Fiesta.
Ogier startet Aufholjagd
Der Weltmeister hat keine Chancen mehr auf den Sieg. Sebastien Ogier war zwar als Führender in den Tag gestartet, doch ein Fahrfehler in WP8 kostete den Franzosen über viereinhalb Minuten. Ogier war im Schnee steckengeblieben und musste auf die Hilfe der Zuschauer zurückgreifen. Anschließend startete er eine Aufholjagd mit sechs Bestzeiten, die ihn auf Rang neun nach vorne brachte.
"Der Tag war nicht wie erwartet, aber so ist der Motorsport", zuckt Ogier mit den Schultern. "Mir unterlief in der Früh ein Fehler. Von da an war es sehr gut, aber es war zu spät" Für den Samstag hat sich der Volkswagen-Werksfahrer Platz sechs und Bonuspunkte in der Power Stage vorgenommen. "Es wird nicht einfach, aber ich werde es versuchen."
Für viel Gesprächsstoff abseits des Spitzenduells sorgte Kubica. Der ehemalige Formel-1-Pilot, der zum ersten Mal in Schweden startet, flog zweimal von der Straße und blieb jeweils im Schnee stecken. Zuschauer machten den Fiesta wieder flott. "Der Nachmittag war sehr, sehr schwierig. Es war ein schwieriger Tag, aber ich habe viel gelernt", zieht Kubica Fazit. "Die Bedingungen waren sehr knifflig. Das ist für alle gleich, aber für mich ist es aufgrund meiner körperlichen Einschränkungen etwas schwieriger."
"Ich möchte mich bei den Zuschauern bedanken, denn ohne sie wäre ich nicht hier." Mit über 20 Minuten Rückstand sind WM-Punkte nicht mehr möglich. Einen schwierigen Tag erlebte auch das Hyundai-Werksteam. Thierry Neuville und Juho Hänninen beschädigten sich ihre Autos und mussten vorzeitig aufgeben. Hyundai hat mittlerweile bestätigt, dass beide am Samstag unter Rally2-Reglement erneut fahren werden, um Erfahrungen zu sammeln. Morgen geht die Rallye mit acht Prüfungen zu Ende. Für spektakuläre Bilder wird der Sprung über den berühmten "Colin's Crest" sorgen.