Sebastien Ogier steht vor einem geschlossenen Tor und Mikko Hirvonen schleppt sich mit Plattfuß durch die Prüfung: Der Samstagnachmittag in Mexiko verlief turbulent
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Die Nachmittagsschleife der zweiten Etappe hatte bei der Rallye Mexiko einige Dramen zu bieten. In der 17. Wertungsprüfung lief alles glatt und Sebastien Ogier baute seine Führung mit einer weiteren Bestzeit aus. In der anschließenden 18. Prüfung hatte er Glück: Vor ihm wurde ein Tor verschlossen und Ogier musste seinen Volkswagen Polo anhalten. Co-Pilot Julien Ingrassia stieg aus und öffnete das Tor, damit sie weiterfahren konnten. Trotz dieses Zwischenfalls baute Ogier seine Führung in der Gesamtwertung auf 2:49,7 Minuten aus, denn Mikko Hirvonen (Citroen) erlitt in WP18 einen Reifenschaden und schleppte sich in langsamer Fahrt ins Ziel. Dennoch behielt der Finne knapp den zweiten Platz vor Thierry Neuville (Ford). Neuville hat allerdings nur noch 7,2 Sekunden Rückstand auf Hirvonen.
Am Nachmittag standen erneut die beiden langen Prüfungen "Ibarilla" und "Otates" auf dem Programm. Ogier hatte am Vormittag auf beiden Strecken die Bestzeit aufgestellt. Los ging es mit den 20,04 Kilometern von "Ibarilla". Trotz gestiegener Temperaturen waren die Zeiten durchwegs schneller, weil die Strecken bei der zweiten Durchfahrt generell mehr Grip boten. Ogier nutzte diese perfekten Bedingungen optimal und brannte erneut eine überlegene Bestzeit in den heißen Schotter. "Die Prüfung war sehr schön und sauber. Ich habe es genossen." Er verbesserte seine Bestzeit vom Vormittag um neun Sekunden.
Hirvonen hatte keine Antwort und fand sich mittlerweile mit der Niederlage ab. "Ich fahre ein gutes Tempo und will meinen soliden zweiten Platz halten. Ogier war so schnell bei dieser Rallye und ich konnte sein Tempo nicht halten. Sein Vorsprung ist mittlerweile zu groß." Auf WP17 war der Vizeweltmeister um 13 Sekunden langsamer als Ogier. In der Gesamtwertung wuchs Hirvonens Rückstand auf 1:21,4 Minuten an. Der Finne verlegte sich auf seine Stärke, nämlich die Konstanz über eine Saison.
Zweitschnellster war Jari-Matti Latvala im zweiten Volkswagen Polo, doch nach seinem gestrigen Ausfall ist es für den Finnen nur noch ein Test. "Ich versuchte so gut wie möglich zu fahren. Ich muss mich hauptsächlich auf der Bremse verbessern. Manchmal bremse ich zu früh, manchmal zu spät", spricht Latvala einen Schwachpunkt an. "Es ist meine erste Rallye auf Schotter mit diesem Auto. Ich habe nur eineinhalb Tage getestet." Diesen Erfahrungsnachteil gegenüber Ogier will er wettmachen.
In der Gesamtwertung verteidigte Neuville seinen dritten Platz. Die Lenkungsprobleme vom Vormittag waren behoben, doch es traten andere Schwierigkeiten beim Fiesta auf: "Jetzt gibt es ein Problem mit der Motortemperatur", sagt der Belgier. Das Kühlwasser kochte. Keine Schwierigkeiten hatten Dani Sordo (Citroen) und Nasser Al-Attiyah (Ford), die ihre Positionen fünf und sechs hielten. Auch der Ken Block (Ford) kam gut durch und hatte auf dieser Prüfung Spaß. Hinter seinem sechsten Rang wurde es spannend.
Chris Atkinson (Citroen) setzte seine Aufholjagd fort und verdrängte Benito Guerra (Citroen) von Position sieben. "Es ist meine erste Rallye und er verfügt über viel Erfahrung und fährt in einem Werksteam", sieht es Lokalmatador Guerra locker. "Vielleicht kann ich morgen noch eine Position gutmachen." Martin Prokop (Ford) und Michal Kosciuszko komplettierten die Top 10. Kosciuszko vernahm allerdings merkwürdige Motorgeräusche von seinem Mini.
WP18: Ogier steht vor geschlossenem Tor
Anschließend musste zum zweiten Mal die 42,17 Kilometer lange "Otates"-Prüfung absolviert werden. Als die Spitzenfahrer am Ende auf der Strecke waren, verloren Hirvonen und Ogier viel Zeit. Was war passiert? Hirvonen wurde ab Kilometer 15 immer langsamer und büßte rund 1:45 Minuten auf seinen Gegner Neuville ein. Der Citroen kam mit einem zerfetzten Reifen links hinten über die Ziellinie. Ansonsten war das Auto in Ordnung.
Wenige Momente später fuhr Ogier ins Ziel. Im ersten Teil der Prüfung war der Franzose wieder in seiner eigenen Liga, aber dann verlor auch er viel Zeit. "Jemand will nicht, dass ich gewinne, denn jemand hat vor uns ein Tor geschlossen", berichtet der Franzose. "Julien musste aussteigen und das Tor öffnen. Das nächste Mal sollten sie das Tor komplett entfernen." Trotzdem behielt Ogier seine Führung, denn durch Hirvonens Reifenschaden vergrößerte sich sein Vorsprung auf 2:49,7 Minuten. Hirvonen behielt knapp seinen zweiten Platz, doch Neuville kam ihm bis auf 7,2 Sekunden nahe.
Beim Belgier lief der Ford wieder klaglos. "Der Kühler war nicht angeschlossen, also ist jetzt alles okay. Das Auto läuft und ich habe keinen Fehler gemacht", so Neuville. Platz zwei ist in Reichweite für ihn. Auf einem einsamen vierten Platz fuhr Sordo. "Mit zwei Ersatzreifen ist es besser, weil dadurch das Übersteuern reduziert ist. Ich möchte Platz vier verteidigen und wichtige Punkte für die Herstellerwertung sammeln", lautet sein Plan für die abschließenden Prüfungen.
Auf den weiteren Positionen blieb alles gleich. Al-Attiyah liegt komfortabel vor Block auf dem fünften Rang. Der US-Amerikaner muss sich allerdings nach hinten orientieren, denn Atkinson setzte seine Aufholjagd fort. Guerra und Prokop liegen auf den Plätzen acht und neun. Die Bestzeit in WP18 stellte Latvala auf. Es war seine erste für Volkswagen. Auf den hinteren Rängen gab es noch einen Positionswechsel. Obwohl Nowikow nach seinen Problemen am Freitag die Prüfungen eröffnen musste, konnte sich der Russe zurück in die Top 10 arbeiten.
Dadurch fiel Kosciuszko auf Rang elf zurück. "Es war sehr schwierig, weil die Gruppe-N-Autos andere Linien fahren. Ich habe einfach versucht mein Bestes zu geben", kommentiert Nowikow. Kosciuszko war sehr langsam unterwegs und ließ sogar den nachfolgenden Atkinson vorbei. Was war passiert? "Im Differenzial ist etwas gebrochen, denn ich hatte nur Vorderradantrieb. Ich kann Öl riechen. Die Mechaniker können es sicher reparieren, aber es warten noch zwei kurze Superspecials."
Die zweite Etappe wird später mit einer kurzen Superspecial abgeschlossen. Die Fahrer treten dabei zweimal paarweise gegeneinander an.
Gesamtwertung nach 18 von 23 Prüfungen (Top 10):
01. Sebastien Ogier (Volkswagen) - 3:35:29,8 Stunden
02. Mikko Hirvonen (Citroen) +2:49,7 Minuten
03. Thierry Neuville (Ford) +2:56,9
04. Dani Sordo (Citroen) +4:43,3
05. Nasser Al-Attiyah (Ford) +5:28,7
06. Ken Block (Ford) +8:51,2
07. Chris Atkinson (Citroen) +9:20,4
08. Benito Guerra (Citroen) +9:56,2
09. Martin Prokop (Ford) +11:17,1
10. Jewgeni Nowikow (Ford) +15:35,9