Auch auf Etappe zwei war der Ford-Pilot der Schnellste und führt am Ende des ersten Tages mit 30,3 Sekunden Vorsprung - Sordo und Latvala auf Podiumskurs
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Als die Sonne auf dem Peloponnes hinter dem Mittelmeer verschwand, absolvierten die Stars der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) am Freitagabend die zweite, letzte und 26,05 Kilometer lange Wertungsprüfung des Eröffnungstages der "Akropolis" in Kineta. Wie entfesselt trumpft weiter Jewgeni Nowikow auf. Der Ford-Pilot setzte erneut eine Fabelzeit in den griechischen Schotter, als er in 18:00,7 Minuten auch das Klassement des fahrerisch anspruchsvollen Nachtabschnittes dominierte.
Klar, dass es für den Russen nach der Zieldurchfahrt nichts zu meckern gibt: "Ziemlich gut, alles scheint paletti und toll, als Führender in den morgigen Tag zu gehen", freut sich Nowikow, der in der Gesamtwertung seinen Vorsprung ausbaute. Obwohl der Abschnitt relativ kurz war, nahm er seinen Verfolgern erneut viel Zeit ab. Noch relativ achtbar im Vergleich mit dem überragenden M-Sport-Star schlug sich Dani Sordo, der mit 9,7 Sekunden Rückstand das Ziel erreichte. So richtig Zufrieden war der Spanier mit der vierten Zeit jedoch nicht: "Es war ein schwieriger Tag und ich bin froh, ohne Probleme durchgekommen zu sein."
In der Gesamtwertung trennen den zweitplatzierten Citroen-Werksfahrer bereits 30,3 Sekunden von der Spitze. Jari-Matti Latvala, dessen neuerliche Probleme mit der Handbremse auf der ersten Wertungsprüfung damit zusammenhingen, dass sich das System nicht mehr kühlen ließ, nutzte die Servicepause dazu, seinen Polo R WRC weicher abzustimmen. Es hatte sich gelohnt. "Es war sehr angenehm und hat Spaß gemacht, auch wenn ich etwas Untersteuern hatte", resümiert der Finne, der die technischen Schwierigkeiten des Nachmittag als "ausgeräumt" bezeichnet und anfügt: "Beim Testen ist das nie passiert."
Östberg schiebt weiter Frust
Der Lohn war Rang zwei in der Nachtprüfung mit nur 2,8 Sekunden Rückstand auf Nowikow und Platz drei in der Gesamtwertung, in der allerdings bereits 39,1 Sekunden den Rucksack befüllen. Frustbewältigung bedeutete Etappe zwei für einen, der wenige Stunden zuvor wegen eines Lenkungsproblems knapp sechs Minuten in den griechischen Schotter gesetzt und damit alle Chancen auf den ersehnten Gesamtsieg verspielt hatte: Mikko Hirvonen. Der Finne stellte seinen Citroen DS3 WRC am Freitagabend immerhin noch mit 5,1 Sekunden Rückstand Platz drei. Gesamt reicht es aber nicht für die Top 10.
Er pustet durch: "Ich kann nicht zufrieden sein. Das Auto hätte sich auf einem asphaltierten Teilstück fast überschlagen, als wir etwas zu weit nach Außen getragen wurden." Als Fünfter auf der zweiten Etappe und Vierter findet sich mit Thierry Neuville (+12,8 Sekunden) ein weiterer Ford-Vertreter wieder. "Das Auto funktioniert jetzt endlich normal und viel besser. Ich musste teilweise abbremsen und habe auch einmal die Strecke verlassen, bin aber nicht angeschlagen", erklärt der Belgier.
Ihn hatte zuvor die Kardanwelle geplagt. Pechvogel Mads Östberg (+14,1 Sekunden) sicherte sich nach dem Reifenschaden vom Nachmittag immerhin einen Achtungserfolg und dringt in die Top 10 der Gesamtwertung ein. "Was für eine schwierige Etappe", findet der Norweger. "Ich bin schon wieder so enttäuscht nach dem, was zuvor geschehen ist. Da komme ich kaum drüber hinweg", hadert Östberg, verspricht aber seinen Fans aus dem hohen Norden: "Am Samstag kämpfen wir so verbissen, wie wir nur können."
Benzindruck-Problem stoppte Ogier
Volkswagen-Nachwuchshoffnung Andreas Mikkelsen (+20,2 Sekunden), Nasser Al-Attiyah (+35,4 Sekunden), Martin Prokop (+1:00,0 Minuten) und Khalid Al-Quassimi (+1:09,1 Minuten) komplettierten die Top 10. Der Norwerger musste auf der zweiten Etappe die Gänge selbst zählen, nachdem die Anzeige in seinem Polo R WRC einfror, während der Ford-Pilot aus Katar das Gefühl verspürt, einen Schaden im Frontbereich aus dem Auftaktabschnitt mit sich herumzuschleppen. Förderlich für das Handling sei das nicht.
In der WRC2-Kategorie bleibt Ex-Formel-1-Pilot Robert Kubica in Führung. In der Gesamtwertung ist der Pole, der einen Citroen am Lenkrad klemmen hat, als Zehnter weiter an exponierter Stelle zu finden. Sein Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger in der Unterwertung, den ukrainischen Subaru-Fahrer Juri Protasow, beträgt 38,2 Sekunden. Somit könnte Kubica in Griechenland für einen Paukenschlag sorgen.
Während der Reparaturpause wurde im Servicepark bekannt, dass Sebastien Ogier am Nachmittag ein Benzindruck-Problem gestoppt hatte. Der WM-Spitzenreiter musste seinen Volkswagen Polo R WRC auf der ersten Etappe trotz Bestzeitkurs abstellen und wird nach dem so genannten Rallye-zwei-Reglement wieder in das Geschehen eingreifen. Mehr als ein Trostpflaster wird es für den Franzosen mit luxuriösem Punktvorsprung jedoch nicht geben. Am Samstag stehen acht Wertungsprüfungen über knapp 150 Kilometer auf dem Programm.