Volkswagen Werksfahrer Sebastien Ogier führt die Rallye Portugal knapp vor Dani Sordo (Citroen) an - Ford-Speerspitze Mads Östberg nach Überschlag ausgeschieden
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Die Dramen setzten sich auf der ersten Etappe der Rallye Portugal fort. Ford-Speerspitze Mads Östberg startete als Gesamtführender die dritte Wertungsprüfung, doch nach rund 13 Kilometern überschlug sich der Norweger und musste aufgeben. Das Kommando übernahm in der Folge Volkswagen-Werksfahrer Sebastien Ogier, der im Gegensatz zur Konkurrenz mit weichen Schotter-Reifen unterwegs war. Die Bestzeiten in WP3 und WP4 gingen allerdings an Dani Sordo im Citroen. In der Gesamtwertung hat Ogier die Spitze zurückerobert und führt 2,4 Sekunden vor Sordo. Jari-Matti Latvala ist mit dem zweiten Volkswagen Polo R WRC mit einem Rückstand von 11,3 Sekunden Dritter.
Die ersten beiden Wertungsprüfungen wurden in der ersten Schleife der Rallye gleich noch einmal absolviert. Auf WP3 "Mu" über 20,32 Kilometer spielten sich gleich Dramen ab. Dennis Kuipers (Ford) musste am Freitag die Strecken eröffnen und berichtete: "Es ist ganz anders als vorher. Es liegen viele große Steine herum und die Straße ist komplett trocken." Die harten Bedingungen wurden einem Fahrer zum Verhängnis: Östberg überschlug sich bei Kilometer 13 und schied aus. Er und sein Co-Pilot Jonas Andersson konnten dem Wrack unverletzt entsteigen. Der Ausfall änderte das Bild der Rallye, denn Östberg war als Gesamtführender in die dritte Prüfung gestartet.
Nun übernahm Volkswagen das Kommando. Es blieb aber spannend, denn Sordo stellte die Bestzeit auf und war um 0,6 Sekunden schneller als Latvala und um zwei als Ogier. "Ogier scheint ein Problem mit den weichen Reifen zu haben", meint der Spanier. "Ich bin kein großes Risiko eingegangen, weil die Straßen sehr hart sind. Man konnte das Auto überall zerstören. Die Rallye ist noch sehr lang. Ich habe auch auf die Reifen aufgepasst, weil es noch eine Prüfung und anschließend eine lange Verbindungsstrecke gibt."
Latvala meldete sich ebenfalls an der Spitze. Er wusste aber nicht, wo er sich im Klassement befand. "Ich hatte Probleme mit der Anzeige und habe die Zwischenzeiten nicht gesehen", sagt der Finne. "Ich habe versucht zu pushen." Ogier markierte die drittbeste Zeit und übernahm durch den Ausfall von Östberg die Gesamtführung. "Er war sehr schnell. In einigen Abschnitten konnte ich ihm nicht folgen", meint der Franzose über den Norweger. "Meine Reifenwahl ist nicht die beste, aber ich fahre damit diese Schleife." Ogier war mit vier weichen Reifen unterwegs.
Nach WP3 führte der Franzose 4,4 Sekunden vor Sordo. Latvala war neuer Dritter und lag 11,5 Sekunden zurück. Deshalb meint Ogier: "Jari-Matti und Dani sind auch schnell." Auf dem vierten Platz lag zu diesem Zeitpunkt Hirvonen, der mit einer Lücke von 14,9 Sekunden weiterhin in Schlagdistanz lag. "Es ist nicht perfekt. Ich muss mit dem Auto kämpfen, damit ich angreifen kann. Es ist nicht einfach, aber ich versuche es", berichtet der Finne. "In einer Kurve lagen viele Steine auf der Straße die ich getroffen habe. Ich bin etwas von der Linie abgekommen, aber kein großes Drama."
Auf den fünften Platz schob sich Thierry Neuville (Ford) nach vor. Ganz zufrieden war der Belgier allerdings nicht, denn sein Rückstand auf die Spitze war mittlerweile auf eine halbe Minute angewachsen. "Es war nicht schlecht. Am Ende habe ich etwas Zeit verloren, denn ich bin zu stark gerutscht. In anderen .Kurven hatte ich zu starkes Untersteuern. Vielleicht muss ich an der Abstimmung arbeiten."
Dahinter folgte Jewgeni Nowikow (Ford), der mit seinen Zeiten nicht zufrieden war. Volkswagen-Neuling Andreas Mikkelsen setzte seinen Lernprozess fort. "Ich bin sehr glücklich. Das Auto ist unglaublich und hat viel mehr Abtrieb verglichen mit einem S2000. Ich lerne mit jedem Meter hinzu", so der Norweger. Die Top 10 komplettierten Michal Kosciuszko (Mini), Nasser Al-Attiyah (Ford) und Martin Prokop (Ford).
WP4: Defekt bei Mikkelsen
Anschließend wurde die erste Schleife mit der zweiten Durchfahrt der 18,32 Kilometer langen "Ourique"-Prüfung abgeschlossen. Es spielten sich keinerlei Dramen ab, aber an der Spitze ging es eng zu und die Spannung blieb erhalten. Sordo stellte seine zweite Bestzeit in Folge auf. "Die Prüfung war sehr schön. Zu Beginn war Ogier etwas schneller, aber dann habe ich angegriffen", sagt der Spanier. Für ihn läuft es sehr gut: "Ich fühle mich im Auto sehr wohl und ich bin zufrieden. Morgen ist ein anderer Tag, der auch sehr schwierig wird. Ich versuche in diese Richtung weiterzuarbeiten."
Sordo war in WP4 um 1,7 Sekunden schneller als Neuville, um 1,8 als Latvala und um zwei als Ogier. Dadurch behauptete Ogier die Gesamtführung, doch sein Vorsprung auf Sordo schmolz auf 2,4 Sekunden.Unter dem Strich war die weiche Reifenwahl richtig, oder? "Es war vermutlich nicht komplett richtig, aber ich weiß, dass ich die Reifen gewöhnlich gut schonen kann", meint der Franzose. "Wenn es geht, dann will ich morgen so weitermachen."
Sein Volkswagen-Teamkollege Latvala liegt als Dritter 11,3 Sekunden zurück. "Das Gefühl wird besser", berichtet der Finne einen Aufwärtstrend. "Ich weiß, dass wir das Auto noch verbessern können, auch bei der Radaufhängung. Es kommt sicher noch mehr." Dagegen war Citroen-Werksfahrer Hirvonen nicht zufrieden. Sein Rückstand auf Ogier ist in den ersten vier Prüfungen auf 17,1 Sekunden angewachsen. "Ich habe hart gepuscht, aber ich kann nicht schneller fahren. Ich bin am Limit und mir passieren immer wieder kleine Fehler. Hoffentlich finden wir morgen das Tempo. Die Abstimmung war falsch."
Nach der ersten Etappe liegt Neuville auf dem fünften Platz (+28,1 Sekunden). "Wir haben keine Veränderungen an der Abstimmung vorgenommen, aber es gibt noch einige Dinge zu tun. Ich pushe. Mit der Nachmittagsschleife bin ich zufrieden, aber am Vormittag konnte ich nicht mehr tun", bewertet der Belgier seinen Tag. Hinter ihm liegt Nowikow auf Platz sechs (+1:08 Minuten). "Ich versuche mein Bestes zu geben, aber die Zeiten kommen nicht. Ich weiß es nicht. Ich fühle mich mit dem Auto wohl, aber ich kenne die Gründe nicht."
Technische Probleme hatte dagegen Mikkelsen im dritten Volkswagen Polo R WRC. "Ich habe keine Servolenkung. Nach einem Kilometer ist sie ausgefallen. Es ist merkwürdig, weil ich nichts getroffen habe." Dadurch verlor der Norweger viel Zeit und fiel aus den Top 10 heraus. Hinter Nowikow komplettieren Al-Attiyah, Kosciuszko, Prokop und Kuipers die Top 10.
Nach der vierten Prüfung machten sich die Teilnehmer auf eine lange Verbindungsstrecke Richtung Lissabon, wo am Abend noch eine kurze Superspecial auf dem Programm steht.
Gesamtwertung nach 4 von 15 Prüfungen (Top 10):
01. Sebastien Ogier (Volkswagen) - 46:38,5 Minuten
02. Dani Sordo (Citroen) +2,4 Sekunden
03. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) +11,3
04. Mikko Hirvonen (Citroen) +17,1
05. Thierry Neuville (Ford) +28,1
06. Jewgeni Nowikow (Ford) +1:08,7 Minuten
07. Nasser Al-Attiyah (Ford) +2:10,7
08. Michal Kosciuszko (Mini) +2:18,2
09. Martin Prokop (Ford) +2:18,7
10. Dennis Kuipers (Ford) +2:37,9