Heftige Regenfälle sorgten am Donnerstag-Nachmittag bei der Rallye Finnland für schwierige Bedingungen - Thierry Neuville übernachtet als Führender
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Die Rallye Finnland spricht deutsch - zumindest an der Spitze. Nach dem ersten Tag führt überraschenderweise Thierry Neuville. Der 25-Jährige aus dem deutschsprachigen Teil Belgiens zeigte bei zunehmendem Regen und immer schwieriger werdenden Bedingungen eine weitgehend fehlerfreie und starke Leistung. Nach sechs von 23 Wertungsprüfungen (WP) beträgt der Vorsprung des Ford-Piloten auf WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier (Volkswagen) 5,2 Sekunden. Auf Position drei folgt mit 8,9 Sekunden Rückstand Mads Östberg (Ford).
"Es war ein guter Tag. Ich bin kein Risiko eingegangen und clever gefahren", freut sich Neuville bei 'WRC live' über seinen erstklassige Vorstellung. Auch der im Tagesverlauf immer stärker werdende Regen brachte den jungen Belgier nicht aus dem Konzept. "Im Regen bin ich nicht immer ans Limit gegangen und habe nur dort etwas riskiert, wo es sicher war. Wenn das Wetter so bleibt, ist die Position auf der Straße morgen vielleicht nicht die beste, aber die Leistung passt."
Auf Position vier liegt nach der ersten Etappe des achten Saisonlaufs der Rallye-Weltmeisterschaft 2013 Lokalmatador Mikko Hirvonen (Citroen, + 13,8 Sekunden). Der Finne hatte lange um die Spitze der Rallye gekämpft, verlor aber auf WP5 entscheidende Zeit. Eine starke Leistung zeigen auch die beiden WRC-Rückkehrer Juho Hänninen (Ford) auf Rang fünf (+ 17) und Kris Meeke (Citroen) auf Rang sechs (+ 17,5). Jewgeni Nowikow (Ford, + 20,9), Andreas Mikkelsen (Volkswagen, + 23,4), Dani Sordo (Citroen, + 37,1) und Jarko Nikara (Mini, + 47,7) komplettieren die Top 10.
WP4: Regen bringt Fahrer ins Schwimmen
Schon bei der vierten WP machte der Regen den Fahrern zu schaffen. Mehrere Piloten kamen auf der zweiten Durchfahrt der 8,3 Kilometer langen "Torittu" von der Strecke ab. "Ich bin an fast der selben Stelle wie Jari-Matti von der Strecke abgekommen. Es war sehr seltsam. Ich habe gebremst und konnte nicht einlenken, das Auto rutschte einfach nach außen", klagte Ford-Pilot Mads Östberg. Auch Andreas Mikkelsen berichtete über Probleme. "Ich bin in einer Rechtskurve rausgerutscht. Das Auto war dann lange im Leerlauf, weil es mir nicht gelang, den Rückwärtsgang einzulegen."
Zusätzlich zum Regen stellte auch der schlechte Zustand der Strecke die Fahrer auf die Probe: "Kurz vor Schluss haben wir in einer langgezogenen Linkskurve viel Zeit verloren. Dort waren so tiefe Spurrillen, dass mir das Auto einfach weggegangen ist. Ich habe mich zwar nicht gedreht, aber drei bis vier Sekunden verloren", sagt Neuville. "Solche Prüfungen habe ich in Finnland noch nie gesehen." Und auch Ogier bemerkte: "Ich bin sehr froh durchgekommen zu sein, denn es ist eine Prüfung, auf der du dein Auto zerstören kannst."
Zwei Finnen kamen mit den schwierigen Bedingungen besser als alle andere zurecht: Hirvonen sicherte sich vor Hänninen die Bestzeit, Neuville wurde Dritter, während Ogier 2,7 Sekunden auf die Spitze verlor. In der Gesamtwertung zeigte sich zu diesem Zeitpunkt ein einmaliges Bild: Nach der dritten WP in Folge bildeten zwei Fahrer zeitgleich die Spitze, diesmal waren es Neuville und Hirvonen.
Hirvonen verliert den Anschluss
Doch über diese Co-Führung durfte sich Hirvonen nicht lange freuen. Bei WP5 verlor er viel Zeit. Dabei wurde ihm die Eigenheit der WP Himos zum Nachteil. Diese wurde zum zweiten Mal an diesem Tag befahren, allerdings musste die rund 4,5 Kilometer lange Runde am Nachmittag zwei Mal absolviert werden, wodurch die Teilnehmer in Gruppen auf die WP geschickt wurden. Hirvonen hatte dabei das Pech, dass er in einer anderen Teilnehmergruppe als Ogier und Neuville starten musste. Durch die Wartezeit liefen die Spurrillen mit Wasser voll, was den Citroen-Piloten behinderte - und in Rage brachte.
"Wenn wir in der anderen Gruppe gefahren wären, hätte Chancengleichheit geherrscht. So stand viel zu viel Wasser in den Spurrillen, wir haben bestimmt 20 Sekunden verloren. Wirklich tolle Entscheidung der Organisatoren, wirklich toll", schimpfte der Finne. 20 Sekunden waren es am Ende zwar nicht, aber mit einem Rückstand von 16 Sekunden auf die Bestzeit von Östberg verlor Hirvonen entscheidenden Boden.
Neuville reichte daher die fünftbeste Zeit aus, um die alleinige Führung zu übernehmen. "Ich wusste, dass das Auto gut abgestimmt und sehr schnell ist", sagte der Ford-Pilot, der allerdings auch zunehmend unter den schlechten Wetterbedingungen litt: "Es hat sehr stark geregnet, ich konnte die Straße kaum sehen, die Scheibe war sehr beschlagen." Auch andere Fahrer klagten über schlechte Sicht, und so war Sebastien Ogier einfach nur froh, heil ins Ziel gekommen zu sein: "Es war sehr schwierig, aber wir sind gut durch den Tag gekommen", sagte der Franzose.
Ausfall für Latvala
Weniger gut erging es Ogiers Volkswagen-Teamkollege Jari-Matti Latvala, der vor der fünften WP aus der Rallye aussteigen musste. Der Finne war mit seinem Polo R WRC bei der zweiten WP von der Strecke abgekommen, war an einem Stein angeschlagen und hatte dabei die rechte Hinterradaufhängung seines Fahrzeugs beschädigt. Latvala und Beifahrer Mikko Antilla gelang es zunächst, den Schaden notdürftig zu reparieren.
"Wir konnten es reparieren, aber jetzt wurde es wieder schlimmer. Wir wissen nicht, was los ist", sagte Latvala nach WP4. Kurz darauf gab Volkswagen bekannt, dass Latvala die Rallye nicht mehr fortsetzen wird. Das Auto wird nun in den Service-Park transportiert und dort repariert. Morgen soll Latvala unter Rally2-Regel wieder an den Start gehen.
Zum Abschluss des Tages stand die 2,06 Kilometer lange Super Special "Killeri" auf dem Programm. Dort sicherte sich Neuville seine zweite Bestzeit des Tages. Zweitschnellster Fahrer war Nowikow vor Hirvonen. Östberg verlor durch einen Fahrfehler bei der Show-Prüfung, bei der die Fahrer im direkten Duell gegeneinander antreten, einige Sekunden, wodurch sich Ogier trotz der nur siebtbesten Zeit auf Position zwei der Gesamtwertung verbesserte.
In der WRC2 zeigt der von M-Sport entwickelte Ford Fiesta R5 bei seiner Premiere in der WRC eine starke Vorstellung. Jari Ketomaa führt auf einem der neuen Autos die Klasse an. Der Finne hat nach dem ersten Tag einen Vorsprung von 24 Sekunden auf Robert Kubica (Citroen), auf Rang drei der WRC2 folgt Elfyn Evans in einem weiteren Ford Fiesta R5. Das Potenzial des Autos zeigte auch Eyvind Brynildsen, der bei WP6 mit der sechstbesten Zeit in die Phalanx der stärkeren WRC-Autos vordrang.