Sebastien Ogier (Volkswagen) kontrolliert den Nachmittag der ersten Etappe auf Sardinien und baut seine Führung aus - Thierry Neuville (Ford) holt zwei Bestzeiten
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Sebastien Ogier ließ auf der Nachmittagsschleife der ersten Etappe nichts anbrennen und baute seinen Vorsprung bei der Rallye Italien auf 42,4 Sekunden aus. Der Volkswagen-Werksfahrer fuhr souverän und kontrolliert, schonte seine Reifen und markierte in der längsten Prüfung des Tages die Bestzeit. Im Schatten des WM-Führenden entbrannte ein Vierkampf zwischen Citroen und M-Sport um den zweiten Platz. Vizeweltmeister Mikko Hirvonen (Citroen) verteidigte Rang zwei, doch speziell Thierry Neuville (Ford) war am Nachmittag stark unterwegs.
Der Belgier markierte Bestzeiten in WP4 und WP5 und jagte seinem Teamkollegen Mads Östberg den dritten Platz ab. Die Verfolger liegen dicht beisammen, denn Neuville konnte die Lücke auf Hirvonen bis auf 4,7 Sekunden verkürzen. Östberg hat auch nur 7,2 Sekunden Rückstand auf Neuville. Auf dem fünften Platz mischt auch noch Dani Sordo (Citroen) um die letzten Podestplätze mit. Auf seinen Teamkollegen Hirvonen - und somit den zweiten Platz - fehlen Sordo nach sechs Prüfungen nur 18 Sekunden.
Für die Nachmittagsschleife standen die gleichen drei Prüfungen wie am Vormittag auf dem Programm. Allerdings war die Reihenfolge anders. Los ging es mit der 14 Kilometer langen "Castelsardo"-Strecke. Bei einem 15-minütigen Remote-Service in Sassari konnten die Teams kleine Anpassungen an den Autos vornehmen, wodurch die Zeiten in WP4 an der Spitze dicht beisammenlagen. Die Bestzeit stellte Neuville auf: "Ich habe einige Veränderungen am Auto vorgenommen, auch neue Bremsen. Jetzt kann ich härter bremsen und das Gefühl ist viel besser."
"Es war eine saubere Fahrt und war nicht so schlecht", freut sich der Belgier. Er war um 1,4 Sekunden schneller als Ogier. "Es wird ein langer Nachmittag. Ich muss einfach in der Mitte der Straße bleiben", kommentiert der WM-Führende. In der Gesamtwertung behielt der Volkswagen-Werksfahrer die Führung, denn Hirvonen war um eine Zehntelsekunde langsamer. Das Schonen der Reifen stand in WP4 im Mittelpunkt.
"Man versucht die Reifen etwas zu schonen. Es ist ein Kompromiss zwischen Reifenschonen und Angriff", sagt Hirvonen. Latvala markierte die viertschnellste Zeit, konnte aber keinen entscheidenden Boden gutmachen. "Es ist alles auf einem ähnlichen Niveau. Zu Beginn gab es ein Loch auf der Straße und ich machte mir Sorgen um den rechten Vorderreifen. Zunächst fuhr ich deshalb zurückhaltend und griff erst später an."
In der Gesamtwertung änderte sich nichts. Östberg war weiterhin Dritter. Dahinter folgten Sordo, Neuville und Andreas Mikkelsen (Volkswagen). Neuville kam mit seiner Bestzeit bis auf 2,4 Sekunden an Sordo heran. Die Top 10 rundeten Latvala, Martin Prokop, Michal Kosciuszko und Elfyn Evans (alle drei Ford) ab. Große Zwischenfälle gab es in der vierten Wertungsprüfung nicht.
WP5: Erneut Bestzeit für Neuville
Anschließend wurde zum zweiten Mal die 14,93 Kilometer lange Strecke von Tergu nach Osilo absolviert. Die Vorderreifen standen in der fünften Wertungsprüfung im Vordergrund. Einige Fahrer hatten bereits Reifen gewechselt. Das Volkswagen-Duo war erneut schnell unterwegs, doch Neuville stahl den Polos wieder die Show. Der Belgier stellte die nächste Bestzeit auf und war um zwei Zehntelsekunden schneller als Ogier.
"Es war ein guter Run. Ich fühle mich im Auto sehr gut, vor allem wenn es viel Grip gibt", sagt Neuville voll Selbstvertrauen. "Es ist alles in Ordnung. Unsere Ingenieure haben eine gute Abstimmung gefunden. Es fühlt sich an, als würde ich auf einem Rundkurs fahren. Ich habe kein Risiko genommen, sondern bin sehr sauber durch diese WP gefahren. Anscheinend ist das der richtige Weg."
Es war der richtige Weg, denn er knöpfte Sordo den vierten Rang in der Gesamtwertung ab. Ogier vergrößerte seine Führung vor Hirvonen auf 31,3 Sekunden. "Es war eine aggressive Stage, aber ich habe versucht sauber zu fahren", so der Franzose. Östberg kam Hirvonen bis auf 2,1 Sekunden nah. "Die Prüfung war sehr gut, aber ich versuchte die Reifen für die nächste lange Prüfung zu schonen. Hoffentlich zahlt es sich dort aus", meint Östberg über seine Taktik. Auf den weiteren Plätzen gab es keine Verschiebungen und alle Fahrer kamen mehr oder weniger gut durch.
WP6: Ogier schont die Reifen perfekt
Die Nachmittagsschleife wurde mit WP6 "Monte Lerno" abgeschlossen. Erneut mussten 31 Kilometer mit Staub und Hitze gemeistert werden. Die Reifen standen wieder im Mittelpunkt. Ogier machte es einmal mehr perfekt: In WP4 und WP5 schonte er seine Reifen und in WP6 griff der Franzose voll an und stellte die Bestzeit auf. Im Ziel waren seine Reifen noch in einem guten Zustand. "Das macht den Unterschied aus. Ich bin eine gute Prüfung gefahren."
Ein Geheimnis für seinen guten Umgang mit den Reifen gibt es nicht: "Es ist nichts Besonderes, sondern nur ein natürlicher Fahrstil." Ogier war um 4,3 Sekunden schneller als sein Teamkollege Latvala, der am Vormittag auf dieser Strecke durch einen Reifenschaden zwei Minuten verloren hat. "Jetzt ist alles gut gelaufen. Mein Gefühl ist aber nicht komplett richtig. In der ersten Nachmittagsprüfung traf ich etwas, weshalb sich die Lenkung etwas merkwürdig verhält", kommentiert der Finne. In der Gesamtwertung liegt Latvala auf Rang sieben.
Der Vierkampf Citroen gegen M-Sport fand in WP6 seine Fortsetzung. Hirvonen verteidigte knapp den zweiten Platz. "Das Auto ist perfekt zu fahren, aber die Vorderreifen waren am Ende der Prüfung komplett zerstört", merkt der Vizeweltmeister an. Sein Rückstand auf Ogier ist mittlerweile auf 42,4 Sekunden angewachsen. Von hinten übt Neuville Druck aus, der einen starken Nachmittag fuhr.
Neuville schnappt sich Platz drei von Östberg
In WP6 schnappte sich der Belgier Platz drei von Östberg und verringerte den Rückstand auf Hirvonen auf 4,7 Sekunden. "Es läuft sehr gut. Die Reifen bauten beim Asphalt-Abschnitt ab, weshalb ich später langsamer fahren musste. Es ist aber für alle gleich", sieht es der Youngster locker. Dagegen musste Östberg mit einem übersteuernden Fiesta kämpfen. "Ich bin überall im Drift angekommen. Vielleicht habe ich zehn Sekunden verloren."
Es waren 20 Sekunden auf Ogier. Dadurch rutschte in der Gesamtwertung um 7,2 Sekunden hinter Neuville auf Platz vier zurück. Sordo folgt weitere 6,1 Sekunden dahinter. Dahinter wird die Lücke zu den beiden Volkswagen-Piloten Mikkelsen und Latvala bereits größer. Auf den weiteren Positionen der Gesamtwertung gab es keine Platzverschiebungen. Prokop ist weiterhin vor Kosciuszko und Evans Achter. Pech hatte Per-Gunnar Andersson, dessen Fiesta in WP6 liegenblieb. Am Abend stehen noch zwei Nachtprüfungen auf dem Programm. Die 13 Kilometer von "Gallura" werden zweimal absolviert.
Gesamtwertung nach 6 von 16 Prüfungen (Top 10):
01. Sebastien Ogier (Volkswagen) 1:19:05,6 Stunden
02. Mikko Hirvonen (Citroen) +42,4 Sekunden
03. Thierry Neuville (Ford) +47,1
04. Mads Östberg (Ford) +54,3
05. Dani Sordo (Citroen) +1:00,4
06. Andreas Mikkelsen (Volkswagen) +1:27,8
07. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) +2:00,8
08. Martin Prokop (Ford) +3:54,1
09. Michal Kosciuszko (Ford) +5:07,3
10. Elfyn Evans (Ford) +5:14,3