Sensation in Portugal: Mikko Hirvonen und Ott Tänak sorgen am Freitag für eine M-Sport-Doppelführung - Sebastien Ogier Dritter, Jari-Matti Latvala ausgeschieden
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Der Führende der Rallye Portugal heißt am Freitag Mikko Hirvonen: Der Routinier setzte in der Nachmittagsschleife auf die weicheren Reifen und lag auf teils feuchtem Schotter goldrichtig. Der Finne markierte die erste Bestzeit für M-Sport in diesem Jahr und übernahm die Gesamtführung. Für den privaten Rennstall von Malcolm Wilson war der Tag ein erfolgreicher, denn Ott Tänak fuhr ebenfalls fehlerlos und schnell, und übernachtet als Zweiter.
An der Spitze ging es spannend zu, denn Tänak fehlten nur 3,7 Sekunden auf Hirvonen. Weltmeister Sebastien Ogier musste in der siebten Wertungsprüfung seine Führung abgeben und fiel hinter das M-Sport-Duo auf den dritten Rang zurück. Der Rückstand des Volkswagen-Werksfahrers beträgt aber nur 6,5 Sekunden. Pech hatte sein Teamkollege Jari-Matti Latvala: Der Finne überschlug sich in WP5 und musste aufgeben. Pech hatte auch Kris Meeke (Citroen), der bei seiner ersten Portugal-Rallye ebenfalls durch Unfall ausschied.
Robert Kubica und Elfyn Evans (beide Ford) mussten nach Unfällen schon am Vormittag aufgeben. Bester Citroen-Pilot war am Freitag Mads Östberg, der mit Hyundai-Speerspitze Dani Sordo um den vierten Rang kämpfte. Thierry Neuville eroberte seine erste Bestzeit in Hyundai-Farben, doch in der Gesamtwertung hat der Vizeweltmeister nach sieben Prüfungen schon über 40 Sekunden Rückstand.
Die Nachmittagsschleife begann mit der 21,50 Kilometer langen "Silves"-Prüfung. Es zeigte sich ein anderes Bild als am Vormittag, denn die Schotter-Straßen waren viel trockener. Deshalb hatten die Spätstarter keinen entscheidenden Vorteil. Ogier, der die Strecke eröffnete, stellte deshalb auch die Bestzeit auf. Der Weltmeister hatte die Kontrolle über das Geschehen übernommen. "Es ist ganz anders. Es gibt guten Grip, wie es in Portugal normal ist. Es war eine gute Prüfung, ich habe gepusht."
Im Windschatten Ogier spielte sich das erste Drama des Nachmittags ab: Sein Volkswagen-Teamkollege Latvala überschlug sich bei Kilometer 11,6. Der Finne und sein Co-Pilot Miikka Anttila blieben unverletzt. "Das sind keine guten Nachrichten für das Team", bedauert Ogier, als er im Ziel von dem Ausfall hörte. "Hoffentlich sind beide okay und können morgen wieder starten." Volkswagen hat bestätigt, dass Latvala am Samstag nach Rallye2-Reglement wieder fahren wird.
Reifenwahl spielt entscheidende Rolle
Die Geschichte des Nachmittags bestimmten die Reifen. Volkswagen und Citroen hatten sich für harte Michelin-Reifen entschieden, M-Sport und Hyundai für weich. Henning Solberg (Ford) hatte harte Pirelli-Reifen an seinem Fiesta montiert. "Komplett falsche Entscheidung", ärgert sich Tänak nach WP5. Sein M-Sport-Teamkollege Hirvonen fügt hinzu: "Es war etwas trockener als erwartet." Die harten Reifen waren zunächst die richtige Wahl, aber dennoch war das M-Sport-Duo schnell unterwegs.
Tänak verlor in WP5 nur neun Zehntelsekunden auf Ogier, Hirvonen war nur um 2,7 Sekunden langsamer. Dadurch blieben die beiden Ogier auch in der Gesamtwertung auf den Fersen. Hirvonen hatte fünf Sekunden Rückstand, Tänak 6,4. Dahinter wurde die Lücke schon größer. Sordo hielt mit 16,1 Sekunden Rückstand den vierten Rang. Viereinhalb Sekunden dahinter folgte Östberg an der fünften Stelle. Neuville war Sechster und Solberg führte als Siebter die weiteren Verfolger an.
Weiter ging es mit der sechsten Wertungsprüfung "Ourique" über 20,7 Kilometer. Die Reifen spielten wieder eine Rolle, denn der Schotter war etwas feuchter als in WP5. "Mit den weichen Reifen sollten die anderen Fahrer schneller sein", schätzte Ogier, der als Erster ins Ziel kam. "Mit den harten Reifen war es etwas rutschiger, langsamer und es gab weniger Traktion." Der Franzose sollte recht behalten, denn Neuville, Hirvonen und Tänak waren schneller.
Neuville holt erste Bestzeit in Hyundai-Farben
Neuville markierte seine erste Bestzeit in Hyundai-Diensten. "Meine Reifenwahl war in Ordnung, ich profitiere jetzt davon", spricht der Belgier seine weiche Mischung an. "Es war aber recht hart. Ich hoffe, ich habe das Auto nicht zu stark beschädigt." Es wurde an der Spitze spannend, denn Hirvonen kam dem Führenden Ogier bis auf 2,4 Sekunden nahe. Auch Tänak hatte nur 4,4 Sekunden Rückstand.
Dagegen büßte Östberg weitere Zeit ein und verlor als Vierter endgültig den Anschluss an das Spitzentrio. Sein Defizit wuchs auf 22,1 Sekunden an, obwohl der Norweger eigentlich Zeit aufholen wollte. Neuville hielt nach WP6 weiterhin Rang sechs und reduzierte seinen Rückstand dank der Bestzeit auf 39,7 Sekunden. Bei den Verfolgern hatte Volkswagen-Junior Andreas Mikkelsen mit starkem Untersteuern zu kämpfen. Als Meeke seinen Citroen ins Ziel brachte, hing der Reifen vorne rechts nur noch zur Hälfte auf der Felge.
Ogier fällt auf Rang drei zurück
Die erste Etappe wurde mit der zweiten Fahrt durch die 26,48 Kilometer lange "Almodovar"-Prüfung abgeschlossen. Regen hing in der Luft und es war die Frage, wie die weichen Reifen die Strapazen verkrafteten. Das Ergebnis zeigte, dass die weiche Reifenwahl doch die richtige war. Hirvonen markierte vor seinem Teamkollegen Tänak die Bestzeit. Für M-Sport war es die erste gewonnene Prüfung in diesem Jahr.
Da Ogier ganze 8,9 Sekunden langsamer war, zog das Duo in der Gesamtwertung an dem Franzosen vorbei. Hirvonen beendete den Tag als Führender. Seine weichen Reifen waren im Ziel komplett abgefahren. "Es war gut und ich hatte Grip. Ich bin zwar die schnellste Zeit gefahren, aber ich wusste nicht, ob die Reifenwahl richtig war", sagt der Finne. "Es war heute fantastisch, aber ich habe es genossen. Es wäre schön, wenn die Rallye schon vorbei wäre."
Tänak übernachtet sensationell als Zweiter. "Es war perfekt", freut sich der Este. "Die erste Schleife war sehr schwierig, denn der Aufschrieb hat nicht gepasst. Daran haben wir im Service gearbeitet. Jetzt war es viel besser." Am Samstag muss der Youngster gegen Ogier fahren. "Es wird natürlich schwierig werden, gegen ihn zu kämpfen", zollt er Respekt vor dem Weltmeister.
Ogiers harten Reifen waren schlussendlich doch falsch, denn im Ziel sahen seine Pneus ladenfrisch aus. "Ich hätte etwas weichere Reifen benötigt", meint der Vorjahressieger. "Als Erster auf der Strecke zu sein, war nicht zu schlimm, aber kein Vorteil. Wir sind hier und sehen morgen weiter." Sein Rückstand auf Hirvonen beträgt lediglich 6,5 Sekunden. Somit deutet sich eine spannende zweite Etappe an.
Citroen: Östberg Vierter, Meeke ausgeschieden
Östberg ist als Vierter der einzig verbliebene Citroen im Spitzenfeld. Allerdings verlor der Norweger am Freitag schon 25,6 Sekunden. "Ich pushe härter und es läuft recht gut. Die Bedingungen sind kniffliger als erwartet", sagt Östberg nach WP7. "Ich habe die falsche Reifenwahl getroffen. Wir haben gegeben, was wir konnten und werden es morgen wieder probieren." Auch Citroen war mit harten Reifen ausgerückt.
Pech hatte sein Teamkollege Meeke, denn in WP7 flog der Brite an der gleichen Stelle ab wie am Vormittag Evans. Somit war die Rallye auch für Meeke vorzeitig vorbei. Hyundai erlebte einen erfolgreichen Tag. Sordo setzte am Vormittag zwei Bestzeiten und Neuville holte sich am Nachmittag eine Prüfungszeit. Sordo hält Rang fünf und liegt nur eine Zehntelsekunde hinter Östberg. Neuville ist mit 42 Sekunden Rückstand Sechster.
Trotz der Topzeiten lief es für Hyundai nicht ganz optimal. "Am Ende haben die Reifen etwas abgebaut und ich bin vorsichtiger gefahren. Ich sollte eine etwas bessere Balance auf der Bremse haben", merkt Neuville Verbesserungspotenzial an. "Für Hyundai war es ein guter Tag. Am Vormittag hatte ich die falsche Abstimmung. Das ist schade, denn ich könnte in einer besseren Position sein." Juho Hänninen, der den dritten i20 WRC fährt, beendete den Tag als Achter, allerdings verlor sein Wagen etwas Öl.
Routinier Solberg, der wieder mit seiner österreichischen Co-Pilotin Ilka Minor zusammenarbeitet, verwendet als einziges WRC-Fahrzeug Pirelli-Reifen. Für das erfahrene Duo stand am Ende der Etappe Rang sieben in der Ergebnisliste. Volkswagen-Junior Mikkelsen und Privatier Martin Prokop (Ford) rundeten die Top 10 ab. Am Samstag stehen sechs weitere Prüfungen auf dem Programm.