Ford-Pilot Thierry Neuville übernimmt mit drei Bestzeiten am Freitagnachmittag die Führung bei der Rallye Frankreich - Sebastien Loeb fällt auf Rang vier zurück
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Drei Wertungsprüfungen - drei Bestzeiten: Thierry Neuville (Ford) war am Freitagnachmittag bei der Rallye Frankreich der Mann der Stunde und fuhr mit einer blitzsauberen Leistung an die Spitze der Gesamtwertung. Wie schon am Vormittag spielte das Wetter eine große Rolle, was sich auf die Reifenwahl auswirkte. Während Sebastien Loeb (Citroen), der die Rallye nach der vierten Wertungsprüfung (WP) angeführt hatte, ebenso wie der neue Weltmeister Sebastien Ogier (Volkswagen) auf eine Mischbereifung mit harten Reifen vorne und weichen Reifen hinten setze, ging Neuville ausschließlich mit harten Reifen auf die Strecke.
Da der erwartete Regen ausblieb und die Straßen zunehmend abtrocknete, erwies sich die Entscheidung des Belgiers als goldrichtig. Nach Bestzeiten auf den WP 5 und 6 übernahm der 25-Jährige die Führung in der Gesamtwertung, die er mit dem Hattrick auf WP 7 "Vosges - Pays d'Ormont" weiter ausbaute. Am Ende des zweiten Rallye-Tages liegt Neuville 9,9 Sekunden vor Citroen-Pilot Dani Sordo. "Wir haben von unserem Team super Informationen über das Wetter bekommen. Danach wusste ich, dass ich die richtigen Reifen habe und angreifen kann."
Loeb, der bei der Rallye Frankreich zum letzten Mal in der Rallye-WM antritt, verlor auf allen drei WP des Nachmittags Zeit auf Neuville und fiel so bis auf Rang vier der Gesamtwertung (+ 12,2 Sekunden) zurück. "Mit dem weichen Reifen war es auf der langen Prüfung schwierig", haderte Loeb mit seiner Reifenwahl. Durch die schwachen Zeiten des Franzosen rückte Jari-Matti Latvala (Volkswagen) auf Rang drei vor.
Schwierige Reifenwahl
Allerdings hatte sich auch der Finne mit der Abstimmung seines Autos verzockt. "Ich bin etwas enttäuscht über meine Leistung auf der langen Prüfung. Ich hatte erwartet, dass es nasser ist und habe das Auto weicher abgestimmt. Das war mein Fehler", so Latvala. Sein Teamkollege Ogier, der nach dem gestrigen Titelgewinn am Vormittag nur schwer in Schwung kam, kämpfte sich am Nachmittag mit kleinen Schritten Richtung Spitze zurück. "Heute Morgen war es schwierig. Heute Nachmittag wollte ich angreifen, denn am Vormittag war ich einfach zu langsam", sagt Ogier. "Aber ich glaube, wir haben die falsche Reifenwahl getroffen."
Ogiers Rückstand in der Gesamtwertung beträgt allerdings schon 28,7 Sekunden. Alle weiteren Fahrer liegen schon mehr als eine Minute hinter Neuville zurück. Insbesondere Mikko Hirvonen (Citroen) enttäuschtet am Freitag. Als Gesamtachter beträgt sein Rückstand auf Neuville 1:33,5 Minuten. "Das war kein guter Tag. Heute morgen habe ich einen Fehler gemacht, und jetzt hatten wir die falschen Reifen. Ich hatte mit Regen gerechnet, aber der ist nicht gekommen", so Hirvonen, der auf weiche Reifen gesetzt hatte.
WP5: Der Regen bleibt fern
Zu Beginn der Nachmittagsprüfungen hatte der Regen aufgehört, sodass sich die 10,66 Kilometer der Wertungsprüfung "Klevener 2" weitgehend trocken präsentierten. Allerdings gab es noch einige feuchte Stellen. Schon hier ging Neuvilles Reifenwahl auf, er setzte am Freitagnachmittag die erste Bestzeit. Allerdings war der Belgier nur 0,2 Sekunden schneller als Sordo, der auf eine Mischbereifung aus hart vorne - weich hinten gesetzt hatte. "Ich denke, unsere Reifenwahl war richtig, ich bin überall voll gefahren", zeigte sich Neuville zufrieden. Mit der drittschnellsten Zeit (+ 1,4 Sekunden) setzte Jewgeni Nowikow ein Ausrufezeichen.
Loeb verlor 2,7 Sekunden auf Neuville und haderte im Ziel mit der Reifenwahl: "Mit zwei harten Reifen vorne und zwei weichen hinten war es schwierig, schnell zu fahren." Weltmeister Ogier gelang es auch nach der Mittagspause noch nicht, die Müdigkeit aus den Knochen zu schütteln. 3,3 Sekunden Rückstand und Platz sechs hinter seinem Teamkollegen Latvala entsprach nicht den Erwartungen des Franzosen.
WP6: Neuville übernimmt das Kommando
Die sechste WP führte über 13,04 Kilometer von Massif des Grands Crus nach Ungersberg. Da weite Teile der Strecke durch den Wald führte, war die Straße noch nicht völlig abgetrocknet. "Es gibt noch einige nasse Stellen, und an den Abzweigungen ist es sehr schmutzig", beschreibt Latvala die Bedingungen, mit denen er jedoch gut zurecht kam, was sich in der zweitschnellsten Zeit zeigt.
Schnellster war jedoch - trotz der Wahl der harten Reifen - erneut Neuville. Mit der zweiten Bestzeit in Folge katapultierte sich der 25-Jährige an die Spitze, denn Loeb verlor 4,6 Sekunden auf die Zeit des Belgiers, der zu diesem Zeitpunkt in der Gesamtwertung 2,6 Sekunden Vorsprung auf den Rekordweltmeister hatte. "Bisher haben wir gute Informationen von unseren Wetter-Jungs. Wir haben die richtigen Reifen drauf und greifen an", sprüht Neuville vor Selbstvertrauen.
Hinter Sordo, der die drittschnellste Zeit fuhr, fand Ogier trotz einiger kleiner Fahrfehler mit der viertschnellsten Zeit wieder ein wenig in die Spur zurück. "Das Tempo ist immer noch nicht ganz da, aber ich fühle mich heute Nachmittag etwas wohler im Auto", sagt der frischgebackene Weltmeister.
In der WRC2 liegt Robert Kubica (Citroen DS3 RRC) weiterhin souverän in Führung. Auf den in der Klasse zweitplatzierten Elfyn Evans (Ford Fiesta R5) hat der Ex-Formel-1-Fahrer bereits dreieinhalb Minuten Vorsprung. Am Samstag wird die Rallye Frankreich mit sieben Wertungsprüfungen fortgesetzt, Start in den dritten Rallye-Tag ist um 9:23 Uhr.